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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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bei dem, was ich kannte.
    Auf der Fahrt fiel mir der Mann in Pittsburgh wieder ein, der mir die Geschäftskarte seiner Frau gegeben hatte, und ich kam zu dem Schluss, dass ein Taser die perfekte Back-up-Waffe sein könnte, wenn wir gerade nicht in Wolfsgestalt waren.
    Fühlte ich mich rundum wohl bei dem Vorhaben, eine Waffe zu kaufen? Nein, aber das hatte mehr mit persönlichem Stolz zu tun als mit meinen Grundsätzen. Ich war eine Werwölfin, verdammt noch mal. Ich verwendete keine Waffen. Doch inzwischen ging es nicht mehr nur um mich. Ich wollte leben und meine Kinder heranwachsen sehen. Also kaufte ich den Taser. Über den Ablauf der Transaktion möchte ich mich nicht weiter äußern – außer dass mein linksliberal eingestelltes Ich entsetzt war, während die Kämpferin auf dem Weg in die Schlacht sich darüber freute, keine Formulare ausfüllen und nicht sechs Wochen lang auf die Lizenz warten zu müssen.
    Sollte die Bestie aus der vergangenen Nacht uns wieder attackieren, dann würde der Taser sie vielleicht nicht davon abhalten können, aber er konnte sie hinreichend lähmen, um uns wenigstens eine bessere Chance zu geben.

    Wie sich herausstellte, brauchten wir keine Waffen. Der Wald machte mit seiner nächtlichen Symphonie weiter, während wir uns wandelten, mit nichts als dem üblichen Polster von Stille in unserer unmittelbaren Nähe; das bedeutete, wir waren die einzigen Beutegreifer weit und breit.
    Ich gebe zu, ich hatte gar nichts dagegen, dass wir nun eine Entschuldigung gefunden hatten, um in dieses Waldgebiet zurückzukehren; und es waren nicht nur die ungewohnten Tiere und Vögel und die neue Landschaft, die sich bis zum Horizont erstreckte. Dieser Wald wirkte anders. Sobald ich mich zu entspannen begann, spürte ich ein Prickeln im Nacken, das mich warnte, mich nicht zu behaglich und zu Hause zu fühlen. Die Dinge hier waren nicht so, wie ich es gewöhnt war, und ich musste wachsam bleiben.
    Es war anders hier. Und anders ist gut.

    Wir hatten uns an der Straße gewandelt, etwa dort, wo wir am vergangenen Abend geparkt hatten. Dann folgten wir dem Pfad bis zu Dennis’ Hütte.
    Unterwegs stießen wir auf die Stelle, an der ich angegriffen worden war. Ich hatte gehofft, in Wolfsgestalt und mit einer besseren Nase ausgerüstet, würde ich mehr Hinweise finden können, was genau uns da aufgelauert hatte. Aber obwohl ich es immer noch riechen konnte, war der muffige Geruch so überwältigend, dass es mir vorkam, als versuchte ich die Bestandteile eines billigen Parfüms zu identifizieren. Meine Nase und mein Gehirn rebellierten; sie nahmen nur noch den generellen Mief wahr … und weigerten sich, ihn näher zu bestimmen.
    Wir folgten der Fährte des Wesens fast eine Meile weit. Dann führte sie in einen flachen, schnell fließenden Bach, als hätte das Wesen gewusst, dass wir versuchen würden, ihm zu folgen. Wir liefen eine weitere halbe Meile weit an beiden Ufern entlang; da wir aber keinen Hinweis auf die Stelle fanden, wo es wieder herausgekommen war, gaben wir auf. So interessant dieses Rätsel auch war, heute Abend hatten wir ein wichtigeres Anliegen.
    In Dennis’ Hütte wandelte ich mich zurück, während Clay Wache hielt. Er hatte sich erboten, das Suchen zu übernehmen, um mir die zusätzliche Wandlung zu ersparen. Ich will jetzt nicht sagen, dass es für ihn weniger schmerzhaft ist – das kann ich einfach nicht beurteilen –, aber er tut es seit dem Alter, in dem die meisten Kinder lernen, Fahrrad zu fahren. Und ich habe nie erlebt, dass er eine Gelegenheit zum Wandeln ausgeschlagen hätte.
    Da ich mehr Erfahrung im Suchen und er mehr Erfahrung im Wacheschieben hatte, blieben wir bei unseren Rollen. Als Erstes sah ich mich nach irgendwelchen Hinweisen darauf um, dass Dennis das Wesen gesehen hatte – ein Foto, ein Tagebuch, irgendwas. Ich konnte nichts entdecken und ging bald darauf zur eigentlichen Aufgabe über – herauszufinden, wie dicht Dans Bericht über Dennis’ Tod an der Wahrheit gewesen war, und zugleich so viel wie möglich über den geheimnisvollen jüngeren Stillwell in Erfahrung zu bringen.
    Jetzt, nachdem ich mit beiden Tesler-Brüdern und mit Dan zu tun gehabt hatte, konnte ich ihre jeweilige Witterung identifizieren und den Abend in der Hütte rekonstruieren. Sie waren alle drei hier gewesen. Die Stelle, wo wir Dennis’ Leiche gefunden hatten, war mit Travis Teslers und Podrovas Geruch geradezu getränkt; demnach waren sie beide damit beschäftigt gewesen,

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