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Biss sagt mehr als tausend Worte

Biss sagt mehr als tausend Worte

Titel: Biss sagt mehr als tausend Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Moore
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mich zu, mit den Zähnen voran.
    Und ich greife nach dem Schalter an meinem Ärmel, doch da fällt er schon über mich her und beißt mir in den Hals. Er ist so stark, dass es mir vorkommt, als würde ich gegen ein Denkmal kämpfen, und ich höre, wie Jody schreit und mein Hals in Fetzen geht. Um mich herum wird alles dunkel, und ich denke: »Wieso sterbe ich? Was soll der Scheiß?«
    Plötzlich dieses laute Kleng wie eine Glocke, und ich spüre, wie Tommy von mir weggerissen wird. Irgend so was wie Licht geht an, und ich sehe die Gräfin, mit Fus stabiler Stehlampe in der Hand, wie eine Lanze. Offenbar hat sie Tommy damit so fest eins übergebraten, dass er von mir ablassen musste. Statt sich jedoch auf sie zu stürzen, kommt er gleich wieder auf mich zu und schmiert alles voller Blut.

    Und die Gräfin kriegt ihn von hinten am Kragen zu fassen, schleudert ihn herum und durch die kaputten Fenster hinaus, wobei er die Metallrahmen und alles mitnimmt.
    Er stößt schon wieder diesen Schrei aus, und ich halte mir den Hals und krieche irgendwie zu dem großen Loch, wo einmal die Außenwand des Lofts gewesen war, und Tommy liegt da unten mitten auf der Straße, nackt, zwischen Scherben und verbogenem Metall, aber irgendwie schafft er es, sich an einem Auto hochzuziehen.
    Da steht Jody neben mir. Und sie voll so: »Tommy! Tommy!«
    Aber er humpelt in die Gasse gegenüber, läuft, als wären seine Beine noch gebrochen, als heilten sie im Gehen und täten scheißweh.
    Also dreht Jody meinen Kopf zur Seite und zieht meine Hand von der Bisswunde. Mir ist, als müsste ich gleich in Ohnmacht fallen. Doch sie beugt sich herab und leckt an meinem Hals, dreimal, dann legt sie meine Hand wieder auf die Wunde.
    »Halt fest. Es ist gleich verheilt.« Dann hat sie mich geschüttelt und meinte voll so: »Und wo sind jetzt meine Sachen?«
    Und ich so: »Unterm Bett. Vakuumbeutel.«
    Ich glaube, da bin ich dann doch umgekippt, denn als Nächstes steht die Gräfin in Jeans und Stiefeln und ihrer roten Lederjacke vor mir und stopft Blutbeutel in meine Schultertasche.
    Und sie so: »Die nehme ich mit.«
    Und ich so: »’kay.« Und dann: »Ihr habt mich gerettet.«
    »Ich nehm mir auch die Hälfte von dem Geld«, sagte sie.

    Und ich so: »Ihr dürft nicht gehen. Wo wollt Ihr denn hin? Wer wird für Euch sorgen?«
    »So wie du?«, sagt sie.
    »Es tut mir doch leid«, sagte ich.
    Und sie voll so: »Ich weiß. Ich muss ihn finden. Ich hab ihm das alles eingebrockt. Er wollte es eigentlich gar nicht. Er wollte nur geliebt werden.«
    Also geht sie, ohne sich zu verabschieden, und ich voll so: »Gräfin, wartet, da draußen sind überall Vampirkatzen!«
    Und sie bleibt stehen und dreht sich um, voll so: »Waaaaas?«
    Und Jared nickt total und meint: »Echt jetzt. In echt.«
    Und ich so: »Chet hat ein paar Miezen in Vampirmiezen verwandelt. Gestern Abend haben sie den Kaiser überfallen und eine Politesse gefressen.«
    Und sie so: »Ach, du Scheiße.«
    Und ich voll so: »Ich weiß, ich weiß.«
    Schon war sie weg. Jared war dabei, ein paar entlaufene Ratten einzufangen, und er voll so: »Eure Kaution kriegt Ihr bestimmt nicht wieder.«
    Jody ist weg. Einfach weg. Allein in der Nacht. Genauso, wie Lord Byron in seinem Gedicht Die Finsternis sagt:
    »Das Dunkel brauchte
Ihre Hilfe nicht.
Sie war das All.
Jetzt würde ich gerne meine Schwester poppen.«
Ich paraphrasiere.

9
Tenderloin
    Wenn man in San Francisco gute Tacos sucht, fährt man in den Mission District. Hat man Lust auf Pasta, fährt man nach North Beach. Scharf auf Dim Sum, granulierte Hai-Vagina oder Ginseng-Wurzeln? Dann ist Chinatown genau das Richtige. Auf der Suche nach absurd überteuerten Schuhen? Union Square. Wer in Gesellschaft attraktiver Yuppies einen Mojito schlürfen möchte, sollte sich auf den Weg zur Marina oder in das Viertel südlich der Market Street machen. Gelüstet es einen allerdings nach einer Prise Crack, einer einbeinigen Hure oder jemandem, der in einer Pfütze Eigenurin liegt, ist das Tenderloin nach wie vor unschlagbar, und ebendort forschten Rivera und Cavuto nach einer vermissten Person. Oder besser gesagt: nach mehreren vermissten Personen.
    »Das Theaterviertel kommt mir heute irgendwie so verlassen vor«, sagte Cavuto, als er den zivilen Ford im absoluten Halteverbot vor der Sacred Heart Mission parkte. Das Tenderloin war gleichzeitig das Theaterviertel, was ganz praktisch war, wenn man eine erstklassige Show sehen, eine Flasche gepanschten Fusel

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