Biss sagt mehr als tausend Worte
hörte auf Bella.
»So viel anders nun auch wieder nicht«, sagte Makeda und ging die Treppe zum Cockpit hinauf. »Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen. Wann mussten wir das letzte Mal ran?«
»Vor hundertfünfzig Jahren. Macao«, sagte der Mann. Er hieß Rolf und war das mittlere Kind, der Friedensstifter, der zu Martin Luthers Zeiten von Elijah verwandelt worden war.
»Ist doch wahr«, sagte Makeda. »Wir segeln immer nur durch die Gegend und räumen hinter ihm auf. Wenn er so was noch mal macht, sag ich dem Jungen, er soll ihn tagsüber an Deck schleifen und filmen, wie er brennt. Das seh ich mir dann jede Nacht auf dem großen Bildschirm in der Messe an und lach mich tot. Ha!« Zwar war sie die Älteste, doch Makeda war auch der Wildfang.
»Und was ist, wenn wir mit dem Meister sterben müssen?«, fragte Rolf. »Was ist, wenn du plötzlich brennend in der Gruft aufwachst?« Er hielt die flache Hand an eine schwarze gläserne Konsole, und ein Schott schob sich zur
Seite. Das Cockpit bot Platz für dreißig Leute, war umsäumt von geschwungenem Mahagoni, Stahl und schwarzem Glas. Das Heck lag halb offen unter dem nächtlichen Himmel. Wäre das Ruder nicht gewesen, hätte es ausgesehen wie ein Art-déco-Sarg für eine Sternenreise.
»Ich bin schon mal gestorben«, sagte Makeda. »Es ist gar nicht so schlimm.«
»Du kannst dich doch gar nicht daran erinnern«, sagte Bella.
»Kann sein. Aber die Sache gefällt mir nicht. Ich hasse Katzen. Sollten wir für so was nicht unsere Leute haben?«
»Die hatten wir«, sagte Rolf. »Du hast sie vernascht.«
»Na, gut«, sagte Makeda. »Gib mir meinen Anzug.«
Wieder berührte Rolf die Glaskonsole, und ein Schott öffnete sich. Makeda holte drei schwarze Bodysuits hervor und reichte Rolf und Bella jeweils einen davon. Dann glitt sie aus ihrem roten Seidengewand und streckte sich, splitternackt, die Arme ausgebreitet wie eine geflügelte Siegesgöttin, den Kopf im Nacken, die Zähne gebleckt.
»Apropos Leute«, sagte Bella. »Wo bleibt der Junge eigentlich? Ich hab Hunger.«
»Er war gerade dabei, Elijah zu füttern, als wir aufgewacht sind«, sagte Rolf. »Er wird schon kommen.«
Elijah wurde unter Deck in einer Gruft verwahrt, die der ihren ganz ähnlich war, nur dass die Gruft des Obervampirs luftdicht verschlossen, von außen verriegelt und mit einer Luftschleuse ausgestattet war, damit der Junge ihn füttern konnte.
»Irie, meine untoten Dreadies«, sagte der Pseudo-Hawaiianer, als er die Treppe heraufkam, barfüßig und ohne Hemd,
mit einem Tablett voll rundlicher Kristallkelche in Händen. »Käpt’n Kona bringt euch lecker Labsal, ja?«
Jeder der Vampire beherrschte ein gutes Dutzend Sprachen, und dennoch hatte keiner den leisesten Schimmer, was Kona da redete.
Als er sah, wie Makeda sich streckte, blieb der blonde Rasta stehen und ließ beinah das Tablett mit den Gläsern fallen. »Oh, Schwester, Jah liebt dich. Schokoschnittchen schenkt uns hartes Holz, als würden ich und ich die Emily am Rolls betasten.«
Makeda ließ ihre Siegespose sein und sah Rolf an. »Hä?«
»Ich glaube, er hat gesagt, er würde dich gern schänden wie eine Kühlerfigur«, sagte Rolf, nahm einen Kelch vom Tablett und schwenkte die dunkle Flüssigkeit unter seiner Nase. »Thunfisch?«
»Frisch gefangen, Bruder«, sagte Kona, der seine liebe Mühe hatte, das Tablett im Gleichgewicht zu halten, während er gleichzeitig seine Erektion zu verbergen suchte, die seine Baggies ausbeulte.
Bella nahm ihr Glas vom Tablett und grinste, als sie sich umwandte und durch die getönten Scheiben auf die Stadt hinausblickte. Die Transamerica-Pyramide lag direkt vor ihnen, hell erleuchtet, der Coit Tower gleich rechts stand auf dem Telegraph Hill wie ein kapitaler Betonphallus.
Aufreizend trat Makeda an Kona heran. »Sollte ich mich von ihm einölen lassen, Rolf? Sehe ich fahl aus?«
»Hauptsache, du vernaschst ihn nicht auch noch«, sagte Rolf. Er saß auf einem der Ledersessel am Kommandostand, löste den Gürtel seines schwarzen Kimonos und fing an, sich den Kevlar-Anzug über die Füße zu ziehen.
»Niedlich«, sagte Makeda. Sie trat noch einen Schritt auf Kona zu, hielt ihren Anzug vor sich, dann ließ sie ihn fallen. Im nächsten Augenblick hatte sie sich in Nebel verwandelt und strömte in den Anzug, was aussah, als nähme ein weibliches Schlauchboot Gestalt an. Sie fing den letzten Kelch aus der Luft, als Kona zurückwich und das Tablett fallen ließ.
»Ölst du
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