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BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

Titel: BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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bereit, mich fallen zu lassen.
    Diego zuckte nicht weg oder schrie in Panik auf. Man roch keinen Rauch. Die Höhle war hundertmal heller als vorher, aber es schien ihm nichts auszumachen. Vielleicht war seine Geschichte über schattige Bäume also wahr. Ich betrachtete ihn aufmerksam, wie er neben der Säule aus Sonnenlicht kniete, bewegungslos, beobachtend. Es schien ihm gut zu gehen, aber seine Haut hatte sich leicht verändert. Eine Art Zittern, vielleicht von dem herabsinkenden Staub verursacht, reflektierte den Lichtschein. Es sah fast aus, als leuchtete er ein bisschen.
    Vielleicht war es nicht der Staub, sondern die Verbrennung. Vielleicht tat es nicht weh und er würde es zu spät bemerken ...
    Sekunden verstrichen, während wir reglos das Tageslicht anstarrten.
    Mit einer Bewegung, die vollkommen vorhersehbar und gleichzeitig absolut undenkbar schien, drehte er dann seine Hand mit der Handfläche nach oben und streckte seinen Arm in Richtung des Lichts aus.
    Ich reagierte schneller, als ich denken konnte, was verdammt schnell war. Schneller, als ich je zuvor reagiert hatte.
    Ich nagelte Diego an die Rückwand der mit Erde angefüllten kleinen Höhle, bevor er jenen letzten Zentimeter überbrücken konnte, der noch fehlte, um seine Haut dem Licht auszusetzen.
    Der Raum erstrahlte plötzlich in hellem Glanz und ich spürte die Wärme auf meinem Bein im selben Augenblick, als mir klar wurde, dass hier nicht genug Platz für mich war, um Diego an die Wand zu drücken, ohne dass irgendein Teil von mir mit dem Sonnenlicht in Berührung kam.
    »Bree!«, keuchte er.
    Ich drehte mich unwillkürlich von ihm weg und presste mich dicht an die Wand. Das Ganze hatte nicht mal eine Sekunde gedauert und die ganze Zeit wartete ich darauf, dass der Schmerz mich packen würde. Darauf, dass die Flammen zuschlagen und sich dann ausbreiten würden wie in jener Nacht, als ich
sie
getroffen hatte, nur schneller. Der blendende Lichtblitz war weg. Da war jetzt nur noch die Säule aus Sonnenlicht von vorhin.
    Ich sah Diego ins Gesicht - seine Augen waren weit aufgerissen, sein Mund stand offen. Er war vollkommen regungslos, was mich beunruhigte. Ich wollte einen Blick auf mein Bein werfen, aber ich hatte Angst zu gucken, was davon übrig war. Das hier war nicht wie bei dem Arm, den Jen mir abgerissen hatte, obwohl das stärker wehgetan hatte. Das hier würde ich nicht wieder in Ordnung bringen können.
    Immer noch kein Schmerz.
    »Bree, hast du das gesehen?«
    Ich schüttelte einmal kurz den Kopf. »Wie schlimm ist es?«
    »Schlimm?«
    »Mein Bein«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor. »Sag mir einfach, was davon übrig ist.«
    »Dein Bein sieht in meinen Augen ganz in Ordnung aus.«
    Ich sah schnell hin und es stimmte, da waren mein Fuß und meine Wade, genau wie vorher. Ich wackelte mit den Zehen. Alles in Ordnung.
    »Tut es weh?«, fragte er.
    Ich richtete mich vom Boden auf und kniete mich hin. »Noch nicht.«
    »Hast du gesehen, was passiert ist? Das Licht?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Sieh dir das an«, sagte er und kniete sich erneut vor den Lichtstrahl. »Und schubs mich diesmal nicht weg. Du hast bereits bewiesen, dass ich Recht habe.« Er streckte die Hand aus. Auch diesmal fiel es mir wieder fast genauso schwer, es mit anzusehen, obwohl sich mein Bein normal anfühlte.
    Im selben Augenblick, als er seine Finger ins Licht streckte, wurde die Höhle von einer Million glänzender regenbogenfarbener Lichtreflexe erleuchtet. Es war so hell wie um die Mittagszeit in einem Haus aus Glas - überall war Licht. Ich zuckte zusammen und schauderte dann. Ich war überall von Sonnenlicht bedeckt.
    »Unwirklich«, flüsterte Diego. Er hielt seine ganze Hand ins Licht und die Höhle leuchtete noch heller. Er drehte seine Hand um, um sich den Handrücken anzusehen, dann drehte er wieder die Handfläche nach oben. Die Reflexe tanzten, als ließe er ein Prisma kreisen.
    Es roch nicht verbrannt und er hatte ganz offensichtlich keine Schmerzen. Ich schaute mir seine Hand genau an und es sah aus, als hätte er Zigtausende winzige Spiegel auf der Hautoberfläche - zu klein, um sie wirklich ausmachen zu können -, die alle das Licht doppelt so stark reflektierten wie ein normaler Spiegel.
    »Komm her, Bree - das musst du ausprobieren.«
    Mir fiel kein Grund ein, um mich zu weigern, und ich war wirklich neugierig, aber trotzdem rückte ich nur widerwillig an seine Seite.
    »Keine Verbrennungen?«
    »Nein. Licht verbrennt uns nicht, es ...

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