Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

Titel: BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
unserer Vampirhorde folgten, aber ich merkte, dass er sich bei all den Neckereien über dieselben Sachen Gedanken machte wie ich.
    Und je weiter wir rannten, desto nervöser wurde ich. Denn wir rannten schnell und wir konnten unmöglich auf der falschen Fährte sein, aber es dauerte viel zu lange. Wir entfernten uns weit von der Küste, liefen das nächstgelegene Gebirge hinauf und darüber hinweg, hinein in unbekanntes Gebiet. Das war nicht das übliche Schema.
    Alle Häuser, die wir uns bisher geborgt hatten, egal ob auf einem Berg oder einer Insel oder auf dem Gelände einer großen Farm versteckt, hatten ein paar Dinge gemeinsam. Die toten Besitzer, den abgelegenen Ort und noch etwas anderes. Sie waren alle in gewisser Weise auf Seattle ausgerichtet gewesen. Hatten sich um die große Stadt herum angeordnet wie sie umkreisende Monde. Seattle war immer das Zentrum, immer das Ziel gewesen.
    Jetzt befanden wir uns außerhalb der Umlaufbahn und es fühlte sich so an, als stimmte daran etwas nicht. Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten, vielleicht hatte es nur etwas damit zu tun, dass sich heute so viele Dinge verändert hatten. All die Wahrheiten, die ich bisher verinnerlicht hatte, waren auf den Kopf gestellt worden, und ich hatte nicht die Nerven für weitere Umwälzungen. Warum hatte Riley nicht irgendeinen normalen Ort aussuchen können?
    »Komisch, dass sie so weit draußen sind«, murmelte Diego und ich konnte den scharfen Unterton in seiner Stimme hören.
    »Eher unheimlich«, murmelte ich.
    Er drückte meine Hand. »Alles okay. Der Ninjaklub wird mit allem fertig.«
    »Hast du schon einen geheimen Händedruck?«
    »Ich arbeite dran«, versprach er.
    Irgendwas begann an mir zu nagen. Es war, als könnte ich diesen seltsamen blinden Fleck geradezu spüren - ich wusste, da war etwas, das ich nicht sah, aber ich wusste einfach nicht, was. Irgendwas Offensichtliches ...
    Und dann, knapp hundert Kilometer westlicher als unser üblicher Radius, fanden wir das Haus. Man konnte es unmöglich verfehlen bei dem Lärm. Das
Bumm, Bumm, Bumm
der Bässe, der Videospiel-Soundtrack, das Knurren. Das war eindeutig unsere Gruppe.
    Ich machte meine Hand los und Diego sah mich an.
    »Hey, ich kenne dich doch überhaupt nicht«, sagte ich in spaßigem Tonfall. »Ich habe noch nicht mal mit dir geredet bei all dem Wasser, in dem wir den ganzen Tag über gehockt haben. Vielleicht bist du ja sogar ein Ninja oder ein Vampir.«
    Er grinste. »Das Gleiche gilt für dich, Fremde.« Dann leise und schnell: »Verhalt dich einfach so wie gestern. Morgen Nacht ziehen wir zusammen los. Spähen vielleicht ein bisschen was aus, finden noch mehr darüber heraus, was hier los ist.«
    »Klingt nach einem guten Plan. Und kein Wort.«
    Er beugte sich vor und
küsste
mich - es war nur ein flüchtiger Kuss, aber direkt auf die Lippen. Die Überraschung darüber durchzuckte meinen ganzen Körper. Dann sagte er: »Auf geht's«, und machte sich, ohne sich noch mal nach mir umzudrehen, auf den Weg den Berg hinunter direkt auf die Quelle des grauenhaften Lärms zu. Er spielte bereits seine Rolle.
    Ein wenig perplex folgte ich ein paar Meter hinter ihm, doch ohne zu vergessen, den Abstand zwischen uns einzuhalten, den ich auch sonst zwischen mir und jedem anderen gewahrt hätte.
    Das Haus war ein großes blockhausähnliches Teil, das zwischen Kiefern versteckt in einem kleinen Tal lag. Meilenweit gab es keine Anzeichen für irgendwelche Nachbarn. Alle Fenster waren dunkel, als wäre das Haus leer, aber die gesamte Struktur wankte unter den wummernden Bässen, die aus dem Keller dröhnten.
    Diego ging als Erster rein und ich versuchte mich hinter ihm zu bewegen, als wäre er Kevin oder Raoul. Zögerlich, meinen Sicherheitsabstand wahrend. Er fand die Treppe und polterte mit selbstsicheren Schritten hinunter.
    »Ihr wolltet mich wohl abhängen, ihr Loser, was?«, fragte er.
    »Oh, hey, Diego lebt«, hörte ich Kevin mit deutlichem Mangel an Begeisterung erwidern.
    »Das verdanke ich mit Sicherheit nicht dir«, sagte Diego, als ich in den dunklen Keller glitt. Das einzige Licht im Raum stammte von verschiedenen Fernsehbildschirmen, aber selbst das war mehr, als für uns nötig gewesen wäre. Ich ging schnell zu Fred, der ein ganzes Sofa für sich allein hatte, froh darüber, dass es in Ordnung war, wenn ich ängstlich aussah, denn ich konnte meine Angst unmöglich verbergen. Ich schluckte heftig, als mich der Ekel traf, und rollte mich an meinem üblichen

Weitere Kostenlose Bücher