Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

Titel: BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
drei Monate durch den Kopf gehen. »Eigentlich erklärt er uns nicht viel, nur das, was wir unbedingt wissen müssen.«
    »Wir müssen genauer zuhören.«
    Wir saßen schweigend da und versuchten, uns einen Reim darauf zu machen. Ich dachte hauptsächlich daran, wie viel ich nicht wusste. Und warum mich all das, was ich nicht wusste, bisher nicht gekümmert hatte. Es war, als hätte erst das Gespräch mit Diego bei mir für einen klaren Kopf gesorgt. Zum ersten Mal seit drei Monaten war
Blut
nicht das Wichtigste für mich.
    Wir schwiegen eine ganze Weile. Der schwarze Gang, durch den ich die frische Luft in die Höhle strömen spürte, war nicht mehr schwarz. Er war jetzt dunkelgrau und wurde mit jeder Sekunde geringfügig heller. Diego bemerkte, wie ich nervöse Blicke in die Richtung warf.
    »Keine Sorge«, sagte er. »An sonnigen Tagen dringt gedämpftes Licht hier herein. Es schadet uns nicht.« Er zuckte mit den Schultern.
    Ich rutschte näher an den Spalt im Boden, aus dem mit Einsetzen der Ebbe das Wasser verschwand.
    »Im Ernst, Bree. Ich bin schon tagsüber hier gewesen. Ich hab sogar Riley von dieser Höhle erzählt - und davon, dass sie meistens mit Wasser gefüllt ist, und er sagte, das wäre ja perfekt, wenn ich mal aus dem Irrenhaus rauswollte. Wie auch immer, seh ich aus, als wäre ich versengt worden?«
    Ich zögerte und dachte daran, wie anders seine Beziehung zu Riley war als meine. Er hob die Augenbrauen, während er auf eine Antwort wartete. »Nein«, sagte ich schließlich. »Aber ...«
    »Guck«, sagte er ungeduldig. Er kroch schnell zu dem Tunnel und streckte seinen Arm bis zur Schulter hinein. » Nichts .«
    Ich nickte einmal.
    »Bleib cool! Soll ich mal gucken, wie hoch ich komme?« Als er das sagte, steckte er bereits den Kopf in den Gang und begann zu klettern.
    »Nein, Diego.« Ich konnte ihn schon nicht mehr sehen. »Ich
bin
cool, ich schwör's.«
    Er lachte - es klang, als sei er bereits mehrere Meter den Gang hochgeklettert. Ich wollte hinter ihm her, ihn am Fuß packen und zurückziehen, aber ich war vor Angst wie erstarrt. Es wäre dumm, mein Leben zu riskieren, um einen völlig Fremden zu retten. Aber ich hatte schon so lange niemanden gehabt, der einem Freund so nahekam. Es wäre schon jetzt nach nur einer Nacht schwer, niemanden mehr zum Reden zu haben.
    »No me estoy quemando«,
rief er in spöttischem Tonfall herab. »Warte ... ist das ...?
Au!«
    »Diego?«
    Ich machte einen Satz durch die Höhle und steckte meinen Kopf in den Tunnel. Da war sein Gesicht, nur Zentimeter von meinem entfernt.
    »Buh!«
    Ich zuckte vor seiner Nähe zurück - nur ein Reflex, alte Gewohnheit.
    »Sehr witzig«, sagte ich trocken und trat zur Seite, als er zurück in die Höhle glitt.
    »Du musst mal locker werden, Bree. Ich hab das überprüft, okay? Indirektes Sonnenlicht kann dir nichts anhaben.«
    »Soll das heißen, dass ich mich einfach unter einen netten schattigen Baum stellen könnte und alles wäre in Ordnung?«
    Er zögerte einen Moment, als überlegte er, ob er mir etwas erzählen sollte oder nicht, und dann sagte er leise: »Ich hab das mal gemacht.«
    Ich starrte ihn an und wartete auf das Grinsen. Denn das war natürlich ein Witz.
    Es blieb aus.
    »Riley hat gesagt...«, hob ich an und dann brach meine Stimme ab.
    »Ja, ich weiß, was Riley gesagt hat«, räumte er ein. »Vielleicht weiß Riley nicht so viel, wie er zu wissen behauptet.«
    »Aber Shelly und Steve. Doug und Adam. Der Junge mit den leuchtend roten Haaren. Sie alle. Sie sind weg, weil sie nicht rechtzeitig zurückgekommen sind. Riley hat ihre Asche gesehen.«
    Unglücklich zog Diego seine Augenbrauen zusammen.
    »Jeder weiß, dass die Vampire früher tagsüber in Särgen lagen«, fuhr ich fort. »Um die Sonne zu meiden. Das weiß doch jeder, Diego.«
    »Du hast Recht. Alle Geschichten erzählen davon.«
    »Und was hat Riley denn davon, uns den ganzen Tag über in einem lichtgeschützten Keller - einer Art großem Gruppensarg - einzusperren? Wir demolieren nur das Haus und er muss sich mit den ganzen Streitereien rumschlagen und ständig gibt's Kämpfe. Du kannst mir nicht erzählen, dass ihm das Spaß macht.«
    Etwas, das ich gesagt hatte, ließ Diego aufhorchen. Er saß einen Augenblick mit offenem Mund da, dann schloss er ihn.
    »Was?«
    »Das weiß doch jeder«, wiederholte er. »Und was machen Vampire den ganzen Tag in den Särgen?«
    »Ah ... ach ja, angeblich schlafen sie, stimmt's? Aber ich schätze mal, sie liegen

Weitere Kostenlose Bücher