Bissig! (German Edition)
einfach ließ er sich nicht ausbooten. „Also, Raven, was ist?“
„Also gut. Aber du hältst dich ab sofort von Ushers Arsch fern. Wenn er wirklich ein Alien ist – vielleicht kann er Männer schwängern.“ Raven gackerte los und Jess verpasste ihm eine Kopfnuss.
„Ist gut jetzt, du Bastard.“
Kopfkino
Léon de Lorca Alvarez schaute sich in seinem Zimmer um. Es war bescheiden eingerichtet, nur ein relativ großer Raum mit verhängtem Fenster. Die schweren schwarzen Samtvorhänge hielten das Tageslicht draußen, denn er war zu alt, um in die übliche Starre zu fallen. Mit jedem Jahr wurde er stärker und musste sich weniger regenerieren. Trotzdem vertrug er die Sonne nicht.
Möbliert war das Hinterzimmer mit einem pompösen Sofa und einem ebensolchen Schreibtisch. Ansonsten hatte Léon nur noch einen Schrein für kultische Gegenstände anfertigen lassen, den er gut verschließen konnte. Diese Utensilien benötigte er für ihre Sitzungen, die denen der Freimaurerloge nachempfunden waren. Der Schrank stand in einer Ecke, ansonsten mochte Léon es kühl strukturiert. Mit der Zeit hatte er gelernt, sich auf das Wesentliche zu beschränken.
Seine Spezies war die kultivierteste auf dem Erdball und Vampire würden das Geschick dieser Welt lenken, schon bald. Die Fäden dazu lagen dann in seinen Händen: Er konnte die Regierungen der wichtigsten Staaten ebenso tanzen lassen, wie die großen Bosse der Wirtschaft. Das war wahre Macht, Léon schmeckte sie schon.
Kriege langweilten ihn, das waren Menschendinge, die er verächtlich betrachtete. Doch er würde ihnen dabei helfen, sich um die Förmchen im Sandkasten zu balgen.
Für einen Moment sah Léon sein Gesicht, das sich in einem glänzenden Messingkelch spiegelte. Das Grinsen wirkte selbst für ihn diabolisch. Mit seinem langen schwarzen Haar und den blassen Wangen wirkte er auf die Menschen überaus attraktiv, darum hatte er leichtes Spiel mit ihnen. Wenn jemand schön war, glaubten sie gern, was er erzählte. Das war kleingeistig, natürlich, aber überaus praktisch für ihn.
Léon drehte den Kelch in den Händen. Dieses Gefäß hatte einer seiner Diener mit viel Liebe, Spucke und Asche poliert. Weil er es ihm befohlen hatte und seine Leute ihm treu ergeben waren. Er scharte einen engen Kreis aus Menschen um sich, die alles für ihn getan hätten. Ob es nun die Leitung des Labors war oder die Organisation rund um die Entführungen. Léon lenkte die Geschehnisse mit eiserner Hand. Es war schon genug schiefgegangen, sie mussten vorsichtig sein.
Die Räumlichkeiten hatten sie über Mittelsmänner gemietet, es war nichts zurückzuverfolgen. Überhaupt waren sie sehr beweglich und jederzeit bereit, alle Spuren zu verwischen. Obwohl er die Menschen nicht ernst nahm, konnten sie unangenehm werden, wenn sie in Massen auftraten.
Vor allem dieses FBI war eine überaus ärgerliche Vereinigung. Sie hatten das Labor gefunden und die Wissenschaftler verhaftet. Jetzt lagen seine Forschungen brach und die bisherigen Erkenntnisse konnten verraten werden. Doch da gab es Komponenten, die sie nicht verstehen würden … diese Sicherung hatte er eingebaut. Selbst seine engsten Vertrauten waren nicht eingeweiht. Die letzten Schritte zum Erfolg würde Léon allein gehen, trotzdem würde er nicht einsam sein. Dafür war gesorgt.
Angewidert stellte er den Kelch auf den Tisch. Das Blut darin war kalt und geronnen. Der Sinn stand ihm heute gar nicht danach, sich vor die Mitglieder seiner Gruppe zu stellen. Doch sie erwarteten eine inspirierende Rede von ihm. Die sollten sie haben, obwohl ihn dieses Getue langweilte. Er brauchte seine Jünger noch, zumindest einige.
Usher spielte gedankenverloren mit dem kleinen Karton, in dem der Fischburger gewesen war. Gut, er hatte erträglich geschmeckt, obwohl ihm etwas anderes vorgeschwebt hatte. Was er mit der Tüte Kartoffelchips sollte – mit Barbecue-Geschmack -, wusste er auch nicht. Wirklich angewidert starrte Usher aber den Riesenbecher mit Cola an: Er hasste das klebrige Zeug.
Wahrscheinlich war es seine Schuld. Nachdem ihn dieser Senior unter den Agenten von Rabenstein alleingelassen hatte, angelte Usher sich erneut die Akte des Mordfalles mit dem jungen Mädchen. Ganz vertieft las er die Berichte durch und betrachtet die Bilder. Was war passiert?
Es sah beinahe vor seinem geistigen Auge, wie viel Angst sie gehabt hatte, spürte ihren Schmerz. Wenn ein Vampir sie einfach leergesaugt hatte, war ihr Tod allerdings nicht allzu
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