Bissig! (German Edition)
… komisch. Wie bist du mit ihm klargekommen?“
Ein entrücktes Lächeln machte sich auf Jerrys Gesicht breit.„Er fand meine Wohnung zu dreckig.“
„Aha … und sonst?“
„Er ist sehr nett.“ Die Art, wie Jerry sich plötzlich wand, ließ darauf schließen, dass er Usher nicht ganz so komisch fand wie Jess. Es rumorte in seinem Bauch.
„Du wirst ja knallrot“, stellte Jess fest. „Hat er dich angebaggert?“
„Nein!“ Jerry wandte sich zum Gehen und Jess runzelte die Stirn. Sein Freund war ja total aufgebracht.
„Hör mal. Hat er dir irgendwie … wehgetan?“ Jess wusste um Jerrys Kindheit, und wenn Usher sich so aufgeführt hatte wie bei ihm, konnte der Schuss nach hinten losgegangen sein.
„Im Gegenteil“, meinte Jerry und wurde noch roter. „Er war wirklich sehr nett und ich würde mich freuen, wenn er heute Nacht auch wieder bei mir schlafen könnte.“ Die letzten Worte flüsterte Jerry kaum hörbar.
Warum hatte Jess gerade das Gefühl, dass ihm jemand ins Herz stach? Wo kam das denn auf einmal her? Gequält lächelte er Jerry an. „Ich weiß nicht, was Raven mit ihm vorhat“, sagte er deshalb knapp. „Du, ich muss ins Büro. Wir sehen uns.“
Wenig später betrat Jess das Büro, das er mit Raven teilte. „Was gibt es, Boss?“ So ganz gefiel er Jess nicht.
„Wir müssen über Usher reden.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Sag bloß, du glaubst ihm diese ganze Geschichte mit diesem Vampirquatsch?“ Jess zwinkerte Raven zu. Solche Zugeständnisse hätten ihm nicht ähnlich gesehen.
Raven seufzte abgrundtief. „Er hat bei den Tests nicht einmal gelogen. Auch mit dem Wahrheitsserum nicht. Er ist felsenfest von dem überzeugt, was er sagt … und dann ist da das hier.“
Mit einer stoischen Geste schob Raven ihm ein Papier über den Tisch. Ein Blick sagte ihm, dass es die Ausdrucke von Ushers Hirnströmen waren. Jess zuckte nur die Achseln. „Ich kann keine EEGs lesen, das weißt du doch. Erkläre es mir.“
„Diese Wellenmuster sind nicht … menschlich, zumindest ein Teil davon. Ich habe die Daten schon mit anderen EEGs verglichen und die Werte sogar zur George Washington University, School of Medicine and Health Sciences geschickt. Zum Glück stellt mein Kumpel dort keine Fragen. Die Rückantwort war nur die Feststellung, dass wir einen Außerirdischen gefangen hätten.“ Raven wirkte völlig aufgelöst, und Jess hatte auf einmal Mitleid mit ihm.
„Was ist, wenn das EEG-Gerät einfach nur kaputt ist? Hast du daran schon mal gedacht?“
„Es funktioniert hervorragend. Jess, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Es gibt vielleicht wirklich solche Dinge. Alles spricht bisher dafür.“ Sein Chef hockte völlig verkrampft auf dem Stuhl.
„Was ist mit deinem Fall von heute Morgen? Du sagtest ja …“
„Richtig, Jess. Ich habe Usher die Akte gezeigt, als er im Untersuchungsraum war. Für ihn war es sofort klar, dass die Tat von einem Vampir begangen wurde. Deshalb … Jess, du bist von diesem Fall jetzt abgezogen. Ich werde mich selbst darum kümmern.“
Hatte er sich verhört? „Wie bitte, Raven? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Erst hast du mich mit nicht ganz koscheren Mitteln auf ihn angesetzt, und jetzt machst du lieber selbst weiter? Gefällt dir sein Arsch jetzt auch?“
Mit lautem Krachen flog Ravens Faust auf den Schreibtisch. „Jess, ich möchte dich da nicht mit reinziehen!“
Höhnisch lachte Jess auf und beugte sich vor. Raven hatte geweitete Pupillen wie eine Katze, die gerade Beute entdeckt hatte. „Ich stecke doch schon bis zum Arsch mit drin. Du wirst mir den Fall verdammt noch mal nicht entziehen! Außerdem … hast du was eingeworfen?“
Plötzlich wand sich Raven. „Ich brauchte ein Beruhigungsmittel. Jess, ich …“
„Setz dich. Keine Widerrede.“
Da war Jess schon bei Raven und leuchtete ihm mit der Mini-Maglite, die er an seinem Schlüsselbund trug, in die Augen. „Du stehst unter heftigem Medikamenteneinfluss. Das waren keine Baldriantropfen, Raven. Wenn Lewis das erfährt, ist dein Arsch erst einmal suspendiert.“
Ein fieses Grinsen kroch über Jess' Gesicht, er spürte es regelrecht. „Ich mache dir einen Vorschlag. Ich halte darüber die Klappe, gehe davon aus, dass es ein einmaliger Ausrutscher war, und ich ermittele mit dir zusammen weiter.“
„Du erpresst deinen Chef, das weißt du.“
„Ich würde es nicht tun, wenn mein Chef nicht stoned wäre“, gab Jess zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. So
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