Bissig! (German Edition)
Ich habe die Anweisung von Lewis, ihn nicht unbeaufsichtigt zu lassen.“
„Könnten Sie die Zuständigkeiten später klären? Ich muss wirklich dringend urinieren.“
Seufzend schluckte Jess seinen Protest herunter. „Dann komm mit, Usher.“ Er führte ihn zu der nächsten Toilette und trat mit ein.
„Willst du mir beim Pinkeln zusehen?“ Usher hatte doch tatsächlich schon wieder dieses Grinsen im Gesicht. Die Duschszene kam Jess in den Sinn. Das könnte dem Kerl so passen … „Nein, ich muss zufällig auch.“
Fast zeitgleich öffneten sie ihre Hosenschlitze. Usher stöhnte erleichtert auf, als der Druck scheinbar nachließ. Schon für sein Seelenheil bemühte sich Jess, nicht auf seinen Schwanz zu starren, aber der Engländer machte es ihm nicht leicht. Konzentriert spielte Usher mit dem Hygienestein im Urinal, indem er ihn mit dem Strahl hin- und herbewegte.
Warum musste er jetzt wieder an Jerry denken? Ob zwischen den beiden etwas gelaufen war? Jess schluckte hart, es gefiel ihm nicht, wonach es aussah. Vielleicht konnte er Usher ein wenig auf den Zahn fühlen, der Kerl war ja im Allgemeinen ganz auskunftsfreudig.
„Ich habe gehört, das 'Ambiente' bei Jerry hätte dir nicht ganz zugesagt. Hat der Herr denn trotzdem sanft geruht?“, tastete er sich möglichst unverfänglich an das Thema heran.
Vor seinem geistigen Auge sah er Usher zwischen Unordnung und Staubflusen sitzen. Immerhin kannte Jess Jerrys Domizil bestens. Sie hingen öfter gemeinsam ab und quatschten bei guter Musik.
Usher hatte seine Aktion mit dem Lutschbonbon, wie man den WC-Stein schon mal scherzhaft nannte, beendet und schloss sichtlich zufrieden seine Jeans. Vorher hatte er einen kurzen Blick auf Jess' Schwanz geworfen, was ihm nicht entgangen war. Seine Kopfhaut prickelte, aber das durfte jetzt nicht wichtig sein.
„Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist die Nachtruhe sehr angenehm verlaufen.“ Das Grinsen, das diese Worte begleitete, war so anzüglich, dass Jess am liebsten geknurrt hätte. Schlauer war er jetzt auch nicht, aber sein Kopf war voll mit unliebsamen Bildern.
Jerrys Geschichte war ihm bekannt, wahrscheinlich war sein Freund einem Charmeur solchen Kalibers hilflos ausgeliefert. Jess konnte sich vorstellen, dass jedes Wort aus diesem sinnlichen Mund Balsam für Jerrys gebeutelte Seele war. Sein Herzwummern musste aufsteigende Wut sein. Vielleicht war es besser, das Thema gedanklich zu verlassen.
„Wenn du denn fertig bist, sollten wir schnell zum Boss gehen. Er war schon etwas stinkig wegen des Zusammenstoßes auf dem Flur und ist generell ungeduldig.“ Oh ja, das passte. Wobei Raven schon beinahe desorientiert gewirkt hatte. Jess hoffte, dass er es diesmal mit dem eingeschmissenen Cocktail nicht übertrieben hatte.
Usher trocknete ebenfalls seine Hände und warf das Handtuch geschickt in den Behälter. Anscheinend machte er aus allem ein Spiel. Das machte Jess knurrig, denn er musste sich eingestehen, es irgendwie interessant zu finden. Sicher war Usher beim Sex auch fantasievoll …
„Los jetzt.“ Unsanft schob er Usher vor sich her, auf dem direkten Weg zu Ravens und seinem Büro. Diesmal klopfte Jess artig bei seinem eigenen Büro an, um den Chef nicht zu reizen, und wartete auf das gebellte „Herein“.
„Setzen Sie sich, Mr. Grey“, sagte Raven sichtlich schlecht gelaunt. „Wir haben jetzt Dinge zu besprechen, die von Mutmaßungen zu Tatsachen geworden sind. Ich will gar nicht groß um den heißen Brei reden. Sie haben uns zu Ihrer Person einiges verschwiegen und ich will jetzt die Wahrheit hören. Zum Beispiel interessiert mich brennend, warum es Hinweise auf Manipulation unserer medizinischen Geräte gibt.“
Gern hätte Jess breit gegrinst, sein Boss versuchte Usher zu provozieren. Raven selbst hatte eine entsprechende Fehldiagnose ausgeschlossen, wusste aber anscheinend nicht weiter.
„Was soll ich denn an Ihren unfehlbaren Methoden gedreht haben? Ich könnte mir nur vorstellen, dass die Werte darauf hindeuten, ich wäre selbst ein magisches Wesen. Wobei ich mit dieser Feststellung nicht einverstanden bin, mir fehlen die Beweise“, bemerkte Usher bissig. „Und es geht dabei um meine verdammte Existenz als … was? Ich bin zeit meines Lebens ein Mensch gewesen, wurde aber vor Kurzem damit konfrontiert, angeblich ein … ein … ach, Bullshit!“
„Ein was?“, schoss Ravens Stimme wie eine Pistolenkugel durch den Raum. Angespannt lehnte er sich vor und legte die Fingerspitzen
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