Bissig! (German Edition)
kuschelte er sich an Usher. „Nach den Ereignissen sollte ein Haftbefehl kein Problem darstellen. Komm, lass uns mal mit Raven darüber reden. Wo steckt er eigentlich?“
Verschlagen grinsend berührte Usher Jess` Hand. Er nahm seinen Mittelfinger zwischen Daumen und Zeigefinger und fuhr sanft daran auf und ab. Jess musste sich beherrschen, um nicht aufzustöhnen.
Usher lachte leise. „Raven wollte zu Jerry fahren, aber er wird bald zurückkommen. Es ist Mittag. Da schläft Spitzzähnchen wie ein Stein und wird keinen in seine mittlerweile schön abgedunkelte Wohnung lassen. Aber ich wollte Raven diese Erfahrung selbst gönnen.“
Jess starrte immer noch wie gebannt auf Ushers Hand, die seinen Finger rieb. Es brauchte verdammt viel Selbstbeherrschung, damit er sich neben diesem scharfen Engländer überhaupt auf die Arbeit konzentrieren konnte. „Wir brauchen Raven aber hier. Wenn wir die Chance haben, diesen Alvarez morgen Abend zu fassen, dann sollten wir jetzt …“
Die Tür flog auf und Jess zuckte zusammen wie ein Schuljunge, den der Lehrer beim Spicken erwischt hatte. Hastig nahm er seine Hand vom Tisch.
„Der Kurze hat nicht aufgemacht. Guten Hunger.“ Raven packte eine Riesentüte mit Subway-Sandwiches auf den Tisch und Jess schaute seinen Chef verwundert an. Normalerweise wäre Raven nach solch einer Aktion gereizt, aber heute leuchteten seine Augen. Er hatte sogar an sie gedacht und einen Snack mitgebracht.
„Ich dachte, wir genießen noch normales Essen, solange wir können“, meinte Raven sarkastisch und zupfte an seinem Unterlippenbart. Dabei wanderte sein Blick allerdings verstohlen an die Wand und Jess schaute nun ebenfalls dorthin. Ravens Bartgezupfe hatte sicher etwas zu bedeuten.
Da sah Jess die Brandflecken. Er saß schon seit einigen Monaten mit in diesem Büro, deshalb beachtete er es nicht mehr. Aber jetzt sprang er auf und ging zu der Wand.
„Raven, was ist das?“, fragte Jess. „Ich habe den Eindruck, du kannst es uns erklären.“ Zu seiner Überraschung wurde Raven dunkelrot.
Nun war Usher ebenfalls aufgestanden. „Unser lieber Chef hat Simeon kennengelernt, und zwar von hinten.“
Raven japste nach Luft. „Wo… woher weißt du …?“
„Wer ist Simeon?“ Ein ganz blödes Gefühl beschlich Jess. Vielleicht lag es an der Art, wie Usher den Namen aussprach.
„Ein Feuerdämon, der sich von sexueller Energie ernährt. Offenbar hat er hier gefrühstückt. Simeon ist mein Freund“, erklärte Usher schmunzelnd.
Schon wieder fühlte es sich an, als ob Jess jemand einen Dolch in die Brust gerammt hatte und nun langsam herumdrehte. Usher war also nicht solo, so wie es sich anhörte. Da war offensichtlich noch jemand, mit dem er ihn sich teilen musste. Wie viele Lover hatte er? Es zerriss Jess fast.
Ravens Husten riss ihn allerdings aus seinen Gedanken. „Simeon hat nach dir gefragt“, keuchte sein Chef mit puterrotem Gesicht.
„Ah, und wo ist er jetzt?“ Usher hatte sich wieder hingesetzt und nahm sich eines der Sandwiches aus der Tüte. War das alles, was ihn interessierte?
„Ehm … er ist wieder zurück durch die Wand gegangen“, meinte Raven, als ob es das Natürlichste der Welt wäre. Irgendwie reagierten alle im Moment etwas strange.
Ein Dämon … Jess kam bei alldem nicht mehr mit. Anscheinend hatte Ushers Freund sich auch an Raven gütlich getan, also konnte es so dick mit der Freundschaft nicht sein. Das erklärte auch Ravens gute Laune gekoppelt mit der Fahrigkeit. Der Gute war durchgepimpert worden. Wahrscheinlich hatten sie sich in wilder Lust die Klamotten vom Leib gerissen - das würde auch erklären, warum Raven sein Hemd trug.
„Da wäre noch etwas anderes, was wir dringender besprechen müssen“, meldete sich Jess zu Wort. „Alvarez hält morgen Abend eine Rede bei einer Freimaurerversammlung im Capitol. Das ist die Gelegenheit, ihn zu packen.“
„Hey, das ist toll, gute Arbeit. Lass uns sofort eine Strategie ausarbeiten“, sagte Raven. „Wir müssen den Kerl erwischen, bevor er seine abstrusen Pläne umsetzen kann.“
So wirklich bei sich war Raven allerdings noch nicht, Jess kannte ihn sehr gut. Beinahe wäre er ein wenig neidisch geworden, dass Raven anscheinend ein verdammt heißes Abenteuer erlebt hatte.
Doch dann traf er Ushers Blick …
Usher hatte einiges an Frust abzubauen. Ob es nun die Schuldgefühle waren, weil er Jerrys Wandlung nicht hatte verhindern können, oder die Tatsache, dass er Simeon verpasst hatte … auch
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