Bissig! (German Edition)
noch, Usher Grey. Wenn du nicht mein Gefährte sein willst, mache ich dich zu meinem Schoßhund.“ Léon lächelte bitter.
„Team Bravo sichert die zwei Hintereingänge des Besucherzentrums. Die Scharfschützen auf das Dach in Stellung“, schnarrte Ravens Stimme in das Mikro seines Headsets, und das erste SWAT-Team machte sich eilig auf den Weg.
„Team Alpha wie besprochen: zwei an den Vordereingang, und der Rest bereithalten. Usher und Jess – folgt mir.“
Raven hatte darauf bestanden, den Einsatz höchstpersönlich zu leiten. Wenn etwas schiefging, konnte er es auf seine Kappe nehmen. In dem Moment, wo Vivien sicher aus der Obhut der Entführer zurück war, hatte er wieder die Leitung des Falles übernommen. Zusätzlich ließ er es sich auch nicht nehmen, als Scout die beiden SWAT-Teams zu führen.
Ihm entging jedoch nicht, dass Usher und Jess seit heute Morgen eine völlig andere Körpersprache besaßen, wenn sie zusammen waren. Ihre kleinen Gesten sagten mehr als tausend Worte. Sie waren frisch verliebt, anscheinend war etwas Besonderes zwischen ihnen vorgefallen.
Raven seufzte. Auch wenn Simeon ihn gestern rangenommen hatte – er wünschte sich sehnlichst eine neue feste Beziehung. Die Nächte der letzten Jahre waren verdammt einsam gewesen. Nun hatte Jess sich zu allem Überfluss den Engländer gekrallt. Um sich von der Vorstellung abzulenken, wie die beiden sich lustvoll stöhnend im Bette wälzten, überprüfte Raven zum wahrscheinlich zehnten Mal seine beiden Pistolen samt Halfter und Magazinen, dazu sämtliche Taschen mit Blendgranaten, Rauchbomben und anderen Werkzeugen.
Jeder der Cops hatte zusätzlich eine großkalibrigere Glock bekommen – und spezielle Kugeln dafür. Nur Raven, Jess und Usher wussten, dass sie aus Silber waren. Es war ein logistischer Albtraum gewesen, so schnell spezielle Munition zu organisieren, ohne unangenehme Fragen zu provozieren. Aber sie hatten es geschafft.
Während Raven sich an die Spitze des Trupps setzte, winkte er den anderen zu. Jetzt waren die Männer nur noch durch Namensschilder zu erkennen, die an ihren kugelsicheren Westen befestigt waren, denn sie trugen bereits Helme und Schutzbrillen.
Als sie am Eingang des Kapitols angekommen waren, wo sich das Besucherzentrum und die Tagungsräume befanden, teilten sie sich auf und gingen paarweise weiter. Es war geplant, dass Jess und Usher auf Alvarez zugehen und ihn festnehmen sollten.
Raven gab seinen Teams Zeichen, sich zu beeilen. Die Menschen reagierten bereits panisch, als sie die SWAT-Cops sahen. Mit Gesten beruhigten sie die Passanten und wiesen sie an, möglichst schnell und ruhig diesen Trakt des Gebäudes zu verlassen.
Nach diesem Akt atmete Raven tief durch. Das war gut verlaufen. Schwierig würde es werden, wenn sie gleich den Versammlungssaal der Freimaurer stürmen würden. Für den Anfang ging er zusammen mit Jess und Usher hinein, nur Sekunden später würden fünf weitere Cops dazustoßen.
In Anbetracht der Tatsache, dass viele ranghohe Politiker und Geschäftsleute hier versammelt waren, hatte Raven abgelehnt, sofort mit Rauchbomben und Blendgranaten vorzugehen. Stattdessen würden sie zuerst versuchen, den verfluchten Südländer auf die normale Weise festzunehmen.
Dabei wägte Raven ab, ob Alvarez seine übermenschlichen Kräfte einsetzen und sich vor den Anwesenden bloßstellen oder seine Maskerade als normaler Mann aufrechterhalten würde. Das war abhängig davon, wie hoffnungslos die Lage für den Vampir erschien.
Damals, als er noch aktiv im Außendienst war, hatte Raven oft die Verhandlungen geführt und dank seiner psychologischen Fähigkeiten so manches Unglück abwenden können. Aber das traf nur auf normale Menschen zu. Wann hatte so ein Blutsauger die Toleranzgrenze erreicht? Das war ein Faktor, den er nicht vorhersehen konnte.
Zuerst hatte Raven sogar in Erwägung gezogen, im Anzug in die Versammlung zu spazieren und Mr. Alvarez einfach zu bitten, mitzukommen. Diesen Gedanken hatte er aber sofort wieder verworfen, obwohl es für den getarnten Vampir ein Entgegenkommen gewesen wäre, das ihm ermöglicht hätte, den Saal ganz normal zu verlassen. Lewis hatte den Vorschlag als „Selbstmordkommando“ abgetan, wobei er nicht ganz unrecht hatte.
Eine normale, in die Ecke gedrängte Zielperson würde im schlimmsten Fall eine Geisel nehmen und mit Erschießung drohen, Selbstmord begehen oder auf die Cops feuern. Was würde ein Vampir tun? Raven war der Meinung, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher