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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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machen sie nur einen Ausflug. Genau wie wir.«
    »Genau. Ein Mitternachtspicknick auf dem Knochenhügel«, sagte Daka.
    »Und was wollen sie picknicken?« Helenes Blick glitt ängstlich über ihre Freunde und schließlich an sich selbst herab.
    »Gumox!«, meinte Silvania schnell. »Seit wann fressen Fledermäuse Menschen?«
    »Oder Halbvampire«, fügte Daka hinzu.
    »Seit wann sind Fledermäuse so groß wie Gorillas?«, wandte Ludo ein.
    »Auf jeden Fall sollten wir keine hektischen Bewegungen machen«, flüsterte Helene. »Das verschreckt die meisten Tiere. Sie bekommen dann Panik, stürmen wild drauflos und meinen, sich verteidigen zu müssen. Habe ich mal in irgendeiner Tiersendung gesehen.«
    »Kamen darin auch milchäugige Riesenfledermäuse vor?«, fragte Daka.
    Helene sah ihre Freundin verwirrt an.
    »Wir müssen versuchen, mit ihnen zu reden. Vielleicht haben sie sich nur verflogen«, schlug Silvania vor. Sie hatte großes Vertrauen in die Macht der Wörter. Immerhin versetzte sie ein Buch Woche für Woche in eine andere Welt – wenn das keine Macht war.
    »Lieber mit ihnen reden, als ihnen die Kralle schütteln«, fand Helene.
    »Fang du an«, forderte Daka ihre Schwester auf.
    »Wieso ich?«, fragte Silvania.
    »Du hast es vorgeschlagen. Außerdem kannst du gut reden«, erwiderte Daka.
    »Aber du hast ein Haustier. Du kannst besser mit Tieren umgehen«, sagte Silvania.
    Ludo räusperte sich. »Ich rede mit ihnen.«
    Helene, Silvania und Daka sahen mit großen Augen zu Ludo, der aufstand. Ganz langsam wie ein alter Fahrstuhl. Er strich sich die feuchten Hände an der Hose ab, holte Luft und begann: »Hallo, Sie Fledermäuse da! Können wir Ihnen irgendwie helfen? Haben Sie sich verflogen?«
    Die vier starrten nach oben.
    Die Fiedermonster kreisten unbeirrt über dem Gipfel des Knochenhügels. Ihre trüben Augen sahen stumm in die Nacht.
    »Vielleicht verstehen sie kein Deutsch«, flüsterte Silvania.
    »Ich versuche es auf Vampwanisch«, beschloss Daka und stand ebenfalls langsam auf. Sie wollte die Fiedermonster nicht durch eine hektische Bewegung verschrecken. Außerdem waren ihre Beine weich wie Schweinskopfsülze. »Hoi, flatliaci! Tschemu jobjei fuglut om hugla sterpel?«
    Helene zupfte an Dakas kurzem schwarzem Rock. »Was hast du zu ihnen gesagt?«
    »Ich habe sie gefragt, warum sie um den Knochenhügel herumfliegen.«
    Doch keine der Riesenfledermäuse antwortete. Sie kreisten um den toten Baum. Eine der Fledermäuse hob kurz eine Fußkralle und stieß eine grünlich gelbliche Wolke aus.
    Daka, Silvania, Helene und Ludo hielten sich die Nase zu.
    »Vielleicht mögen sie kein Vampwanisch«, sagte Silvania, nachdem die Luft sich wieder gebessert hatte. »Ich versuche es auf Englisch. Das spricht heutzutage fast jeder.« Silvania blieb sitzen. Nur zur Sicherheit. Sie wollte keinen Zentimeter näher an diese unheimlichen Wesen heran. Silvania drückte den Rücken durch und reckte den Kopf gen Himmel. »Good midnight, my dear flying mice ... ähm, ich meine, my dear bats. Why are you flying around the bonehill? Can we help you?«
    Silvania war sich sicher, dass ihr Englisch-Nachhilfelehrer Jacob stolz auf sie gewesen wäre. Die gigantischen Fledermäuse hingegen waren weniger beeindruckt.
    Helene versuchte es danach auf Französisch. Ludo auf Spanisch, Russisch und Kroatisch. Keine Reaktion. Entweder, sie verstanden die Kinder wirklich nicht, oder sie wollten nicht mit ihnen reden.
    Die Fiedermonster reagierten nicht auf die Fragen. Aber sie schienen untereinander zu kommunizieren. Ludo, Daka, Silvania und Helene spürten es deutlich – etwas ging da oben vor. Die Abstände zwischen den gespenstischen Schreien, die die Fledermäuse ausstießen, wurden immer kürzer. Die Schreie wurden immer schärfer. Immer öfter bewegten die Fledermäuse ihre gewaltigen Schwingen, flogen immer schneller. Sie hatten die Haifischflossenohren aufgestellt, die Krallen ausgestreckt.
    Daka, Silvania, Helene und Ludo rückten unwillkürlich immer näher an den toten Baum auf dem Gipfel des Knochenhügels heran. Als könnten seine kargen Äste ihnen Schutz bieten. Sie blickten unablässig nach oben, während ihnen von den Füßen her die Angst langsam über den Körper kroch wie ein feiner, lähmender Nebel.
    Auf einmal spürte Ludo einen Lufthauch, so eiskalt, als käme er direkt von der Arktis. Er glitt an seinen Armen hinauf, streifte seinen Hals, kroch ihm hinter die Ohren, zog und zerrte an ihm. Der Geist war

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