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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Ohr an das Tor. Dakas stachelige Haare, Silvanias Gangsterhut und Helenes Schüsselhelm störten ein wenig, trotzdem konnten die Mädchen etwas hören.
    »Habt ihr euren Auftrag erfüllt?«, fragte eine Stimme, so tief und unergründlich wie ein alter, verwunschener Brunnen.
    Als Antwort erklang mehrstimmiges Gefiepse und Gegrunze.
    »Das niederträchtige Menschlein ist also gefangen und gut gekühlt?«, fragte die Brunnenstimme.
    Wieder hörte man ein Fiepsen und Grunzen.
    »Ihr sollt eure Belohnung bekommen.«
    Etwas raschelte und klirrte.
    »Wer redet da?«, flüsterte Helene.
    Silvania zuckte die Schultern. »So eine Stimme habe ich noch nie gehört.«
    »Das Fiepen und Grunzen kommt bestimmt von den Riesenfledermäusen«, meinte Daka.
    »Aber wo ist Ludo?« Helene sah die Vampirschwestern besorgt an.
    »Ich gucke mir das mal genauer an«, sagte Daka.
    »Warte! Wo willst du hin?«, rief Silvania. Sie wollte Daka am Ärmel festhalten.
    Doch sie war zu langsam. Daka hatte sich bereits zu einem kleinen Fenster ums Eck geflopst.
    Helene und Silvania steckten die Köpfe um die Hallenecke. Sie sahen, wie sich Daka kopfüber ans Hallendach und vor das Fenster hängte.
    Helene war der Helm tief ins Gesicht gerutscht. Ihr Kopf und der Helm zitterten.
    »Daka!«, zischte Silvania. »Komm zurück. Rapedadi!« Was, wenn Daka vor dem Fenster entdeckt wurde? Wer auch immer dort in der Halle saß – er hatte offenbar fünf Riesenfledermäuse unter seiner Kontrolle und Ludo in seiner Gewalt. Das war kein Mensch, der sich einfach heimlich beobachten ließ. Das war kein Mensch, mit dem man ein heiteres Schwätzchen machen konnte und den man nebenbei mal freundlich fragte, ob er Ludo Schwarzer nicht vielleicht doch einfach wieder freilassen könnte, wo man doch gerade so nett miteinander plauderte. Wer weiß, durchzuckte Silvania der Gedanke, ob es überhaupt ein Mensch war.
    Natürlich wollte Silvania Ludo auch aus den Klauen der Riesenfledermäuse befreien. Natürlich wollte Silvania auch mutig sein und für ihren Freund kämpfen. Aber sie wusste auch, wann es besser war, abzuwarten. Ihre Angst sagte es ihr. Und Angst war manchmal etwas sehr Gesundes. Anscheinend lebte Daka, was den Punkt betraf, sehr ungesund. »Dakaria Tepes!«, zischte Silvania nochmals, als Daka nicht reagierte. »Komm her. Ich zähle bis drei: onu, zoi, trosch!«
    Doch Daka dachte nicht daran, auf ihre Schwester zu hören. Vielleicht hatte sie Silvania auch wirklich nicht gehört, denn sie hatte alles um sich herum ausgeblendet und konzentrierte sich nur noch auf das Geschehen in der Halle.
    Durch die stark verschmutzte Fensterscheibe sah sie zunächst nur eins: Gemüse. Daka blinzelte mehrmals, doch die Gurken, Bohnen, Möhrchen, Kohlköpfe und Radieschen verschwanden nicht. Gerade als sie sich fragte, ob es sprechende Kohlköpfe gab, wanderte ihr Blick nach oben. Ihr standen die Haare zu Berge. Nicht nur, weil sie kopfüber hing. Auch nicht, weil sie Bananenschneckenschleimseife im Haar hatte. Was sie sah, war haarsträubend. An einem baumstammdicken Balken, der sich durch die gesamte Hallendecke zog, hingen sie: die fünf gigantischen Monsterfledermäuse. Ihre milchigen Augen glänzten matt und dumpf im gelben Hallenlicht. Sie schoben den Unterkiefer vor und zurück. Ihre mit kurzen schwarzen Stoppeln behaarten Mäuler waren blutverschmiert. Die spitzen Zähne ebenso. Eine der Fledermäuse hielt ein kleines gläsernes Röhrchen mit dem Stummeldaumen fest. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Daka einfiel, woran sie dieses Röhrchen erinnerte: an die Blutproben, die ihr Papa immer vom rechtsmedizinischen Institut mit nach Hause brachte. Daka war egal, woher die Fiedermonster die Blutproben hatten. Sie betete nur, dass sich in den Röhrchen nicht der abgezapfte Ludo befand.
    »Wie ist die Belohnung? Habe ich euch zu viel versprochen?«, kam die brunnentiefe Stimme aus der Ecke neben dem Fenster.
    So sehr sich Daka auch bemühte, sie konnte nicht in die Ecke sehen.
    Die Riesenfledermäuse fiepten und grunzten einhellig.
    »Wir müssen uns beraten, was wir mit dem niederträchtigen Menschlein machen«, erklang auf einmal eine andere Stimme, die sich wie ein schlecht geölter Fleischwolf anhörte.
    »Erst müssen wir uns stärken«, erwiderte die Brunnenstimme.
    Daka nahm zustimmendes Gemurmel wahr. In der Ecke neben dem Fenster saßen mindestens noch zwei andere Personen. Dem Gemurmel nach zu urteilen sogar noch mehr. Womöglich fand in der Halle eine ganze

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