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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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erklärt, dass sie auf gute nachbarschaftliche Verhältnisse Wert legte und er bitte schön niemanden verschrecken und erst recht nicht aussaugen sollte. Zumindest nicht gleich in den ersten Wochen.
    Armin Schenkel trat an den Zaun seines Vorgartens und nickte Herrn Tepes zu. »Sie sind aber auch früh unterwegs. Oder spät, wie man es nimmt.« Dann beugte er sich über den Zaun und fragte leise: »Haben Sie auch Schlafprobleme?«
    »Tagsüber nicht. Nur nachts«, erwiderte Herr Tepes. Er schielte zu seinem Reihenhaus. Er hoffte, dass sein Lakritzschnauzer nicht zu sehr vor Ungeduld zitterte.
    Armin Schenkel zog die Augenbrauen hoch. »Interessant. Obwohl ...« Er rieb sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Tagsüber im Büro kann ich auch hervorragend schlafen.«
    Mihai Tepes nickte erfreut. Es gab mehr vernünftige Menschen, als ein Vampir dachte.
    »Aber der Büroschlaf kann den Nachtschlaf nicht ersetzen«, fuhr Armin Schenkel fort. Er war in Plauderlaune. »Ich fürchte, ich muss einen Schlafexperten aufsuchen. Ich habe schon Wahnvorstellungen und optische Täuschungen aufgrund von Schlafmangel.«
    »Ach was«, versuchte Herr Tepes seinen Nachbarn zu beruhigen. Er wollte das Gespräch zu einem schnellen, aber höflichen Abschluss bringen. Notfalls würde er einfach grunzen. »Das bilden Sie sich nur ein.«
    »Ja, natürlich bilde ich mir das alles nur ein. Es ist ja völlig unmöglich, dass das, was ich sehe, wirklich existiert. Vorhin zum Beispiel, da sind fünf Riesenfledermäuse mit einem Menschen in den Klauen hier entlang und Richtung Großmarkthalle geflogen. Und danach drei Mädchen.«
    Herr Tepes riss die Augen auf, sein Lakritzschnauzer bebte. Er musste sich zusammenreißen, dass er nicht sofort vom Boden abhob. »Sind Sie sicher?«
    Armin Schenkel sah seinen Nachbarn verwirrt an. »Es war eine Wahnvorstellung. Wie soll ich mir da sicher sein?«
    »Die Fledermäuse und die Mädchen sind Richtung Großmarkthalle geflogen?«
    »Ja, so sah es zumindest aus. Hat das etwas zu bedeuten? Kennen Sie sich zufällig mit optischen Täuschungen aus? Steht die Großmarkthalle für irgendetwas?«
    »Für Größenwahn«, sagte Herr Tepes, der es jetzt noch eiliger hatte, zu seiner Frau zu kommen. Er gab dem Nachbarn, wie es in Transsilvanien Brauch ist, zum Abschied eine Kopfnuss, bedankte sich für die nette Unterhaltung und verschwand mit wehendem Mantel im Reihenhaus Nummer 23.
    Armin Schenkel fuhr sich mit der Hand über die Stelle am Kopf, auf die sein Nachbar eben geklopft hatte. Er sah ihm nach und flüsterte erschüttert: »Größenwahn.«

Großmarkt des
Schreckens
    Z wei Halbvampire, ein Mädchen, ein Rucksack und eine Puddingschüssel kreisten über dem Gelände der Großmarkthallen. Daka, Silvania und Helene hatten gesehen, wie die Riesenfledermäuse mit Ludo in einer der riesigen Hallen verschwunden waren.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Helene mit klappernden Zähnen. Der Flugwind in den frühen Morgenstunden war sehr erfrischend.
    »Wir holen Hilfe«, antwortete Silvania und wollte bereits abdrehen.
    Doch Daka zog von der anderen Seite an der Rucksackschlaufe, die sich die Schwestern jeweils umgehängt hatten. »Wir können Ludo jetzt nicht alleinelassen. Wir müssen erst herausfinden, was sie mit ihm vorhaben.«
    Helene nickte.
    Silvania seufzte. So toll es auch war, eine richtige menschliche Freundin zu haben – gar nicht toll war, dass man ständig überstimmt wurde. »Na schön. Bereit für den Landeanflug?«
    Helene überprüfte den Sitz der Gurte und klammerte sich mit den Armen noch fester an den Rucksack.
    »Bitte klappen Sie Ihr Tischchen hoch, bringen Sie die Rückenlehne in aufrechte Position und schnallen Sie sich an«, sagte Daka, bevor sie im gleichen Moment wie ihre Schwester das Kinn auf die Brust legte, die Arme wie bei einem Kopfsprung nach vorne nahm und auf die Erde zusteuerte.
    Fünf Sekunden später landeten die drei Freundinnen butterweich und nahezu geräuschlos neben der Großmarkthalle, in der ihr Freund verschwunden war. Daka und Silvania streiften sich den Rucksack ab. Helene behielt den Schüsselhelm auf. Für alle Fälle. Sollte es doch zum Kampf mit den Fiedermonstern kommen, war ein Helm nicht verkehrt.
    Vor ein paar Minuten waren die Riesenfledermäuse mit Ludo durch ein graues Tor in die Lagerhalle verschwunden. Durch das Tor hätte ein Elefant gepasst. Daka, Helene und Silvania standen nebeneinander davor. Jede hatte den Kopf zur Seite gedreht und presste ein

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