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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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wollte.
    Doch im Moment hatte Mihai Tepes andere, viel größere Sorgen, als einen neuen Wettpartner zu finden. Er lehnte sich im Liegestuhl zurück und sah in den Himmel, der über dem nördlichen Rand der Großstadt eine dichte dunkelblaue Haube bildete. Allerdings sah Mihai Tepes keine Haube, als er jetzt auf den Himmel blickte, sondern einen großen leeren Kühlschrank. Einen Laborkühlschrank. Das Schreckensbild der heutigen Nachtschicht ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Genauso wenig verschwanden das grottenschlechte Gefühl aus seinem Magen und die nebelhafte Vermutung, bei der sich seine Eckzähne vor Schreck verbogen, wenn er an die Diebe der Blutproben dachte.
    Kurz vor Ende seiner Nachtschicht hatte Mihai Tepes schweren Herzens Prof. Dr. Dr. h. c. Dobelhammer angerufen. Im Institut war allgemein bekannt, dass man den Chef bis neun Uhr abends und ab drei Uhr morgens anrufen konnte. Prof. Dr. Dr.
    h. c. Dobelhammer war ein Extrem-Frühaufsteher. Außerdem zählte er zu den Menschen, die mit sehr wenig Schlaf auskamen. Es kam auch schon mal vor, dass er vergaß zu schlafen.
    Als ihn sein neuer Mitarbeiter kurz nach drei anrief, saß er gerade auf dem Hometrainer und schlürfte ein rohes Ei. Mihai Tepes erklärte seinem Chef so ruhig wie möglich, dass jemand die gesamten Blutproben aus dem rechtsmedizinischen Institut gestohlen hatte. Prof. Dr. Dr. h. c. Dobelhammer rutschte vor Schreck vom Hometrainer. Als er sich wieder gefangen hatte, gab er Mihai Tepes verschiedene Anweisungen und alarmierte selbst die Polizei. Herr Tepes, der uniformierte Menschen noch unheimlicher fand als normale Menschen, gab der Polizei nur widerwillig Auskunft. Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass die Polizei die Diebe niemals finden würde.
    Eigentlich, überlegte Mihai Tepes, als er jetzt den letzten Schluck Kaffee trank, konnten sie nur hoffen, dass die Diebe sich niemals wieder blicken lassen würden. Denn Diebe mit solchen Krallen, wie er sie an der Fensterscheibe gesehen hatte, würden sich niemals festnehmen, anklagen oder bestrafen lassen.
    »Potztausend! Mihai, da bist du!« Elvira Tepes trat auf die Terrasse.
    Mihai Tepes ließ sofort die Kaffeetasse stehen, flog auf seine Frau zu, umarmte sie und gab ihr einen Kuss, bei dem ihr sein Lakritzschnauzer in den Ohren kitzelte.
    »Mihai!« Elvira spielte nervös an ihren Ohrringen. »Ich habe ein grottenschlechtes Gefühl.«
    Mihai sah seine Frau erstaunt an. »Du auch?«
    »Daka und Silvania sind immer noch nicht von der Nachtwanderung zurück.«
    »WAS? Sie hängen nicht in ihrem Zimmer und schlafen?«
    Elvira schüttelte den Kopf. »Bitte, flieg zum Knochenhügel und sieh nach, was passiert ist.«
    Mihai nickte sofort. Er sah die Sorge in den nachtblauen Augen seiner Frau. Es kam nur selten vor, dass sie ihn zum Fliegen aufforderte. Vor allem, seit sie nach Deutschland gezogen waren. Er schlug den Kragen seines Mantels hoch, gab Elvira einen weiteren kitzelnden Kuss zum Abschied und hob nach drei Schritten Anlauf von der Terrasse ab.
    »Boi fugli!«, rief ihm seine Frau nach.
    Mihai Tepes' Augen wurden zu Schlitzen, während er die Nachtlandschaft unter sich nach vier Kindern absuchte. Er hoffte, dass es ihnen gut ging. Vielleicht hatten sie beim Mitternachtspicknicken nur die Zeit vergessen. Oder fanden es so toll auf dem Knochenhügel, dass sie gar nicht mehr nach Hause wollten. Vor allem aber hoffte Mihai Tepes eins: dass das Ausbleiben seiner Töchter und ihrer Freunde nichts mit dem Diebstahl der Blutproben und den unheilvollen Spuren am Institutsfenster zu tun hatte.

Kaltes Erwachen
    L angsam kam Ludo wieder zu sich. Als würde er aus den Tiefen eines langen, festen Schlafes auftauchen. Ihm war nicht mehr schwarz vor Augen, sondern dunkelgrün. Das konnte man als Verbesserung ansehen.
    Es gab noch eine andere Verbesserung: Ludo spürte Boden unter den Füßen. Oder zumindest etwas Festes. Er rollte die Schultern. Die kräftigen Krallen, die ihn umklammert hatten, waren verschwunden.
    Ludo griff mit klammen Händen nach dem Dunkelgrün vor seinen Augen. Er hielt es ein Stück von seinem Gesicht weg und sah auf ein langes grünes Etwas. Es war eine Gurke. Er ließ die Gurke sinken und sah nach unten. Dort war alles gelb. Er hatte keinen Boden, sondern einen Berg Maiskolben unter den Füßen.
    Ludo kratzte sich am Kopf, wobei ein Gartensalat nach unten kullerte. Er sah dem Salat nach, der vor einer Kiste mit grünen Bohnen zum Liegen kam. Wo hatten ihn die

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