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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nena Siara
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konnte ich keine Nacht drüber schlafen, und leider hatte die Wirkung meines Vampirtees allzu schnell wieder nachgelassen.

Sonnenaufgang
    Lange, viel zu lange dauerte der Sonnenaufgang. Die Runden, die ich um den Block gelaufen war, hatte ich irgendwann aufgehört zu zählen. Das geschäftliche Treiben nahm langsam zu und von überall her roch es verheerend nach Gebackenem. Ich fragte mich, warum ich Sara nicht zum ersten sondern zum zweiten Frühstück eingeladen hatte? Wie ungeschickt von mir. Andererseits konnte ich mein Verhalten verstehen, schließlich war sie wegen ihrer Tante angereist, und nicht, um einen liebeskranken Vampir zu retten. Ich musste einfach ruhig bleiben und nehmen, was ich bekommen konnte.
    Zu meinem Unglück wurde es nicht nur Tag, sondern ebenso sonnig. Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch eine Flut von Lücken zwischen den alten Häusern. Auch wenn mein Körper von oben bis unten bedeckt war, fühlte ich mich unbehaglich. Nur ein winziger Strahl würde verräterisch sein, so gläsern und durchlässig und vor allem widerwärtig sah meine Haut im Sonnenaufgang aus. Besonders dann, wenn ihr Licht goldrot leuchtete, erglühten die leeren Blutbahnen in meinem Körper wie eine Schlangengrube.
    Wie sollte ich an einem solchen Morgen mit Sara durch die Straßen wandeln? Es musste einen anderen Weg geben, als den ich vorgesehenen hatte!
    Vielleicht konnte ich einfach ein wenig kitschig sein, Romeo und Julia spielen und den Balkon hinaufklettern? Warum sollte ich nicht meine eigene gut endende Geschichte erfinden. Gerade so, wie es meinem Herzen entsprach, das so wild darauf war zum Leben zu erwachen.
    Hatte ich nicht einen Hof entdeckt, als ich bei Catherine das Badezimmer zur Entsorgung des Mittagessens missbraucht hatte? Irgendwo musste doch ein Durchkommen zu diesem Hof möglich sein!
    Mauern waren das geringste Problem für uns, aber hier und jetzt konnte ich ja schlecht vor vollem Publikum die Häuserwand wie eine Spinne hochklettern. Obwohl ich deutlich spürte, dass mir die Menschen und ihre Reaktionen zunehmend gleichgültiger wurden, was mich natürlich auch ein wenig erschreckte, wollte ich doch nichts hier und jetzt übers Knie brechen.
    Zwischen den Häuserwänden entdeckte ich einen schmalen Gang, der scheinbar hinter das Haus führte, und ich hatte mit dem Gedanken Recht. Auch hier fiel das Sonnenlicht hinein und ließ meine leeren Adern rot violett leuchten.
    Im Hof angekommen nutzte ich meine Fähigkeit zu klettern und erklomm in weniger als einer Sekunde die Häuserwand bis zu dem winzigen Balkon, der zu Catherines Wohnung gehörte. Alles schien ruhig zu sein. Der Balkon führte entlang des Arbeitszimmers und reichte bis zum Gästezimmer, in dem Sara schlief. Sie lag auf einem weißen Holzbett. Ebenso typisch englisch, wie alles andere im Zimmer. Es war ein wenig anders eingerichtet, als die anderen Räume in der Wohnung. Karger und sanfter. Weißer als alle anderen. Fast schon rein sah das Zimmer durch das Fenster aus, und ich fragte mich warum gerade dieses Zimmer so aussah. Hatte Catherine ein besonderes Gefühl zu ihm? Verband sie irgendeine bestimmte Situation mit diesem Raum? Es war offensichtlich!
    Sara lag unter einer mit Rosen bedruckten Decke und erinnerte mich nun nicht mehr an Romeo und Julia sondern vielmehr an Dornröschen.
    Was hatte ich nur mit diesen ganzen Märchenfiguren? Wenn es um Sara ging erkannte ich mich nicht mehr wieder. Selbst die Fantasien waren so untypisch für mich, dass mir angst und bange wurde.
    Sara lag so seelenruhig unter der Decke, friedlich und unbeschwert sah sie aus, fast sogar glücklich. Insgeheim hoffte ich, dass ich der Grund dafür war.
    Ohne weiter über die Folgen nachzudenken öffnete ich das bereits angelehnte Fenster und stieg geräuschlos ein. Darin unterschieden wir uns um Längen von den Menschen. Wie Raubtiere auf Beutezug konnten wir uns still und unerkannt bewegen, und so stand ich wenige Sekunden später unbemerkt im Zimmer neben ihrem Bett.
    Vorsichtig trat ich auf das Bett zu und legte mich neben sie. Ihre Wärme und der liebliche Geruch waren überall im Bett zu spüren und als ich mich neben ihr platziert hatte, drehte sie sich im Schlaf zu mir hinüber. Ihr Arm umschlang meinen Oberkörper, als wäre es das normalste von der Welt und sie stöhnte sanft auf. Ihr warmer Körper fühlte sich angenehm und vertrauenswürdig an und ich genoss den Augenblick in vollen Zügen, als Sara endlich ihre Augen aufschlug

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