Bissige Spiele (German Edition)
wirklich, dass ich den ganzen Tag nur auf der Suche nach Nahrung war?
„Du arbeitest! Als was?“
„Zur Zeit als Grafiker. Meine Mitarbeiter und mein Chef denken ich sei ein kleines Genie, dabei hatte ich nur einfach genügend Zeit mich mit dem Bleistift zu beschäftigen.“
„Das muss ja schrecklich sein, immer wieder so zu tun, als hätte man keine Ahnung.“
„Die anderen sind mir eigentlich egal, auch wenn der Neid manchmal sehr groß ist. Die Menschen sind wirklich furchtbar, wenn es um Anerkennung geht. Sie wetteifern den ganzen Tag. Ich finde das krank und sie tun mir ehrlich leid. Hoffentlich erinnere ich mich daran, wenn mein Herz wieder normal schlägt, denn wenn das auch dazu gehört, dann ist es eine Folter!“
Ich redete so überzeugt von meiner menschlichen Zukunft, als ob Sara mir bereits ein Versprechen gegeben hätte, mir dabei zu helfen. Doch wenn ich ehrlich war, dann hatte sie das nicht getan. Noch nicht. Und ich wollte sie auch nicht dazu drängen, auch wenn ich es kaum abwarten konnte, sie liebevoll in die Arme zu schließen und den Schmerz der Liebe in meiner Brust zu spüren. Es war eine unfassbare Zukunft, die mir bevorstand und die Leere in meinem Herzen dehnte mir die Stunden. Wieder musste ich an Romeo und Julia denken und ich hoffte auf ein besseres Ende.
„Glaubst du denn, dass du alles vergisst, wenn du wieder ein Mensch bist?“
Ihre Frage war berechtigt. Ein wenig hatte ich auch schon darüber nachgedacht, doch bislang war alles noch so weit entfernt, ungewiss und ebenso abwegig gewesen, dass ich mich selbst davon abgehalten hatte, zu viel über diese Wunschvorstellung nachzudenken. Tatsache war jedoch, dass ich es verdammt noch mal nicht wusste.
„Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was mich erwartet!“, antwortete ich ein wenig verlegen.
Schließlich war es ja mein Wunsch, und dass ich mir so wenig Gedanken über die einfachsten Sachen gemacht hatte, war mir im selben Moment ein wenig peinlich.
„Und gibt es Jemanden, der es weiß?“
Manchmal kam ich mir wirklich wie ein Dummkopf vor, genau wie jetzt. Ein selten dämlicher Vampir. Für Hugh wäre dies nichts Neues gewesen, vielleicht hielt ich mich aber auch nur nicht mit den belanglosen Dingen des Daseins auf. Ich nahm alles so, wie es kam. Ohne es zu hinterfragen oder zu zweifeln. Für mich hatte eben alles, was geschah einen Sinn.
„Ich denke schon!“
Gleichgültig klangen meine Worte.
„Was soll das heißen, du denkst schon? Wieso weißt du es denn nicht?“
Sara schien entrüstet zu sein, ihrem Ton nach zu folgen.
„Nun, eben genau das! Ich habe mich noch nicht damit beschäftigt, weißt du! Ich wusste ja nicht, ob…..“
Geknickt sah ich zu Boden.
„Ob ich das mitmache?“, beendete Sara meinen Satz.
„Ja!“
Ich sah ihr in die Augen und bemerkte ein Blitzen in ihnen, das mich an frühere Zeiten erinnerte und welches ich manchmal in den Augen der Mädchen sah, die verliebt mit ihrem Freund an der Themse turtelten. Wieder durchfuhr mein Herz ein heftiger Ruck. An das Schlagen hatte ich mich in Saras Nähe bereits gewöhnt, und trotzdem verwirrten mich manchmal die zusätzlichen Stöße, wenn die Gefühle offensichtlicher wurden.
„Sara, es ist alles so plötzlich gekommen und so neu für mich. Ehrlich gesagt, ist mein Herz so erkaltet und einsam gewesen, dass ich die zunehmende Wärme kaum glauben kann. Die Jahre waren zu lang, zu lieblos und zu einsam. Ich habe mich zwar nie mit dem Gedanken abfinden können, zu sein, was ich bin, aber mit einem Stein in der Brust bleibt einem nichts anderes übrig.“
„David, sieh mich an!“
Sie hob sachte meinen Kopf hoch und wieder sah ich das sanfte Blitzen in den Augen.
„Wir werden aus deinem Stein ein Herz machen. Das verspreche ich dir. Wenn ich es tatsächlich kann!“
„Du bist herrlich optimistisch, Sara!“
Ihr positiver Sinneswandel ließ mich schmunzeln. Irgendwie war sie teilweise wie ein kleines Kind, das von einem Moment zum anderen alles vergaß.
„Nun wo kommen wir denn hin, wenn wir nur Trübsal blasen würden? Sicher nirgendwo hin! Also! Wir müssen herausfinden, wohin uns das ganze führt und was übrig bleibt, wenn du tatsächlich wieder ein Mensch wirst.“
Verwundert hörte ich ihr zu. Sie glaubte wirklich daran, dass es möglich war.
„Wo könnten wir anfangen? Habt ihr bei euch, also ich meine gibt es bei euch so etwas wie ein Oberhaupt? Weißt du wie bei den Chinesen so einen weisen weisen alten Mann, der
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