Bissige Spiele (German Edition)
den verschiedenen Blutgruppen durch den gesamten Wald riechen konnten.
Sara ging auf ihren Platz zu und beantwortete damit meine Frage, die ich mir gerade im Kopf stellen wollte.
„Das hier ist wohl mein Platz. Ich kann den Tee in der Kanne riechen. Welche Sorte bevorzugen Sie, Maureen?“
Als hätte Sara nie etwas anderes getan, als Gerüche zu sortieren.
„Sie ist schlagfertig, David. Das gefällt mir gut!“
Maureen hatte sich lachend an mich gewandt und antwortete anschließend Sara:
„B positiv! Es schmeckt ein wenig erdig und robust. Delikat für meinen Geschmack! Nicht so süß wie Davids Leibgericht.“
Mittlerweile saßen wir alle drei auf den für uns vorgesehenen Plätzen und ich war froh, dass Sara kein Kommentar zum Anblick des Blutes machte, das aus den Kannen in die Tassen rann. Es sah wirklich ein wenig makaber aus, aber trotzdem auch stilvoll. Zumindest für uns Vampire.
Es dauerte eine Weile, bis Maureen endlich nach den üblichen Floskeln nach der Fahrt, dem Wohnort, Saras Beschäftigung, unserer ersten Begegnung, ihren Gefühlen und etliches andere, zum Punkt kam.
„Nun, David. Ihr seid zu mir gekommen, um mich einiges zu fragen. Aber ich weiß nicht, ob ich euch Antworten geben kann. Wir werden sehen.“
„Wir müssen es zumindest versuchen. Du bist die Einzige, die uns helfen kann, Maureen.“
Sara schien optimistisch.
„Nicht die Einzige, aber ich werden tun, was ich kann.“
Ich fragte mich, was sie damit meinte, als sie sagte, dass sie nicht die Einzige wäre, denn in den ganzen vierhundert Jahren hatte ich niemanden sonst kennen gelernt, der eine ähnliche Position hatte, wie Maureen.
„Maureen, werde ich ein Mensch?“, wollte ich ohne Umschweife wissen.
„Es ist offensichtlich, dass du menschlich wirst.“
Das klang mir zu wage.
„Glaubst du, es geht weiter, bis ich tatsächlich ein Mensch bin, oder hört es wieder auf, und wenn es weiter geht, wie und wann bekomme ich mein Leben zurück?“
Vor lauter Fragen in meinem Kopf war ich kaum in der Lage, mich auf eine einzige konzentrieren.
„Nun, ich hatte euch versprochen, dass ich versuchen werde, Antworten zu geben, aber ich muss gestehen, dass dies meine Kompetenzen übersteigt.“
Maureen schien darüber sehr betrübt, dass es ihr nicht möglich war, uns eine bessere Kunde zu geben und blickte verlegen zu Boden.
Sara griff nach Maureens Hand, die auf dem Tisch lag.
„Maureen, bitte! Es ist uns wichtig! Wir müssen wissen, wie David sein Leben wieder erlangt, und wir müssen wissen, ob er danach weitermorden wird oder nicht.“
Sara machte eine kurze Pause und holte Luft.
„Und leider haben wir da noch ein klitzekleines Problem: Ich bin gebissen worden. Von Hugh. Wir wissen nicht, ob er mich vergiftet hat. Wenn ja, dann müssen wir einen Weg finden, dass er mir das Gift wieder aussaugt. Bitte Maureen, ich glaube, du weißt genau, wer uns helfen kann! Sag es uns!“
Maureen hatte Saras flehenden Worten aufmerksam und bedächtig zugehört, und während sie ihren Erklärungen gefolgt hatte, war ihr Blick mitleidig geworden. Ein Gefühl, das ich nicht sonderlich gut kannte. Mitleid war nicht gerade bei uns verbreitet. Es kostete zuviel Energie und war gänzlich überflüssig.
Doch Maureen schien auf eine besondere Art und Weise Mitleid mit Sara und vielleicht auch mit mir zu haben.
„Du hast Recht Sara, ich weiß wer euch Antworten geben kann. Antworten, die ich euch nicht geben kann. Das Orakel! Ihr müsst zu ihm. Nur er kann sagen, was geschehen wird und wie!“
„Das Orakel? Was ist das? Davon habe ich noch nie gehört!“
Ich glaubte zu träumen. Was erzählte Maureen da? Völlig irritiert starrte ich sie an.
„Das kannst du auch nicht, David. Jeder, der bei ihm war, hat vergessen, dass er dort war. Nur die Antwort vergisst man nicht. Ich bin die Einzige, die euch zu ihm führen kann und ich bin an einen Schwur gebunden, der sehr alt und mächtig ist. Erst wenn ich den Besuch als einzige Lösung erachte, offenbare ich die Existenz des Orakels. Sonst nicht!“
„Dann nichts wie hin!“
Sara war mal wieder so sprunghaft und gutgläubig wie eh und je, und die Tatsache, dass es da irgendwo ein Orakel gab, von dem sie noch nie gehört hatte, schien bedeutungslos für sie. Wie sehr freute ich mich darauf wieder solch eine menschliche Gelassenheit gegenüber den Vampirgewohnheiten zu bekommen.
„Wir können bald aufbrechen, Sara. Aber ich denke, eine Frage kann ich euch doch
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