Bissige Spiele (German Edition)
genau so fühlte.
Dies war also das Orakel! So musste es sein!
Eine lange Pause entstand, in der das Orakel still stand, immer noch lächeln, aber nicht abwartend, und wiederum schien es, als ob dies alles dazu gehörte und seine Bedeutung hatte, nach der ich natürlich sogleich suchte.
Maureen und Sara hatte ich in den letzten Minuten nicht mehr wahrgenommen, obwohl es hier doch eigentlich nur um Sara und mich ging. Mein Blick wanderte seit der Ankunft des Orakels erstmalig zu Sara, die zwar etwa einen Meter von mir entfernt saß, aber deren Nähe ich trotzdem noch deutlich wahrnahm. Wenn nicht ich, wer dann?
Ebenso wie ich, sah sie fasziniert zum Orakel, jedoch bei weitem nicht so gebannt wie ich. Nüchterner, saraähnlicher! Wie sonst!
Maureen zeigte wenig Regung. Wie oft musste sie schon diese wunderbare Erscheinung gesehen und vor allem gerochen haben?
Nun wurde mir bewusst, dass an dem Geruch etwas anders war, als an allen anderen menschlichen Gerüchen. Und ich war mir sicher, dass es nicht die Intensität oder der Duft selbst war. Etwas anderes wühlte meine Instinkte durcheinander und setzte meine Gedanken erneut so stark in Gang, dass ich mich verwirrt und ohnmächtig fühlte, bis ich plötzlich begriff, welcher gravierende Unterschied tatsächlich hier vorhanden war: Meine Kehle hatte nicht eine Sekunde lang gebrannt! Sie war nicht staubtrocken oder brannte wie Feuer, wie es sonst üblich war, wenn ich kaum widerstehen konnte, denn dieses widerwärtige Gefühl in der Kehle war stets ausschlaggebend für die Gier und die akuten Überfälle auf Menschen gewesen. In all den Jahrhunderten war es so – bis heute!
Das Orakel aber hatte, obwohl es nach Mensch roch und pulsierendes Blut inklusive einem pochenden Herzen in seinem Körper trug, keinen Einfluss auf meine Kehle. Seltsam! Was hatte das nur zu bedeuten? Sicher würde ich auch in den nächsten Jahrhunderten nicht schlau daraus, und sicherlich würde ich auch einen Teufel tun, und das Orakel danach fragen! Wenn ich denn überhaupt jemals meinen Mund wieder aufmachen konnte. Doch bevor ich mir noch weiter Gedanken darüber machen konnte, bemerkte ich eine Regung in seinen Gesichtszügen, die darauf hin deuteten, dass es uns ansprechen wollte. Angespannt wartete ich auf seine Stimme, die sicherlich zu tausend Prozent zu seinem perfekten Äußeren passen würde, und ich wurde zwar nicht enttäuscht aber doch überrascht.
Rauchig sanft und besonders höflich stellte er sich mir und Sara vor.
„Hallo. Ich bin euer Orakel. Ihr seid David und Sara. Schön, dass ihr endlich da seid. Ihr habt sehr lange gebraucht, um den Weg zu mir zu finden. Mit dir habe ich eigentlich schon länger gerechnet, David. Du warst sehr unsicher.“
Das Orakel hatte sich an mich gewandt und grinste. Nur ein armseliges Stöhnen kam von meinen Lippen. Meine Sprache war eindeutig noch nicht zurückgekehrt. Na das konnte ja heiter werden!
„Lass dir Zeit, ich gehe nicht, bevor nicht alle Fragen gestellt und beantwortet sind, David!“ Als hätte er meine Gedanken gelesen, beantwortete er mir bereits jetzt die erste Frage, die mir in meinem Kopf herumgespukt war.
„Kennst du die Zukunft?“ Sara hatte anscheinend nie ihre Sprache verloren gehabt und fragte so munter drauflos, dass ich mir wie ein Idiot vorkam.
Freundlich wandte sich Marlon an Sara, ohne dabei sein einzigartiges Lächeln zu verlieren.
„Die Zukunft ist ständig in Bewegung, Sara. Ich sehe, was möglich ist, und was die Wahrheit ist. Ob ihr bereit seid, den Weg zu gehen, liegt bei euch. Aber aufzeigen kann ich ihn und sehen kann ich ihn auch.“
„Das hört sich gut an, denn einige Wege sind für uns unklar. Wie bekommen wir Hugh dazu, das Gift wieder in meinem Körper zu neutralisieren?“ Sara war so direkt, dass es mich schüttelte. Wie klar sie alles sah, war bewundernswert.
„Das hängt davon ab, ob du David sein Leben wieder geben willst, denn eines ist gewiss: David, du kannst wieder ein Mensch werden! Es gibt einen Weg zurück ins Leben, und du hast die Möglichkeit ihn zu gehen.“
Wie eine Ampel, die plötzlich auf Grün schaltete, nahm ich seine Worte als Anlass meine Sprachbarriere zu beseitigen, und als ob ich nie etwas anderes getan hätte, plapperte ich einfach los.
„Es gibt keinen anderen Grund warum ich hier bin. Ich will nur noch eines: Ein Mensch werden, und für den Rest meines Lebens mit Sara verbringen.“ Auch wenn es wie ein Heiratsantrag klang, war es genau das, was ich
Weitere Kostenlose Bücher