Bissige Spiele (German Edition)
werden?“ Bei aller Vorstellungskraft fiel mir nichts Entsprechendes ein.
Obwohl das Orakel die gesamte Zeit über nichts anderes getan hatte, als zu lächeln, schien es so, als ob es mir immer in Momenten besonders auffiel, in denen ich mich seltsam fühlte. Wahrscheinlich lag eine gewisse Absicht dahinter.
„Nun, solange Du Dich selbst nicht mit all Deinen Schattenseiten annehmen kannst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es schief geht. Nicht alle Vampire sehen ihr Dasein als Grausamkeit an. Ich denke Hugh kannst du mit diesen Worten nicht beeindrucken.“
„Nein, wahrscheinlich nicht. Möglicherweise fehlt mir die Vorstellungskraft, ein noch fürchterlicheres Dasein zu leben, als dieses lieblose, welches ich führe.“
„David, du musst wissen, dass jedem das am schlimmsten vorkommt, das einen am meisten verletzt. Ohne Liebe zu leben ist wohl die häufigste Ursache, um unglücklich zu sein, dennoch gibt es auch andere Verletzungen, die uns foltern und quälen. Stimmt das nicht, Sara?“ Sein Blick wanderte zu ihr hinüber und ich wusste, dass er den Verlust der Mutter meinte, den er sicherlich in ihren Worten gesehen hatte, oder durch eine andere Fähigkeit, von der wir nichts wussten.
„Ja, gibt es! Hass könnte ein furchtbares Wesen entstehen lassen.“, entgegnete sie trocken.
„In der Tat! Liebe und Hass liegen eng beieinander. Schon immer. Seit tausenden von Jahren. Es ist die Kunst des Lebens, sie als Einheit zu sehen. Beides sein zu lassen, dennoch die Liebe zu fördern.“
Tausende von Jahren. Ich fragte mich, wie alt das Orakel wohl sein konnte, und wen er seit damals so unsterblich liebte.
„Wie alt bis du?“ Sara hatte wirklich keinerlei Hemmungen.
„Achttausendvierhunderteinundzwanzig!“
Sicher waren unsere Blicke nicht mit Worten zu beschreiben. Es war ein Zeitraum, den man sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Das musste lange vor den Ägyptern und den Griechen gewesen sein. Lange bevor wir eine Zivilisation hatten. Wie mochte das Leben damals nur ausgesehen haben? In der Realität, nicht in Büchern oder überlieferten Geschichten und Fundstücken! Was war Liebe damals? War sie anders als heute, oder war Liebe einfach nur Liebe? Immer und zu jeder Zeit gleich?
Eine Vorstellung war unmöglich, und die Tatsache, dass das Orakel ein Aussehen hatte, als hätte es zu meiner Zeit gelebt, machte es nicht einfacher.
„Dann lebst du schon unerträglich lange mit dieser Sehnsucht.“ Sara hatte Mitleid und ich auch.
„Ich werde mich nie daran gewöhnen! Dennoch. Es ist keine Frage, ob ich dieses Ziel je erreiche, es ist die Frage, wer wir werden müssen auf dem Weg dorthin.“
Seine Worte klangen wie eine Erleuchtung. Genau so hatte ich mich in letzter Zeit gefühlt.
Ich
musste mich verändern, wenn ich wollte, dass sich die Welt dreht. Dennoch galt es im nächsten Schritt erst einmal jemand anderen zu ändern.
„Wie können wir Hugh überzeugen?“ Allein die Vorstellung weitere Jahre ohne Liebe zu leben, weckte in mir ungeahnte Kräfte, außerdem wollte ich das Orakel von seinem Leid ablenken, auch wenn dies wahrscheinlich niemals möglich war.
„Die Liebe! Das Mädchen, das Hugh verwandeln könnte. Wenn ihr ihn mit dieser Tatsache konfrontiert und ihm droht, seine Liebe zu verraten, dann wird er euch helfen.“
„Wer ist es?“, wollte ich sofort wissen.
„Maureen wird es euch sagen, sobald ihr wieder zurück seid. Nun zu euch. Wenn dein Blut gereinigt ist, und du dich zur Ader lässt…..“ Das Orakel wandte sich zu Sara. „…dann gebt auf den letzten Tropfen Acht. Bevor er zu David fließt, muss er dich beißen, sein Gift übertragen. Wenn ihr ewiges Leben wollt, dann ist dies die einzige Chance. Wollt ihr es nicht, lasst den Tropfen fließen. Ihr werdet alles vergessen, was je gewesen ist, und ein neues Leben anfangen.“
Sara und ich schauten uns an. Die Worte des Orakels waren mehr als wir uns erhofft hatten. Andererseits würden sie eine neue Prüfung für uns bereithalten, und für mich noch eine weitere, denn ich musste meine Zweifel noch sortieren. Es gab so viele Möglichkeiten, die uns nun offen standen, und ich war mir nicht wirklich sicher, für welche wir uns entscheiden würden.
Viel Zeit blieb uns nicht. Kein Monat mehr!
Doch das Schlimmste von allem war die Tatsache von Sara zu erwarten, ihr Leben zu riskieren, ohne dass ich mir sicher war. Obwohl ich nun eigentlich alles auf einem Silbertablett präsentiert bekommen
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