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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wirklich. Jedes Mal, wenn ein Junge kam, um Miss Ann zu besuchen, hat Dr. Kirkland ihn eingeschüchtert und davongejagt. Selbst die netten Jungs. Viele Daddys sind so bei ihren Töchtern, aber Dr. Kirkland war extrem. Er war richtig eifersüchtig auf die junge Miss Ann. Mrs. Catherine hat es ebenfalls gesehen, aber sie konnte nichts tun, um etwas daran zu ändern.«
    »Wenn Großvater und seine Familie seit 1956 in Natchez gewohnt haben«, sinniere ich, »dann hast du doch sicherlich irgendwelche anderen Anzeichen bemerkt, bevor sie nach Malmaison gezogen sind?«
    Die alte Frau kaut auf der Unterlippe. »Ich denke seit zwei Tagen darüber nach. Zu manchen Zeiten haben Mr. und Mrs. Kirkland die Kinder hier gelassen, um auf Reisen zu gehen oder so. Manchmal hat Dr. Kirkland mir Medizin für Ann gegeben. Sie schien nicht krank zu sein, außer, dass sie ungewöhnlich oft auf die Toilette musste, und sie hatte immer Schmerzen dabei. Ich gab ihr die Medizin, und alles war in Ordnung.Aber wenn ich zurückblicke, hatte sie einfach zu viele von diesen Problemen. Sie ging nie zu einem anderen Arzt, verstehst du? Ihr Daddy war ihr Arzt.«
    Oh, ich verstehe sehr wohl. »Er war auch mein Arzt, Pearlie.«
    Pearlie legt die Hand über meine. Die Haut ist pergamenten über den Sehnen und Knochen. »Ich weiß, Baby. Ich wusste schon, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, als Ann noch fast ein Baby war. Ich wusste nur nicht, was. Sie lachte immer zur rechten Zeit, doch das Lachen ging nie bis hinauf zu ihren Augen. Diese Augen waren wie Glas. Glänzend und gleichzeitig leer. Mein Gott, die Jungs haben sie geliebt. Ann war das beliebteste Mädchen in der ganzen Stadt. Niemand hat den Schmerz gesehen, den sie in ihrem Herzen versteckt mit sich herumgetragen hat.«
    »Oder vielleicht haben sie ihn gesehen«, antworte ich. »Vielleicht haben sie ihn gespürt, und vielleicht war es das, was sie angezogen hat.«
    »Vielleicht …«, murmelt Pearlie und nickt traurig.
    »Was ist mit Mom?«
    Pearlie nimmt einen weiteren Schluck Whiskey und verzieht beim Schlucken das Gesicht. »Gwen war zwölf Jahre alt, als Dr. Kirkland nach Malmaison gezogen ist. Sie hatte nicht die gleichen Probleme wie Ann. Sie konnte lächeln, auch ihre Augen, und sie schien ein ganz normales Kind zu sein. Doch sie hat geheiratet, so jung sie nur konnte, um wegzukommen von diesem Haus. Was ihr letztendlich nicht gelang. Der Krieg hat sie zurück nach Malmaison gebracht. Und je älter sie wurde, desto mehr Probleme hatte sie. Zurückblickend denke ich, dass Dr. Kirkland auch zu ihr gegangen ist. Es ist passiert, als sie fast noch ein Baby war, genau wie bei Ann. Nur nicht ganz so schlimm.«
    »Ich denke, Tante Ann hat versucht, meine Mutter zu schützen.«
    Pearlie nickt langsam. »Ann hat versucht, für jeden da zusein und jeden zu retten. Doch sie konnte nicht mal sich selbst retten.«
    »Hat Großmama Catherine je Verdacht geschöpft?«
    »Sie hat mir gegenüber nie etwas gesagt. Doch Mrs. Catherine wusste, wann sie verschwinden musste, so viel steht fest. Und sie ließ Dr. Kirkland eine Menge Zeit mit ihren Töchtern allein verbringen. Ich habe es selbst gesehen, wenn sie zu Weihnachten auf Besuch hierher kamen, als die Mädchen noch klein waren. Wenn Dr. Kirkland tagsüber im Haus blieb, ist Mrs. Catherine weggefahren und hat etwas anderes unternommen. Ich hatte ein ungutes Gefühl deswegen, doch was hätte ich sagen sollen? Die Zeiten waren damals anders als heute. Eine Bedienstete wie ich durfte nicht den Mund aufmachen und über so etwas reden. Ich konnte nichts anderes tun, als für die Mädchen da zu sein, wenn sie hinterher völlig durcheinander waren. Und versuchen, ihre Schmerzen ein wenig zu lindern.«
    »Hast du je etwas gesehen, Pearlie? Mit eigenen Augen, meine ich?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Wenn ich mich recht entsinne, denke ich, Mr. Kirkland hat alles unternommen, damit ich nichts sehe.«
    »Wie hat er das angestellt?«
    »Nun ja, er ist in der Nacht zu unterschiedlichen Stunden durch das Gelände gestreift, genau wie dein Daddy es später ebenfalls getan hat. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum Dr. Kirkland Mister Luke nicht mochte. Er konnte nicht in der Nacht umherstreifen, ohne gesehen zu werden. Die wenigen Male, die Dr. Kirkland mich nach neun Uhr abends draußen gesehen hat, warnte er mich jedes Mal, lieber im Haus zu bleiben. Er sagte, sonst würde er mich vielleicht versehentlich erschießen in dem Glauben, ich wäre ein

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