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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wieder in Ordnung. Jemand wird für das hier bezahlen.«
    Mr. McDonough blickt mich verlegen an. »Ist es okay, wenn ich den Sarg jetzt wieder schließe?«
    »Ja. Ich danke Ihnen für Ihre Mithilfe. Ich bringe Sie jetzt zu Ihrem Wagen zurück.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Ich habe Leute, die mich zum Friedhof bringen können.«
    »Danke sehr.«
    Meine Knie sind kaum stabil genug, um mich aus dem Vorbereitungszimmer zu tragen, doch irgendwie schaffe ich es trotzdem. Als ich den Korridor mit den Särgen betrete, kommt mir ein Gedanke. Ich drehe mich um.
    »Mr. McDonough?«
    »Ja, Ma’am?«
    »Haben Sie heute mit meinem Großvater gesprochen?«
    Der Leichenbestatter blickt rasch zu Boden. Und das ist die Antwort.
    »Mr. McDonough?«
    »Er hat angerufen und mich gebeten, ihn über alles zu informieren, was Sie auf dem Friedhof getan haben.«
    Ich spüre die Hand meines Großvaters aus meilenweiter Entfernung. »Mr. McDonough, mein Großvater ist ein mächtiger Mann. Ich weiß, dass Sie das ebenfalls wissen. Doch Sie wurden soeben Zeuge einer fbi-Untersuchung, bei der es um Mord und Serienmord geht. Mein Großvater wird bald in diese Untersuchung mit einbezogen werden, und nicht als Zeuge. Wenn Sie diese Untersuchungen behindern, indem Sie mit meinem Großvater über das sprechen, was Sie hier gesehen haben,wird das fbi Ihnen verdammt hart auf den Pelz rücken und irgendetwas finden, das es zu beanstanden gibt. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt, Sir?«
    Mr. McDonough sieht aus, als würde er bereuen, mich jemals gesehen zu haben. »Das geht mich alles nichts an«, sagt er. »Ich werde mit niemandem darüber reden.«
    »Gut.«
    Als ich in die Sonne draußen vor der Garage trete, stehe ich unvermittelt mehreren Männern in ihren besten Sonntagsanzügen gegenüber. Sie alle haben Rosen an den Revers. Es sind die Sargträger, wird mir bewusst, und sie haben den Sarg mit dem Verstorbenen soeben zum wartenden Leichenwagen getragen. Bald wird die Familie hinter mir aus dem Seitenausgang kommen.
    Rasch gehe ich an der Seite des Instituts entlang in Richtung meines Wagens, doch es ist zu spät. Eine Frau, ungefähr in meinem Alter, kommt mit einem Baby auf dem Arm um die Ecke. Ich will ausweichen, doch sie bleibt stehen und starrt mich offenen Mundes an.
    »Cat?«, fragt sie. »Cat Ferry?«
    »Ja?«
    »Ich bin es, Donna. Donna Reynolds.«
    Ich blinzele verwirrt.
    »Geborene Donna Dunaway«, fügt sie erklärend hinzu.
    Plötzlich ist es, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Wie an jenem Tag, an dem ich Michael Wells begegnet bin. Nur, dass Donna in den vergangenen Jahren im Gegensatz zu Michael kein Gewicht verloren hat, im Gegenteil. In ihren plumpen, rosigen Gesichtszügen erkenne ich jenes schmalgesichtige Mädchen wieder, das ich in der Junior High School kannte.
    »Ist das dein Baby?«, frage ich.
    Sie nickt glückselig. »Mein drittes. Vier Monate alt.«
    Ich betrachte das rundliche Gesicht des Babys, während ich nach einer passenden Antwort suche. Mir will nichts einfallen.In meinem Kopf dreht sich noch alles von meiner Entdeckung im Vorbereitungszimmer. Das Baby hat riesige Augen, eine flache Nase und ein freundliches Lächeln.
    »Wie heißt er, Donna?«
    »Britney. Sie trägt Pink, Cat!«
    »Oh. Sicher. Mein Gott, tut mir Leid.«
    Donna ist nicht böse. Sie lächelt. »Bist du zur Beerdigung hergekommen? Ich wusste gar nicht, dass du Onkel Joe kanntest.«
    »Tue ich nicht. Ich meine …« Ich verstumme, und mein Blick schweift erneut zum zahnlosen Lächeln des Babys. Ein langer Speichelfaden tropft aus Britneys Mund, und in diesem Augenblick habe ich die größte Offenbarung meines Lebens. Es gibt keinen himmlischen Fanfarenstoß und keinen Donnerhall – nichts weiter als ein plötzlicher und enthüllender Blitz aus absoluter Gewissheit.
    Ich weiß, wer die Männer in New Orleans ermordet hat.

57
    C at? Was ist los?«
    Ich atme erleichtert auf. Ich bin kurz vor Malmaison und habe auf der ganzen Fahrt vom Bestattungsinstitut bis hierher versucht, Sean zu erreichen. »Ich weiß, wer der Killer ist, Sean.«
    »Whoa, langsam! Von welchem Killer redest du? Dein Familienkram oder der Killer von New Orleans?«
    »New Orleans.«
    »Wie zur Hölle willst du herausgefunden haben, wer der Killer ist?«
    »Irgendetwas in meinem Kopf hat Klick gemacht.«
    »Und was?«
    Ich bin versucht, es ihm zu sagen, doch wenn ich das tue, kann ich die nachfolgenden Ereignisse nicht mehr aufhalten. Und im

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