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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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lächelt schwach.
    »Haben Sie alle einander geholfen, diese Morde zu begehen?«
    Sie antwortet nicht.
    »›Meine Arbeit ist niemals getan‹«, zitiere ich den in Blut geschriebenen Spruch von jedem der Tatorte. »Wessen Idee war das?«
    Sie lächelt mir verschwörerisch zu, dann schüttelt sie den Kopf. »Ich kann niemanden verraten.«
    »Aber Ihre Arbeit ist getan. Ist es das, was Sie mir sagen wollen?«
    »Ja. Alles getan.«
    Irgendwie habe ich es gewusst, bevor ich hierher gekommen bin. Das ist der Grund, warum ich nicht wollte, dass Sean die Sonderkommission alarmiert. »Wer hat Dr. Malik getötet?«
    Ihr Lächeln verschwindet und weicht einer tief sitzenden Angst. »Ich weiß es nicht. Niemand weiß, was wir jetzt tun sollen.«
    Lügt sie? »Das ist sehr wichtig, Angie. Wer hatte die Idee, diese Taten wie einen Serienmord aussehen zu lassen? Warum haben Sie die Männer nicht einfach mit einem Schuss getötet und es nach einem Überfall aussehen lassen? Irgendetwas Gewöhnlichem?«
    »Das war cool, wie?«
    Sean räuspert sich laut, doch ich sehe ihn nicht an. Ein eigenartiges Leuchten ist in Angies Augen erschienen.
    »Wollen Sie eine sehen?«, fragt sie.
    »Eine was?«
    »Sie wissen schon. Was wir getan haben.«
    Mein Puls rast plötzlich. »Einen Mord, meinen Sie?«
    »Wir nannten es nicht so. Wir nannten es Bestrafung. Wir haben eine Bestrafung vollzogen.«
    Jetzt sehe ich Sean an. Er sieht aus, als könnte ihn jeden Augenblick der Schlag treffen. »Haben Sie ein Videoband hier, Angie?«
    Sie nickt in Richtung der Ecke neben dem Fernseher, wo unter einem kleinen runden Tischchen eine Pappschachtel steht.
    »Mein Gott …«, haucht Sean.
    »Ist das die Schachtel von Dr. Malik?«, frage ich und spüre, wie meine Handflächen feucht werden. »Die Schachtel mit dem Material für seinen Film?«
    Angie nickt, dann steht sie auf, geht zur Schachtel und nimmt ein Videoband heraus. »Das ist eines der wenigen auf vhs«, sagt sie. »Die meisten sind auf diesen kleinen Bändern, diesen digitalen Dingern. Mini-DV oder was auch immer.«
    »Cat …«, flüstert Sean.
    Ich spüre ein vertrautes Summen im Hinterkopf. Die Bänder in dieser Schachtel könnten meinen Großvater für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen.
    »Stecken Sie es in den Rekorder, Angie. Ich möchte es sehen.«

65
    A ngie Pitre ist wie ein Mädchen, das im Begriff steht, mir eine Aufzeichnung von seiner Ballettaufführung zu zeigen, als sie das Band in den Rekorder schiebt und aufgeregt wartet.
    Sean bedeutet mir mit einem unauffälligen Wink, zu ihmzu kommen, das Gesicht starr vor Besorgnis. Nach seinen Vorschriften ist es längst an der Zeit, Evangeline Pitre zu verhaften. Doch ich bin nicht als Gesetzesbeamtin hier. Ich bin hier, weil ich begreifen will. Erst dann werde ich wissen, was zu tun ist. Wahrscheinlich hält nur meine Drohung, seiner Frau alles über uns zu erzählen, Sean davon ab, John Kaiser anzurufen.
    Der Fernsehschirm wird blau. Dann zählen Nummern in der unteren rechten Ecke des Fernsehschirms herunter. Ich gehe zu der Schachtel in der Ecke des Raums und blicke hinunter. Am Boden der Schachtel liegen drei Reihen von Mini-DVs. Die Bänder sind in rotem Magic Marker mit Frauennamen beschriftet. Auf einem steht Ann Hilgard. Ich bücke mich und nehme es aus der Schachtel, dann lasse ich es in meine Tasche gleiten.
    »Sieh hin«, sagt Sean.
    Ein dunkles, verwackeltes Bild füllt den Fernsehschirm aus: Eine Außentür. Ich höre jemanden schnell atmen, fast hyperventilieren. Eine Hand in einem transparenten Plastikhandschuh greift nach vorn, steckt einen Schlüssel ins Schlüsselloch und dreht den Türknauf.
    »Was ist das für ein Plastik?«, flüstere ich.
    »Ein Hazmat-Anzug«, sagt Angie, ohne die Augen vom Schirm zu nehmen. »Unheimlich, was?«
    Die Tür öffnet sich, und Licht flutet in die Linse der Kamera.
    Die Kamera bewegt sich so schnell durch das Haus, dass ich das Gefühl habe, eine Folge der TV-Serie Cops zu sehen. Eine Drogenrazzia vielleicht. Doch die Szene hat etwas Vertrautes. Ich habe dieses Haus schon einmal gesehen. Es ist einer der nomurs-Tatorte. Der zweite.
    »Heilige Scheiße«, flüstert Sean.
    »Ist es das Haus von Riviere?«, frage ich wie betäubt.
    »Ja«, antwortet Angie.
    Die Kamera hält vor einer offenen Schlafzimmertür. Ein dickbäuchiger, grauhaariger Mann in weißen Boxershorts blickt von seinem Kleiderschrank herüber. Andrus Riviere, derApotheker im Ruhestand, Alter sechsundsechzig. Was

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