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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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neuen Spitznamen halten wird. Wenn meine Erfahrungen aus der Vergangenheit mich nicht täuschen, wird der Name ihm gefallen.
    »Warum gehst du nicht duschen?«, fragt Sean. »Ich erzähle dir die Einzelheiten, wenn du wieder zurück bist.«
    Langsam rolle ich mich aus dem Bett und gehe zum Badezimmer. Im Gehen knöpfe ich meine mit Wodka besudelte Bluse auf.
    »Hey, Cat?«
    Ich drehe mich um.
    Seans grüne Augen fokussieren mich aufmerksam. »Wenn du bereit bist, über das Baby zu reden, bin ich es auch.«
    Mein Herzschlag setzt für einen Sekundenbruchteil aus. »Okay.«
    Dann richtet er den Blick wieder auf den Fernseher.

14
    S ean und ich sitzen uns an meinem Küchentisch gegenüber. Zwischen uns liegen Akten und Fotos. Wir haben dieses Ritual schon viele Male aufgeführt, auch wenn wir in der Vergangenheit stets auf der gleichen Seite des Tisches gesessen haben. Heute jedoch erscheint mir dieses neue Arrangement mehr angemessen.
    Während der letzten fünfzehn Monate war es Seans Angewohnheit, für jeden größeren Mordfall, der ihm zugeteilt wurde, eine private Akte anzulegen. Er verwahrt diese Akten in einem verschlossenen Schrank in meinem Haus und aktualisiert sie selektiv, wenn er neue Informationen und Beweise findet. Er fotografiert digital, was er mir nicht ohne Probleme beschaffen kann, und er kopiert die Tonbandaufzeichnungen der meisten Zeugenvernehmungen und Verhöre. Auf diese Weise hat er gegen zahllose Vorschriften und wahrscheinlich auch gegen mehrere Gesetze verstoßen, doch das Ergebnis war, dass mehr Mörder ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden, und deswegen hat er keine allzu großen Probleme mit dem moralischen Aspekt seines Tuns.
    Sean hat Kaffee aufgesetzt, während ich unter der Dusche war, und als ich in abgewetzten Jeans und einem Pearl Jam Sweatshirt wieder aus dem Bad komme, erwartet mich eineTasse Kaffee auf meinem Platz. Diese Art von Aufmerksamkeit hatte sich nach den ersten paar Monaten unserer Beziehung verflüchtigt, doch heute überrascht sie mich nicht weiter. Meine Schwangerschaft macht ihn vorsichtig, als würde er über Eierschalen laufen.
    Captain Piazza hat Sean nicht offiziell von der Sonderkommission suspendiert, doch sie hat ihn in seiner Funktion als leitender nopd-Detective bei diesem Fall abgesetzt. Sie hat ihn an diesem Morgen allein deswegen am Tatort zugelassen, weil er eine so hohe Aufklärungsquote bei seinen Fällen vorweisen kann. Piazza weiß nicht, dass Sean dies zu einem großen Teil mit meiner Hilfe bewerkstelligt, doch nach dem Vortrag, den sie mir im Haus von LeGendre gehalten hat, nehme ich an, dass sie es vermutet.
    Wie dem auch sei, Sean wurde nicht vom Informationsfluss ausgesperrt. Sein Partner fährt zwischen dem Police Headquarter und der Zentrale der Sonderkommission im Gebäude des fbi hin und her und informiert Sean per Mobiltelefon über sämtliche neuen Entwicklungen. Ironischerweise liegt die neue, festungsartige fbi-Außenstelle keine fünf Minuten von meinem Haus entfernt, ebenfalls am Ufer des Lake Pontchartrain. Und in diesem Gebäude studieren wenigstens fünfzig Leute die gleichen Informationen, die wir jetzt vor uns liegen haben.
    »James Calhoun«, lese ich den Namen des fünften Opfers. »Was unterscheidet ihn von den anderen?«
    »Nichts«, antwortet Sean und kippt seinen Stuhl auf die Hinterbeine, um zu schaukeln. »Er war allein im Haus. Kein Anzeichen von gewaltsamem Zutritt. Ein lähmender Schuss in das Rückgrat, dann die Bisse vor dem eigentlichen Tod, genau wie bei den vier anderen …«
    Es ist ein Akt von unglaublicher Brutalität, menschliches Fleisch mit den Zähnen zu zerreißen. Anbringen ist ein höchst steriles Wort dafür, doch diese Art von semantischer Distanz ist bei der Aufklärungsarbeit von Verbrechen ständiganzutreffen, genau wie in der Medizin. Wenn ich an Mord denke, versuche ich stets, mir die Unmittelbarkeit der Gewalt vor Augen zu halten.
    »… gefolgt vom Gnadenschuss in den Kopf«, beendet Sean seine Zusammenfassung. »Ende der Geschichte.«
    »Spuren?«
    »Abgesehen von der mit Blut geschriebenen Botschaft – mit dem Blut des Opfers – nichts Neues.«
    »Dieser Bursche ist einfach zu gut«, sage ich frustriert. »›Meine Arbeit ist niemals getan.‹ Er muss einen Raumanzug tragen, während er seine Arbeit macht.«
    »Und wie beißt er seine Opfer?«
    »Hat er wieder Speichel in den Bisswunden hinterlassen?«
    »Ja.«
    »Hm. Wäre es möglich, dass Nathan Malik sich in der vergangenen Nacht

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