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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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Und er hätte gehört, dass die Deutschen nicht so gut kochen können und vieles mehr. Wir kommen mit dem Antworten kaum nach.
    Einzig Wolfgang sitzt wieder schweigend dabei. Er beobachtet Laurent auch. Sehr lange und sehr intensiv. Und sehr nachdenklich. Ich glaube, dass ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf gehen wie mir.
    Einmal treffen sich unsere Blicke. Aber als ich ihn anlächle, sieht er weg.
    Wir sitzen noch lange am Tisch und erzählen und allmählich entspanne ich mich. Als Laurent aber immer weniger seine Müdigkeit verbergen kann, schicke ich die Jungs ins Bett. Timo klappen auch schon fast die Augen zu. Schließlich ist es schon halb zehn.
    Ich sage allen drei gute Nacht und frage Laurent, ob ich ihn wecken soll oder ob er einen Wecker haben möchte.
    „Nein danke, ich haben einen Wecker von zuhause mitgebracht. Den werde ich stellen. Wann steht denn bei euch der erste auf?“
    „Leon steht um viertel nach sechs auf und geht dann duschen. Um halb sieben kannst du dann ins Bad und Timo geht hinten ins Elternbad. Dann seid ihr alle rechtzeitig zum Frühstück fertig.“
    „Das ist in Ordnung, das schaffe ich.“
    Er spricht Englisch und ich spreche Französisch. Es fällt mir leicht, denn ich möchte unbedingt, dass sich Laurent wohl fühlt bei uns.
    Als die drei in ihren Betten liegen und wir die Küche aufgeräumt haben, sitze ich noch mit Wolfgang auf der Couch.
    „Und?“ frage ich.
    Natürlich dauert es wieder, bis mein Mann seine Worte aus allen Winkeln seines Gehirns zusammen

    gekramt hat, aber dann bricht es aus ihm heraus:
    „Ist ganz ok, denke ich“.
    „Geht es etwas ausführlicher? Ich habe gesehen, wie sehr du ihn beobachtet hast. Was ist dir da durch den Kopf gegangen?“
    „Ich dachte, dass es so immer sein sollte. Drei Kinder am Tisch und nicht zwei.“
    Ich muss schlucken und kämpfe mit den Tränen.
    „Mir geht es genauso. Ich habe exakt das Gleiche gedacht. Und dann war wieder all unser Elend da. Aber ich möchte, dass er sich wohl fühlt und wir werden ihm eine schöne Woche machen. Was denkst du?“
    „Ja, nun wollen wir nicht übertreiben. Aber im Kern hast du Recht. „
    Ich sehe ihn an und weiß, Gespräch ist beendet. Mehr kommt nicht.

2010 Tag 2 Zuhause

    Ich schlafe tief und fest und träume auch nichts. Das kommt wirklich selten vor. Als um zwanzig vor sechs der Wecker angeht, bin ich schon wach und ich fühle mich frisch und gut erholt. Summend begebe ich mich ins Bad und nach einer halben Stunde sehe ich wieder aus wie ein Mensch.
    In der Küche bereite ich das Frühstück vor. Natürlich werden heute in der Küche keine Toasts geschmiert und den Kindern vorgesetzt.
    Ich decke einen ganz normalen Frühstückstisch, wie ich es auch am Wochenende mache.
    Und wieder sitze ich mit drei Jungs am Tisch. Mein Herz geht mir auf. Und Laurent ist mir jetzt schon ans Herz gewachsen, denn er gibt sich alle Mühe, unsere deutschen Sitten zu imitieren. Er sitzt in der gleichen Haltung wie Leon am Tisch und hält auch die Tasse genauso.
    Na, soweit muss er ja nicht gehen, dass er jetzt alles nach macht. Wir wollen ja auch ein bisschen von ihm abgucken. Aber gut. Wahrscheinlich will er nichts falsch machen. Und wieder läuft die Unterhaltung auf Englisch. Dabei hat Leon doch auch schon über zwei Jahre Französisch in der Schule. Er könnte doch auch Französisch mit Laurent reden. Aber gut. Auch Timo kann ein bisschen Englisch, dann ist es vielleicht einfacher.
    Wir plaudern nett und Laurent erzählt uns von seinen Erwartungen an diese Reise. Und dass er gerne erleben möchte, ob es hier in Deutschland wirklich so ist, wie in den Schulbüchern geschrieben steht.
    „Nun,“ antworte ich, „ich weiß zwar nicht so ganz genau, was in euren Schulbüchern steht, aber wir werden uns Mühe geben, uns genauso zu benehmen.“
    Wir lachen alle und als ich Laurent ansehe, sieht er fast aus wie Leon, wenn er lacht. Praktisch, dass die beiden sich so ähnlich sind, wahrscheinlich verstehen sie sich deshalb so gut.
    Frühstück ist beendet, Tisch wieder ordentlich und es geht los. Ich bringe die Kinder zur Schule und fahre weiter zum Arbeiten.
    Unterwegs gehen mir viele Dinge durch den Kopf. Ich versuche zuerst zu ergründen, warum es für mich so schwierig schien, ein französisches Kind aufzunehmen, obwohl es dann doch ganz einfach war. Aber wahrscheinlich liegt es auch an der Person des Jungen. Er ist wirklich überaus sympathisch und deswegen fällt es mir leicht, freundlich zu ihm zu

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