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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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gehe ich in die Küche und fange an zu kochen.
    Nun bin ich erst mal eine Weile beschäftigt.
    Wolfgang sitzt mit den Dreien am Tisch und sie spielen ein Kartenspiel. Schnell hole ich unseren Fotoapparat und mache ein paar Bilder.

    Beim Abendessen erzählen wir von unserem Leben und Laurent erzählt von seinem Leben. Er hat ein großes Hobby, das ihm keine Zeit für andere Sachen lässt. Er schwimmt. Er trainiert täglich und schwimmt Meisterschaften in Frankreich und meist gewinnt er auch. Sein Tagesablauf in Frankreich ist ein ganz anderer. Die Kinder sind bis ca. 17.30 Uhr in der Schule, danach machen sie Hausaufgaben und dann essen die Franzosen zu Abend. Bei Laurent verläuft der Abend anders. Er macht seine Hausaufgaben, geht dann zum Schwimmtraining, isst spät zu Abend und geht danach ins Bett.
    Ich finde es grässlich, dass ein Junge in dem Alter keine Gelegenheit hat, sich mit Freunden zu treffen oder einfach mal nichts zu tun.
    Er findet es ganz toll, dass wir hier den ganzen Nachmittag miteinander verbringen können und mit der Familie zusammen sitzen und Zeit haben für andere Dinge.
    „Wenn du willst, kannst du auch hier im Pool trainieren“, sage ich und lache. Denn das Wasser ist noch sehr kalt. Wir haben ihn erst vor einer Woche gereinigt und wieder aufgefüllt. Draußen sind es zwar heute vierundzwanzig Grad, aber die Nächte sind noch frisch und entsprechend kühl ist das Wasser.
    Er lacht und sagt: „Nein danke, eigentlich bin ich ganz froh, dass ich mal eine Woche nicht schwimmen muss. Ich komme auch außerhalb des Wassers gut klar.“
    Wir lachen und ich räume den Tisch ab. Leon hat die Idee, dass Wolfgang in die Eisdiele fahren soll und Nachtisch kaufen. Wolfgang findet den Gedanken doof, jetzt nochmal los zu müssen und gibt den Jungs Geld. Sollen sie ruhig laufen für ihren Nachtisch. Die drei machen sich auf den Weg.
    Endlich kann ich Wolfgang erzählen, was ich beim Abendessen beobachtet habe.
    „Hast du gesehen, wie sehr Laurent versucht, Leon zu imitieren? Er hält die Gabel exakt genauso wie Leon und Timo sie halten. Das ist ja irgendwie rührend. Er muss doch nicht zu einem Klon von Leon werden. Er kann doch das Besteck so halten, wie man das in Frankreich macht, oder?“
    Denken, Worte holen, Worte kauen und nochmal sortieren, dann endlich spricht er.
    „Lass ihn doch. „
    Mann, etwas mehr hätte ich schon erwartet.
    „Ist dir das denn nicht aufgefallen? Und er hält auch das Glas genauso wie Leon.“
    Keine Antwort. Gut, ich habe verstanden. Ich denke jetzt nicht mehr so viel und kümmere mich nicht mehr darum, ob Laurent versucht, wie unsere Kinder zu sein.
    Als sie zurückkommen, sind sie mit Eisbechern beladen. Wieder setzen sie sich auf die Wiese und unterhalten sich. Ich hole wieder den Fotoapparat und mache ein Foto.
    Um halb zehn löse ich die Runde auf und schicke sie ins Bett. Für Timo ist es sowieso schon wieder viel zu spät und auch Leon und Laurent gähnen.
    Als alle drei im Bett liegen, gehe ich wie jeden Abend zu meinen Kindern und sage ihnen gute Nacht. Einen Moment lang bin ich versucht, auch nach oben zu gehen, um Laurent gute Nacht zu wünschen.
    Letztendlich rufe ich aber dann nur ein deutsches „Gute Nacht Laurent, schlaf gut!“ nach oben und gehe wieder ins Wohnzimmer.
    Forschend sieht Wolfgang mich an. Fragend, beobachtend und liebend.
    „Es ist alles in Ordnung, Schatz, wirklich. Ich höre schon auf, mich in etwas hinein zu steigern. Es ist alles gut. Er ist ein Austauschschüler, der in ein paar Tagen wieder weg ist.“

    „Gut. Komm her.“
    Ich setze mich zu ihm auf die Couch und kuschele mich an ihn. Er legt seinen Arm um mich und ich bin froh, dass er meine Tränen nicht sieht.

2010 ,Tag 3 Zuhause

    Mittwochmorgen, das Frühstück ist fast fertig, keine Spur von Laurent. Er müsste längst im Bad sein.
    Wahrscheinlich hat sein Wecker versagt. Ich gehe nach oben und öffne leise seine Tür.
    Im Zimmer ist es hell, er hat die Rollläden nicht geschlossen.

    Ich gehe zu seinem Bett und mich trifft der Schlag.

    Heiß und kalt fühle ich gleichzeitig, mein Herz rast und ich spüre den Knoten. Gigantisch groß diesmal und ich muss fast würgen.
    Im Bett liegt nicht Laurent, im Bett liegt eine größere und ältere Version von Maxi. Die Haltung, wie er auf der Seite liegt, die Hand unter dem Kinn, der entspannte Gesichtsausdruck, die feine Linie zwischen den Augenbrauen. Das ist Maxi, Maxi in groß.
    Kann denn das ein? Monika, du spinnst.
    In mir

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