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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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zu grübeln. Und mit dem Außendienst und den Schulzeiten der Kinder passt es schon ganz gut. Also Monika, ab unter die Dusche.
    Als ich fertig bin, kommt Wolfgang, um sich zu verabschieden.
    „Lass es dir nochmal durch den Kopf gehen. Wir könnten wirklich Frieden schließen mit diesem Land“.
    Ich nicke matt und gehe in die Kleiderkammer, um ich anzuziehen.
    Später beim Frühstück sprechen meine Söhne kein Wort. Sie sehen mich nur immer wieder verstohlen an und dann tauschen sie untereinander Blicke.
    Spontan entscheide ich:

    „In Ordnung, Kinder, der Junge soll kommen.“
    Zwei grinsende Gesichter.
    „Na bitte, Mama, geht doch!“
    Leon hat bestimmt lange auf eine Gelegenheit gewartet, diesen Satz endlich mal anzubringen.
    „Und was sagt ihr jetzt?“
    Vier Augen blicken mir gerade ins Gesicht. Schulterzucken.
    „Cool!“ höre ich von Timo.
    Wie, das ist alles? Ich ringe mich zu einer solch gewaltigen Entscheidung durch und ich höre nur cool.
    Na bitte, war doch gar nicht schlimm.
    Nachmittags rufe ich Frau Dietmar an.
    „Ich habe es schon gehört, Frau Reiter. Ihre Jungs haben es mir schon erzählt. Ich danke Ihnen wirklich sehr. Es ist bestimmt nicht einfach für Sie. Und wenn Sie merken, dass es doch nicht geht, wenn der Schüler hier ist, werden wir bestimmt eine Lösung finden“.
    „Das ist lieb von Ihnen Frau Dietmar. Aber das werde ich sicherlich nicht tun, einen Jungen hin und herschieben, der weit weg von zuhause in einer wildfremdem Familie wohnen soll. Jetzt haben wir Ja gesagt, jetzt ziehen wir das auch durch!“
    „Diese Einstellung finde ich toll. Ich gebe Leon dann die nötigen Unterlagen mit. Im Februar gibt es aber auch nochmal einen Elternabend zu dem Thema. „
    „Na, dann habe ich ja noch Zeit, mich darauf einzustellen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag.“
    „Ihnen auch, Frau Reiter“.

2010 Neun Jahre nach der Entführung

    Und rasant schnell ist der Februar 2010 da. Ich kann mich genau an das Telefonat mit Leons Klassenlehrerin erinnern, da habe ich auch schon die Einladung für den Elternabend in der Hand.
    Jetzt wird es ernst.
    Ich höre mir alles an und lausche auch den anderen Eltern, die erzählen, wie begeistert ihre Kinder von Frankreich waren. Und dass jetzt alle im Sommer dort Urlaub machen wollen, damit man unser Nachbarland mal besser kennen lernt.
    Ich schalte meine Ohren auf Durchzug. Eigentlich interessieren mich nur die konkreten Ratschläge, was den Umgang mit einem Austauschschüler betrifft. Und da höre ich genau hin:
    Wir sollen keine Extrawürste braten, wir sollen die Kinder in den normalen Alltag mit einbeziehen und wir sollen nur Deutsch mit ihnen reden. Keinesfalls Englisch oder wer kann, Französisch.
    Nun gut, ich hatte nicht vor, jemals wieder französisch zu reden.

    Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

    Laurent Tag 1

    Montag, 26 April 2010. 16.30 Uhr.
    „Komm Mama, wir müssen los. Die französischen Jungs und Mädchen sind da. Beeil dich.“
    Leon tritt von einem Bein aufs andere, während ich meine Tasche und mein Handy suche. Ich kann nun nicht mehr zurück. Wir müssen zur Schule fahren und Laurent abholen. Ich muss einen
    französischen Jungen freundlich begrüßen. Er ist genauso alt wie Leon, kommt aus La Chataigneraie in der Vendée. Diese wiederum liegt im Pay de la Loire, also direkt unter der Bretagne. Sehr nah am Ort unseres Unglücks. Ich verdränge dies seit Wochen.
    Wolfgang kann uns leider nicht begleiten, er ist mit Timo beim Kieferorthopäden. Wir werden uns alle erst wieder zuhause treffen.
    Alle meine Sachen habe ich zusammen gekramt und nun keinen Grund mehr, die Abfahrt zu verzögern.
    Los geht’s.

    Als wir an der Schule ankommen, sehe ich bereits von weitem den Bus. Oben an der Schule stehen junge Menschen in Gruppen und ich erkenne einige von Leons Freunden.
    Wir parken den Wagen, mein Herz klopft bis zum Hals. Warum eigentlich? Weil ich Bammel habe, einem Franzosen gegenüber zu treten?
    Leon ist mit schon einige Meter voraus und ich hetze hinterher. Als ich am Schuleingang ankomme, gehe ich zu Leons Klassenlehrerin und frage sie, wo ich Laurent finde. Sie nimmt mitfühlend meine Hand, drückt sie und fragt leise: „ Geht’s?“
    Ich nicke mit dem Kopf und löse mich von ihr.
    „Er steht dort oben an der Bank mit den beiden Jungen und einem Mädchen.“
    Leon ist nicht mehr zu sehen, wahrscheinlich hängt er wieder bei seinen Freunden. Also muss ich alleine los.
    Mit

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