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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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dass ich hier nicht am Rad drehe und ihn als Ersatzsohn für Maxi annehme.

    Es wird ohnehin keinen Ersatz für Maxi geben, niemals.
    Aber dennoch, die Situation ist einfach schön, dass hier halt drei Jungs herum lungern. Es ist ein wenig so, wie es sein müsste.
    In der Küche schneide ich drei dicke Stücke von dem Marmorkuchen ab, den ich mittags gebacken habe. Ich trage Milch und Kuchen auf die Terrasse und bitte die Kinder, sich an den Tisch zu setzen.
    Mit meinem Kaffee setze ich mich zu Ihnen.
    Sie mampfen schweigend den Kuchen und trinken in großen Schlucken die Milch.
    Ich frage sie, ob sie etwas spielen wollen, aber sie wollen lieber aufs Trampolin und lassen mich sitzen.
    Während sie alle drei wie die Wilden versuchen, verschiedene Figuren auf dem Trampolin zu springen und wild durcheinander purzeln, beobachte ich wieder Laurent. Warum kann ich die Augen nicht von diesem Jungen lassen? Warum fühle ich mich so zu ihm hingezogen?
    Ich beobachte ihn weiter und schimpfe innerlich mit mir, weil er doch einfach nur ein Junge ist, der sich eine Woche bei uns wohlfühlen soll. Und ich fange an, ihn mit Gedanken zu überlasten, nur weil es sich so gut anfühlt, dass sie nun zu dritt sind.
    Ich höre den Schlüssel in der Tür und Wolfgang kommt auf die Terrasse. Ich hatte sein Auto gar nicht gehört, so sehr war ich in Gedanken versunken.
    Er holt sich einen Kaffee und ein Stück Kuchen und setzt sich zu mir. Ich beobachte ihn, wie er die Kinder beobachtet.
    „Und?“
    Mehr als ein Wort scheint er nicht sagen zu wollen, also interpretiere ich, dass er wissen will, wie ich Laurent finde oder wie der Tag in der Schule war oder wie sich die Kinder verstehen oder warum ich den Jungen so begaffe. Ich beschließe, alle Fragen zu beantworten.
    „Ich finde ihn äußerst sympathisch und ich komme gut mit der Situation klar. Er spricht kontinuierlich Englisch und ich spreche konsequent Französisch, obwohl wir doch eigentlich Deutsch mit ihm reden sollen, damit er was lernt. In der Schule hat es ihm glaube ich, auch ganz gut gefallen, obwohl er vom Unterricht nicht viel verstanden hat, weil er ja erst eineinhalb Jahre Deutsch in der Schule hat. Und ich glaube, dass Leon und Laurent sich mögen, denn sie unterhalten sich viel und lachen viel miteinander. Und Timo hat ganz stolz seine ersten zwei französischen Worte an ihn gerichtet. Alles ist gut.“
    Dass ich immerzu Laurent ansehen muss und wie ich mich fühle, verschweige ich dann lieber doch.
    Er würde es sowieso nicht verstehen.
    „Ich wollte wissen, was du fühlst.“
    Mehr sagt er nicht und in mir toben die Gefühle. Wieso erkennt er mich immer? Und wieso muss ich mich jetzt hier erklären? Ich versuche es mit Verzögerungstaktik.
    „Wie meinst du das?“
    Er zieht nur eine Augenbraue hoch und neigt den Kopf etwas schief. Ich weiß, dass ich keine Chance habe. Also gut.
    „Ich kämpfe mit zwiespältigen Gefühlen. Einerseits, erinnert mich seine Anwesenheit permanent daran, wie es hier eigentlich sein sollte. Mit drei Söhnen und nicht nur mit zwei. Und das tut mir weh und reißt alte Wunden wieder auf. Andererseits sehe ich die drei an und finde es toll, dass sie zu dritt sind. Und, das ist eigentlich das Schlimmste, ich fühle mich sehr zu Laurent hingezogen und er ist mir so seltsam vertraut, als würde ich ihn schon immer kennen. Und damit kann ich gar nicht umgehen. Ich kann mich doch nicht in einen 14jährigen Jungen „verlieben“, nur weil es sich so anfühlt, als wären wir wieder vollständig.“
    Er sagt erst mal nichts und schaut auf unser Trampolin. Es hat einen Durchmesser von vier Metern und scheint noch zu klein für dieses Knäuel aus drei Jungs, die anscheinend versuchen wollen, bis in den Himmel zu springen.
    „Ich habe es dir angesehen. Halt dich im Zaum und übertreibe es nicht mit deinen Muttergefühlen für ein fremdes Kind. In ein paar Tagen ist er wieder weg und alles ist wie vorher. Ich möchte nicht, dass du in ein tiefes Loch fällst. Er ist nur ein Austauschschüler. Nicht mehr und nicht weniger“.
    Ich weiß, dass er Recht hat. Aber es ist zu spät. Ich hänge schon im Chaos und ich weiß, dass ich mich zusammen reißen muss. Ich werde es versuchen. Schließlich kann ich gut verdrängen.
    Wir sitzen noch einen Moment beieinander. Vorsichtshalber blicke ich nicht zum Trampolin, weil ich merke, dass Wolfgang mich beobachtet.
    Nach einer halben Stunde, die Jungs sitzen inzwischen schwitzend und mit roten Köpfen auf dem Rasen,

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