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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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zentnerschweren Füßen gehe ich in die Richtung, die Frau Dietmar mir gezeigt hat. Als ich bei dem Pulk ankomme, frage ich wie selbstverständlich auf Französisch, wer Laurent ist.
    Ein Junge, etwas kleiner als Leon, aber ungefähr die gleiche Haarfarbe schaut mich schüchtern an und sagt:“ Isch“. Das soll das einzige deutsche Wort bleiben, das wir von ihm hören.
    Brav stelle ich mich vor und erkläre ihm, dass er es nun 8 Tage mit uns aushalten muss. Mir fällt es überhaupt nicht schwer, Französisch zu reden. Auch schlägt mein Herz wieder normal. Plötzlich sehe ich Leon und winke ihn zu mir. Er kommt herangeschlendert und stutzt.
    „Welcher ist es denn?“
    Als wollten wir uns einen Hund aussuchen. Ich mache die Beiden miteinander bekannt und wir machen uns zu dritt auf den Weg nach Hause.
    Ich gehe vor und die beiden sind hinter mir. Sie unterhalten sich auf Englisch. Ähm, ist das hier nicht ein deutsch-französischer Austausch? Na, egal. Wenn es auf Englisch besser geht, soll es mir Recht sein.
    Zuhause angekommen, zeigt Leon Laurent das Gästezimmer. Gemeinsam schleppen sie die schwere Reisetasche nach oben. Leon zeigt alle Schränke und dann kommen sie wieder heruntergestapft. Ich höre sie im Bad und Leon erklärt, wo Handtücher zu finden sind und was sonst noch nötig ist.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer kommen, hat Laurent einen wunderbar duftenden Brioche in der Hand.
    Er kommt zu mir und erklärt mir, dass der französische Brioche in der Region hergestellt wird, in der er wohnt und dass er von dort aus nach überall verkauft wird. Und dies sei ein Geschenk seiner Eltern für uns.
    Ich bedanke mich artig und frage ihn, ob er müde ist oder hungrig oder ob er vielleicht duschen möchten.
    Alles drei meint er. Aber am liebsten würde er zuerst duschen, dann vielleicht, wenn es nicht zu viel Mühe macht, etwas essen und dann schlafen gehen.
    Verständlich, denn schließlich ist er seit Sonntagabend um 21 Uhr unterwegs und morgen muss er ganz normal mit Leon zur Schule gehen. Das bedeutet, um halb sieben klingelt der Wecker.
    Er geht duschen, ich decke den Tisch. Während im Bad die Dusche läuft frage ich Leon:
    „Und wie findest du ihn?“
    „Und du Mama? Wie geht es dir?“
    Dieser ernste junge Mann, der mein Sohn ist
    „Nein, ich will zuerst wissen, was du von ihm hältst. Denkst du, dass er sympathisch ist?“
    „Och ich glaube schon, er kennt auch die gängigen Computerspiele und hat als Hobby Schwimmen. Ist besser als wenn er nur Mädchenbücher lesen würde. Alles andere werden wir sehen. Wie fühlst du dich?“
    „Großer Junge, mir geht es gut. Ich war furchtbar aufgeregt und hatte entsetzliches Herzklopfen.
    Aber als ich ihn gesehen habe, habe ich ganz von alleine Französisch mit ihm gesprochen. Zum ersten Mal nach all den Jahren. Irgendwie hat er etwas an sich, was ihn sehr vertraut wirken lässt. Als würde man ihn schon ewig kennen.“
    „Ja Mama, so ging es mir auch. Da war gar nix Fremdes. Wie bei meinen Kumpels, ich mochte ihn direkt und ich glaube, dass er ganz ok ist. Mal sehen, was Papa und Timo sagen“.
    Während ich koche, hänge ich meinen Gedanken nach.
    Vieles kommt wieder hoch aus der Zeit, als Maxi verschwand. Aber ich lasse diesmal den Knoten nicht zu. Ich will Frieden schließen, genau wie Wolfgang gesagt hat. Und dieser Junge kann schließlich nichts dafür, dass er aus Frankreich ist.
    Frieden schließen?
    Jetzt geht der Sturm erst richtig los. Aber davon ahne ich in diesem Moment noch nichts.

    Laut polternd kommen Wolfgang und Timo nach Hause. Irgendeine Unterhaltung über Computer. Was sonst.
    Timo kommt in die Küche und fragt: „Und, ist er schon da?“ Auch Wolfgang sieht mich fragend an.
    Sehr forschend bleibt sein Blick auf meinem Gesicht ruhen.
    „Ja, und er duscht gerade, dann möchte er etwas essen und dann möchte er gerne schlafen, denn schließlich ist er seit gestern Abend neun Uhr auf den Beinen. Morgen habt ihr schließlich alle wieder Schule“.

    Später am Tisch ist etwas Sonderbares mit mir geschehen: Ich blicke in die Runde und sehe einen Vater und drei Jungs am Tisch sitzen. Mir schießen Gedanken durch den Kopf, dass es so normalerweise wäre und es so immer sein müsste. Unauffällig beobachte ich Laurent. Er ist mir wirklich sehr vertraut. Als kennte ich ihn schon ewig. Er isst mit Genuss, was ich gekocht habe und fragt uns Löcher in den Bauch. Wie das heißt, was ich gekocht habe, wie viele Gänge wir normalerweise zu uns nehmen.

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