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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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auf.
    „Wieso seid ihr schon hier?“
    „Haben einen früheren Zug genommen“, murmelt Leon ohne mich anzusehen.
    Ich gehe in die Küche und mach mir einen Kaffee. Gedankenverloren sehe ich aus dem Fenster.
    Wolfgang fährt am Küchenfenster vorbei. An seinen Zuckungen am Steuer sehe ich, dass er schon wieder Techno-Musik hört. Diesen Spleen hat er sich aus seiner Jugendzeit ins gesetzte Alter herüber gerettet. Ich muss lachen.
    Als ich den Schlüssel im Schloss höre, gehe ich ihm entgegen.
    „Hallo Schatz, komm mal leise mit. Ich will dir etwas zeigen“.
    Er nickt und folgt mir leise. Ich führe ihn in Leons Zimmer und es bietet sich ein Bild, das mir die Sprache verschlägt:
    Leon, Laurent und Timo hängen alle drei in der gleichen Position auf dem Bett und lachen sich immer noch über diese Filmchen kaputt. In diesem Moment sehen sie sich so ähnlich, dass es mir fast das Herz zerreißt.
    Ich spüre, dass Wolfgang hinter mir unmerklich die Luft einzieht und dann einen Moment anhält. Das macht er immer, wenn etwas nicht stimmt. Hat er es etwa auch bemerkt?
    Ich drehe mich zu ihm um und sehe, dass er die Kinder anstarrt. Seine Stirn ist gerunzelt und er steht wie erstarrt.
    Leise dreht er sich um und geht ins Wohnzimmer. Ich stürze hinterher.
    „Und, sag!“
    „Was soll ich sagen? Was wolltest du mir zeigen?“
    Er lauert auf meine Antwort, das sehe ich genau. Jetzt nur nichts Falsches sagen.
    Ausnahmsweise zögere ich mal mit der Antwort.
    „Ich fand einfach das Bild so schön, dass dort drei Jungs auf dem Bett liegen. So wie es eigentlich sein müsste. Und ich dachte, dir gefällt es auch“.
    „Du glaubst, dass es mir gefällt, dass dort ein Wildfremder auf Leons Bett liegt und ich soll fühlen, als wenn er mein Sohn wäre. Bist du krank?“
    Meine Seifenblase platzt. Habe ich mich gerade getäuscht?
    „Ich hatte den Eindruck, dass du berührt bist von der Szene. So als würde in dir etwas aufwachen“.
    „Zu viel Schmonzetten gelesen?“
    Damit war er wieder durch mit dem Thema.
    In mir tobt ein Sturm. Soll ich oder soll ich nicht? Wenn ich ihm erzähle, was in mir vorgeht, erklärt er mich für komplett durchgeknallt. Und wahrscheinlich hat er Recht. Also löse ich mich von ihm und mach mich auf den Weg in die Küche. Schließlich wollen wir alle zu Abend essen und wir wollen doch keinem Franzosen die Gelegenheit geben, über schlechtes Essen in Deutschland zu klagen.

    Als wir alle endlich am Tisch sitzen und uns unterhalten, beobachte ich Laurent sehr genau. Wie isst er, welche Mimik hat er, hält er das Besteck wieder genauso wie Leon?
    So sehr wie ich vertieft bin in meine Studien bemerke ich plötzlich Wolfgangs forschenden Blick, der auf meinem Gesicht ruht. Verlegen sehe ich weg. Ich will nicht, dass er mich so beobachtet.
    Also ändere ich die Strategie.
    „Sag mal Laurent, wo genau liegt der Ort in dem du wohnst?“
    „Wenn du eine Karte hast, kann ich es dir zeigen, aber dein Fleisch ist so lecker, ich würde gerne erst noch etwas davon essen, wenn ich darf.“
    Ich muss lachen.
    „Wenn du mir solche Komplimente machst, kann ich ja wohl nicht nein sagen.“
    Leon steht auf und holt unseren alten Atlas.
    Unterdessen habe ich noch weitere Fragen an Laurent:
    „Sag, wie alt ist deine Schwester?“
    „Sie ist sechzehn, wird im Juni siebzehn. Und es ist gar nicht so einfach, eine ältere Schwester zu haben. Ich glaube, sie denkt manchmal, sie wäre meine zweite Mutter und erzieht immer an mir herum“.
    „Das kenne ich“, ruft Timo munter. „Leon denkt auch immer, er sei mein zweiter Vater. Aber ich ignoriere das. Musst du auch tun. Ist ein guter Rat von kleinem Bruder zu kleinem Bruder.“
    Mhm, eigentlich könnte Laurent sein großer Bruder sein, schießt es mir durch den Kopf.
    „Laurent, wie ist das in Frankreich, sind dort auch alle so Technik besessen wie hier in Deutschland? Oder geht es bei euch eher ruhig zu?“
    „Ich verstehe nicht so ganz, wie du das meinst“.
    Offen und mit klarem Blick sieht er mich an. Ich versenke mich in diesem Blick und denke: ‚du müsstest es doch auch fühlen, mein Kind. Oder spinne ich?‘
    Aber bevor der Blick zu lang wird, sehe ich wieder weg.
    „Wenn du allein mal unser Haus betrachtest. Wir haben alle Computer, Handys, Ipods und verschiedene Videokameras.
    Von ganz alt bis ganz neu ist alles dabei. Und jeder hier hat ein Handy und einen Computer und die Läden sind voll mit immer neuen technischen Geräten. Und es wird auch weiter

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