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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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mir darüber.
    Wie immer. Sein Trauma.
    Meins ist ein anderes.
    So sitzen wir gedankenverloren auf der Terrasse und beobachten die Kinder. Die sind inzwischen zu dritt auf dem Trampolin und versuchen irgendwelche Figuren zu springen.
    Gegen halb zehn schicken wir die Drei ins Bett. Timo ist inzwischen hoffnungslos übermüdet. Für den nächsten Tag nehme ich mir vor, wenigstens ihn pünktlich ins Bett zu schicken.

2010 TAG 4 Zuhause

    Nach einer unruhigen Nacht, und auch Wolfgangs war nicht erholsam, wache ich endlich auf.
    Ich bin froh, dass ich mich nicht mehr im Bett herumwälzen muss.
    Mechanisch gehe ich ins Bad und hinterher in die Küche, um den Jungs Frühstück zu machen.
    Als ich Timo die bestellte Bananenpampe auf seinen Platz stelle, fällt mir wieder ein, dass Laurent gestern bei dem Wort gestutzt hat. Ich nehme mir vor, ihn beim Frühstück genau zu beobachten. Nach und nach trudeln die drei ein und setzen sich ziemlich verschlafen an den Tisch.
    Irgendwie fangen sie alle mit dem Frühstück an und Laurent stutzt wieder. Er schaut Timos Teller an und sagt zu uns: „Ich kenne das, da zerdrückt man zuerst eine Banane, dann vermischt man sie mit Milch und anschließend macht man Haferflocken darüber. Ich habe das noch nie gemacht, aber ich kenne das. Seltsam“.
    Er schüttelt den Kopf.
    Ich verliere die Beherrschung. Damit die Kinder nicht mitbekommen, was mit mir ist, laufe ich in die Waschküche. Ein trockenes Schluchzen schüttelt mich durch. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ein Schrei bahnt sich seinen Weg. Aber ich kann ihn nicht herauslassen. Was sollen die drei am Esstisch denken?
    Bananenpampe war sein Lieblingsfrühstück. Unsere Kinder sind alle damit aufgewachsen, aber er mochte es noch etwas lieber, als die anderen beiden.
    Ich muss wieder rauf. Gott sei Dank sind keine Tränen geflossen. Nur dieses trockene Schluchzen mit dem Schmerz in der Brust. Also sammele ich mich zum ich-weiß-nicht-wie-vielten Mal, hole tief Luft und gehe wieder nach oben.
    Timo sieht mich und ruft: „ Mama, hast du das mitbekommen, Laurent kennt Bananenpampe. Das ist ja lustig. Ich dachte, dass nur wir das kennen und dass es auch das Wort eigentlich nicht gibt.“
    „Ja Schatz, ich habe das mitbekommen. Das ist schon lustig, dass unser Frühstück bis nach Frankreich bekannt ist.“
    Und dann sehe ich Laurent. Er hat einen Teller vor sich, eine Banane darauf und zerdrückt sie mit Hingabe. Ich kann nicht mehr. Genauso hat er früher ausgesehen, das gleiche Gesicht und die gleiche Art, die Banane zu halten und immer kurz davor, mit der Gabel auch seinen Finger zu zerquetschen.
    Ich muss gehen.
    Und ich gehe.
    Nach draußen, als wollte ich unsere Zeitung aus dem Briefkasten holen. Aber ich gehe die Treppe hinunter und den Weg entlang und über die Straße. Dann gehe ich einfach weiter. Ich kann nicht mehr. Ich halte das nicht aus.
    Sollte Laurent wirklich Maxi sein? Oder spielt mir mein Verstand einen Streich? Aber ausgerechnet Bananenpampe? Das ist nun wirklich keine deutsche Spezialität, die in einem französischen Schulbuch auftaucht. Ich laufe weiter, wohl wissend, dass ich zurück muss. Aber wie?
    Irgendwie.
    Also kehre ich um.
    Leon steht schon draußen auf der Treppe und sucht nach mir.
    „Mama? Was ist denn? Wir müssen in die Schule. Wo warst du denn? Was?“
    Ich schüttele nur den Kopf und streichele seine Wange. Dann gehe ich an ihm vorbei.
    Laurent isst seine Bananenpampe und sieht mich fragend an.
    „Tut mir Leid, Kinder, aber wir hatten keine Zeitung. Ich habe geschaut, ob ich den Zeitungsboten noch finde.“
    Ich hoffe, dass Leon jetzt nicht zum Briefkasten läuft und die Zeitung holt. Aber er tut es nicht. Er sieht sehr nachdenklich aus. Und schon wieder so vernünftig. Forschend sieht er mich an. Ich kann nicht anders, ich muss seinem Blick ausweichen.
    Schnell räume ich alles vom Tisch und in die Küche. Die Jungs helfen mir und los geht es.
    Vor der Schule steigen sie aus dem Auto und ich sehe ihnen noch lange hinterher. Leon und Laurent haben tatsächlich den gleichen Gang. Nur Timo läuft etwas anders.
    Wie soll ich heute arbeiten? Ich rufe meinen Chef an und murmele etwas von Allergieproblemen und dass ich mich krankmelden müsse. Er hat Verständnis, denn seine Frau leidet auch unter einer Pollenallergie.
    So sitze ich im Auto, an einem Donnerstagmorgen und habe Angst, den Verstand zu verlieren. Was soll ich jetzt tun?
    Nochmal zu Bine fahren nützt mir jetzt auch nichts.

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