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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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gekauft wie verrückt. Ich glaube, wir werden nur noch von den Amerikanern übertroffen.“
    „Tja, bei uns zuhause ist das anders. Aber wir wohnen ja auch auf dem Land. Vielleicht ist das in den Großstädten ähnlich wie bei euch. Meine Eltern haben keine Videokamera und keine digitale Kamera. Sie machen die Fotos immer noch mit einem guten alten Fotoapparat. Wobei sie und auch meine Schwester und ich in den letzten Jahren immer weniger Bilder machen.“
    So. Jetzt habe ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. Fast von ganz alleine.
    „Na ja, es ist wohl normal. Als Leon ein Baby war, haben wir, so kommt es mir im Nachhinein vor, fast täglich einen ganzen Film voll geknipst. Wir haben unendlich viele Bilder aus seinen Babytagen. Bis Timo geboren wurde. Und von Timo haben wir schon deutlich weniger Fotos gemacht. Das ist aber in vielen Familien so, dass es von den erstgeborenen Kindern reichlich Bilder gibt und von den zweitgeborenen nur noch wenige. Wie ist das bei deinen Eltern?“
    Er zögert einen Moment. Als müsse er nachdenken.
    „Och, von mir gibt es keine Babybilder zuhause. Als ich geboren wurde, haben meine Eltern gerade die Physiotherapeutische Praxis von meinem Opa übernommen und ganz neu aufgebaut. Da blieb nicht viel Zeit für Fotos. Von mir gibt es erst Bilder, als ich so ungefähr vier bis fünf Jahre alt war. Deshalb weiß ich eigentlich gar nicht, wie ich als Baby aussah.“
    Mir stockt der Atem. In meinen Ohren dröhnt es, ich kann den Knoten spüren. Er setzt mir alles zu. Reden geht gar nicht. Um zu überbrücken, greife ich zu meinem Wasserglas und stoße es um. Wolfgang sieht mich an. Er ist blass.
    Ich stehe auf, um ein Handtuch aus der Küche zu holen.
    Ich höre Leon fragen: „Das ist aber schade, dann kannst du deinen Kindern gar nicht zeigen, wie du ausgesehen hast. Und deine Schwester auch nicht. Von mir gibt es massenweise Bilder und Filme, wie ich unsere Babies auf dem Schoß...“ er bricht ab. Ihm fällt wohl gerade ein, dass Laurent ja nicht weiß, dass Leon schon zwei Säuglinge auf dem Schoß hatte.
    Laurent scheint das gar nicht zu bemerken. Er ist in Gedanken versunken.
    Ich komme mit dem Handtuch und wische den Tisch sauber. Wolfgang isst nicht mehr und ich höre nur, dass Leon und Timo sich unterhalten. Es kommt aber in meinem Gehirn nichts von dem Gespräch an. Laurent sitzt schweigend da. Er sieht sehr nachdenklich aus. Als ich das Handtuch in die Küche bringe, versuche ich, mich zu beruhigen. Ich hole tief Luft und versuche, mich zu sammeln.
    Am Tisch angekommen, frage ich Laurent: „Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so still.“
    „Ja danke, es geht mir gut“. Ein Ruck geht durch seinen Körper und er scheint wieder wach zu sein. Die Nachdenklichkeit ist verschwunden. Quälend versuche ich, die alte fröhliche Stimmung wieder herzustellen, aber es gelingt mir nicht.
    Wolfgang sitzt schweigend und brütend am Tisch. Aus ihm kriege ich jetzt sowieso kein Wort mehr heraus.
    Leon und Timo streiten sich gerade darüber, wann genau der Sommer anfängt, ob mit schönem Wetter oder mit Kalenderdatum.
    Laurent sitzt und hört ihnen scheinbar zu, aber so ganz werde ich den Eindruck nicht los, dass er immer noch sehr nachdenklich ist.
    Gut, es liegt an mir.
    „Wenn ihr wollt, dürft ihr noch zur Eisdiele gehen und euch einen Nachtisch kaufen. Wollt ihr?“
    Alle drei stehen auf und nicken. Ich drücke ihnen Geld in die Hand und schon sind sie zur Tür hinaus.
    Ich bleibe mit meinem Mann sitzen.
    Er richtet seinen Blick auf mich. Ganz weich und verletzlich sieht er aus. Ich streichele sein Gesicht.
    Er kaut an seinen Worten und wenn ich jetzt genug Geduld habe, wird er sicher etwas sagen.
    „Steigere dich nicht hinein. Ich war auch erschrocken, als er das mit den Fotos beschrieb. Aber so etwas kommt vor. Das gibt es wirklich. Es sind nicht alle Eltern mit ihren Kindern so bekloppt wie wir und filmen und knipsen sich einen Wolf. Lassen wir uns nicht von unserem Wunschdenken übermannen“.
    Ich bin erleichtert. Zumindest ist der Weg geebnet. Und dann platzt alles aus mir heraus. Dass ich Laurent heute Morgen schlafend gesehen habe, dass ich bei Bine war und dass ich mit dem Gedanken spiele, Jean-Marie anzurufen.
    Er nickt bedächtig.
    „Das ist eine gute Idee. Lass Jean-Marie in Frankreich forschen. Ich würde gerne von Laurent erfahren, ob es aus dieser Zeit Fotos von seiner Schwester gibt. Aber ich möchte ihn auch nicht mit der Nase auf etwas stoßen, was ihn verletzen

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