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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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tobt es. Alles rast.
    Ich komme gar nicht zu mir.
    Schnell gehe ich aus dem Zimmer.
    Draußen lehne ich mich an die Wand. Ich versuche, mich zu beruhigen.
    Hat das Schicksal uns unseren Sohn zurückgebracht?
    Ist er mir deshalb so vertraut? Imitiert er nicht meine Söhne, sondern hält Besteck und Gläser immer so, weil es in ihm steckt?
    Was mache ich denn jetzt? Hoffnung keimt in mir auf und auch Freude, die ich aber nicht zulassen will. Ich bin so daran gewöhnt, verzweifelt zu sein, dass ich mich nicht traue, Freude zuzulassen.
    Irgendwie komme ich die Treppe hinunter.
    Leon schlurft gerade ins Wohnzimmer und will sich ein Glas Saft aus der Küche holen. Er sieht mich an.
    „Mama, was ist mir dir? Du siehst ja grässlich aus. Als hättest du den Teufel persönlich gesehen. Komm mal her“.
    Mein Großer, mein Vernünftiger. Er schließt mich in seine Arme und ich lehne mich an meinen vierzehnjährigen Sohn. Ich rieche sein Deo, mit dem er sich jeden Morgen überreichlich besprüht und lasse mich einfach fallen. Ein trockenes Schluchzen kommt aus meiner Kehle und ich muss weinen.
    „Mama, was ist denn los? Was ist denn passiert? Mama, sag doch was!“
    Leon lässt mich los und sieht mich an. Ich sehe Ratlosigkeit und Angst in seinem Gesicht. Also straffe ich mich, würge alles wieder hinunter und sage:
    „Ist schon gut. Es geht schon wieder. Nur so ein Anflug von Traurigkeit wegen Maxi.“
    Ich sehe die Erleichterung in Leons Gesicht. Alles andere hätte ihn wohl überfordert.
    „Schatz, ich richte schnell meine Schminke wieder her und du gehst mal ganz schnell rauf, Laurent wecken. Ich glaube, dass er verschlafen hat.“
    Schnell verschwinde ich in meinem Bad. Es liegt direkt neben unserem Schlafzimmer, ist ungefähr zweieinhalb Quadratmeter groß und ist vor allem meins. Hier bin nur ich. Dusche, WC und Waschbecken gehören mir.
    Meine drei Männer haben ein eigenes Bad in der Kinderwohnung. So nennen wir den Bereich der Kinderzimmer, großes Badezimmer, das wir Kinderbad nennen
    und die obere Etage mit Gäste- und Arbeitszimmer und dem Musikraum, in dem Schlagzeug, E-Gitarre und Keyboard stehen.
    Der hintere Teil ist noch nicht ausgebaut und wird ausschließlich als Speicher genutzt. Hier stehen auch Maxis Sachen.
    Als ich repariert aus dem Bad zurückkomme, höre ich im Kinderbad die Dusche. Leon sieht mich an.
    „Mama, der hat echt noch gepennt. Aber jetzt duscht er. Wir haben aber noch reichlich Zeit. Geht es wieder?“
    Ich nicke mit dem Kopf. Reden fällt mir schwer. Ich kann meine Gefühle nicht ordnen. Es herrscht Chaos in meinem Inneren.
    Mechanisch mache ich das Frühstück zu Ende. Ich warte auf Laurent, dass er endlich kommt, sich setzt und ich ihn beobachten kann.
    Endlich ist er da. Etwas verschlafen, trotz Dusche, setzt er sich an den Tisch.
    Ich setze mich zu den Kindern und kriege keinen Bissen herunter. Ich kann nur Kaffee trinken und muss ununterbrochen Laurent anstarren. Jede Bewegung, jedes Mienenspiel sauge ich auf. Am liebsten würde ich ihn filmen, damit ich später noch mal nach Ähnlichkeiten suchen kann. Aber ich halte mich zurück und starre ihn einfach nur an.
    Glücklicherweise scheinen die Kinder das nicht zu bemerken.
    Timo kaut auf seinem Brötchen herum und will mit vollem Mund etwas sagen. Mit einem Blick bringe ich ihn zum Schweigen. Brav kaut er zu Ende und sagt dann selbstbewusst und fordernd:
    „Morgen früh will ich aber keine Brötchen essen. Ich habe in der Schule immer so schnell wieder Hunger, wenn ich Brötchen mit Marmelade esse. Morgen früh will ich wieder Bananenpampe!“
    Laurent stockt. Er wollte gerade in sein Brötchen beißen und hält mitten in der Bewegung inne. Dann schüttelt er unmerklich den Kopf und isst.
    Ich habe als einzige sein Zögern bemerkt. Sollte er das Wort kennen? Sich vielleicht daran erinnern?
    In mir tobt es. Hör auf zu spinnen Monika, sagt eine Stimme. Finde es heraus, sagt eine zweite Stimme. Lass es, ruft eine Dritte.
    Äußerlich ruhig, räume ich den Tisch ab. Alle drei Kinder helfen mir. Und schon wieder belauere ich Laurent. Wie geht er? Wie hält er die Sachen, die er in die Küche bringt? Wie riecht er? Ach ja, das gleiche Deo wie Leon, nur nicht ganz so viel.

    Ich bin froh, als die Drei endlich in der Schule sind und ich alleine im Auto sitze. Einen Moment bleibe ich noch auf dem Parkplatz stehen, dann starte ich den Motor.
    Und rufe Wolfgang an. Er ist sofort am Telefon und plötzlich fehlen mir die Worte. Was soll ich

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