Bist du mein Kind? (German Edition)
es wohlig warm und ich spüre keinen Knoten.
Genauso, wie es jetzt ist, muss es sein. Und zwar für immer. Ich lasse nicht zu, dass man mir Maxi wieder wegnimmt. Er muss hier bleiben. Er wird am Montag nicht wieder in diesen verdammten Bus nach Frankreich steigen. Das werde ich nicht zulassen.
Und je öfter ich diesen Gedanken denke, umso mehr merke ich, wie bescheuert er ist.
Ich kann doch Laurent hier nicht gefangen halten. Er weiß nicht, wer er ist. Er will ja wieder nach Hause zu seiner Familie.
Aufhören, Monika, aufhören.
Laurent fragt, warum Wolfgang heute mit uns frühstückt und wir sagen ihm, dass er sich frei genommen hat, weil er alle in die Schule fahren will.
Als die vier zur Tür raus sind, renne ich mit einem Plastikbeutel nach oben. Irgendwo müssen sich doch Haare finden lassen. Ich suche das ganze Kopfkissen ab. Nichts. Darunter, auf dem Betttuch auch nichts. Verlieren Jugendliche nachts keine Haare? Aber auf unseren Kopfkissen habe ich auch noch nie welche gefunden. Und bei unseren Kindern schon gar nicht.
Verzweiflung steigt in mir hoch. Wie kriege ich jetzt DNA von Laurent? Ich sehe mich um.
Eigentlich will ich seine Sachen nicht durchstöbern, aber der Zweck heiligt die Mittel. Gerade, als ich zu seiner Reisetasche gehen will, fällt mein Blick in den Mülleimer, den wir in sein Zimmer gestellt haben.
Juhu, zerknüllte Papiertaschentücher. Ich nehme alle und stopfe sie in die Plastiktüte.
Erleichtert stapfe ich wieder nach unten.
Unten fällt mir jedoch auf, dass noch andere Sachen in dem Mülleimer liegen. Schnell laufe ich wieder nach oben .Denn was würde Laurent denken, wenn ich den Mülleimer nur zur Hälfte leere? Sicher wäre das auffällig und so leere ich den ganzen Inhalt in eine Mülltüte.
Zufrieden betrachte ich den Mülleimer. Leer und sauber.
Also wieder runter. Vor mir auf dem Esstisch liegt die Tüte mit den Taschentüchern. Ob ich wohl hineinsehen muss, ob da Spuren drin sind?
Der Schlüssel wird ins Schlüsselloch gesteckt und Wolfgang steht in der Tür. Ich bin erleichtert.
Fragend sieht er auf die Tüte.
„Ich habe keine Haare gefunden. Aber diese Papiertaschentücher lagen im Mülleimer. Da müssten doch Spuren von ihm dran sein oder?“
Er nickt mit dem Kopf und redet sogar:
„Ich denke schon. Suchen wir ein Labor.“
Schon steht er an seinem Stehpult und klappt sein Notebook auf. Nach einer Viertelstunde kommt er endlich wieder an den Tisch.
„ Also, es gibt ein Labor in Wiesbaden, die machen solche Tests. Aber man braucht einen Gerichtsbeschluss. Man darf das nicht einfach so machen lassen. Da ist wohl irgendwann mal ein Urteil gesprochen worden, nachdem alle möglichen Männer Testmaterial eingeschickt haben, um ihre Frauen der Untreue zu überführen.“
„Wie sollen wir einen solchen Beschluss bekommen?“
„Wir müssen eben doch die Polizei einschalten“, sagt er und lässt den Kopf hängen.
„Oh nein, so schnell gebe ich nicht auf. Schließlich hat die Polizei nichts für uns getan. Sie hat die Akte geschlossen und uns allein gelassen. Ich rufe jetzt Jean-Marie an.“
Bevor er etwas erwidern kann, was er wahrscheinlich sowieso nicht will, halte ich schon das Telefon in der Hand und wähle die Nummer von Jean-Marie.
Er ist sofort am Telefon.
Als ich ihm in einem riesigen Wortschwall die Situation erklärt habe, lacht er leise am Telefon. Dieses Lachen habe ich damals in Frankreich gerne gehört. Aber aufgrund der besonderen Umstände hat er selten gelacht.
Nun tut er es wieder. Ich spüre Gänsehaut.
„Chérie, ich liebe es, wenn du so lange auf mich einredest. Und das, obwohl ich schon nach dreißig Sekunden verstanden habe, was du von mir willst. Was sagt dein Mann dazu, dass du französisch redest? Er kann dich nicht verstehen. Was soll er denken? Dass du ein Geheimnis mit mir teilst?“
Er macht mich echt verrückt. Natürlich hat er Recht.
Aber ich habe in meiner Aufregung gar nicht gemerkt, dass ich Französisch rede und außerdem habe ich vor Wolfgang nichts zu verbergen. Nichts.
Wirklich Monika? Und die Gänsehaut?
„Du bist verrückt.“
Er lässt mich nicht ausreden. „Verrückt nach dir. Ja. Immer noch.“
Ich spreche Deutsch mit ihm, weil ich gar nicht erst etwas entstehen lassen will, was er falsch deuten könnte.
„Also, hast du eine Möglichkeit, in Frankreich einen DNA-Test durchzuführen?“
„Natürlich. Schick mir alles, dann leite ich hier die nötigen Schritte ein. Mach einen Express,
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