Bist du mein Kind? (German Edition)
ich eine Schüssel in die Hand, greife meinen Korb und schon sind wir zur Tür raus.
Das Grillfest ist laut und bunt und alle Jugendlichen scheinen viel Spaß zu haben.
Frau Dietmar schlendert zu mir. Mitfühlend sieht sie mich an.
„Und, wie geht es ihnen Frau Reiter? Kommen Sie zurecht?“
Ich sehe in ihr Gesicht und versuche, zu ergründen, was sie denkt. Aber ich kann es nicht herausfinden. Ich kann lediglich annehmen, dass sie einfach wirklich nur interessiert ist.
„Danke, Frau Dietmar, es geht uns gut. Ich komme besser mit der Situation klar, als ich dachte. Laurent ist ein wirklich toller netter junger Mann und wir genießen seine Gesellschaft sehr. Für Leon isst es wirklich prima, dass er einen Freund direkt vor der Nase hat. Sie stecken den ganzen Tag die Köpfe zusammen und brauchen eigentlich niemanden sonst. Ich habe schon überlegt, die Eltern von Laurent zu fragen, on wir ihn behalten können!“
Den letzten Satz sage ich mit leichtem Lächeln, damit Frau Dietmar nicht merkt, wie ernst es mir damit ist. Sie scheint zufrieden mit der Antwort und schlendert weiter.
Ich hole tief Luft. Uff, gerade noch mal gut gegangen. Anscheinend war mein Tonfall leicht genug und damit glaubwürdig.
Ich versuche, meine Gedanken zu verdrängen und beobachte die Jugendlichen. Irgendwo schleicht auch Timo durch die Gegend und Wolfgang steht am Grill und unterhält sich mit dem Schulleiter.
Wolfgang? Hä? Seit wann ist er hier? Ohne mich zu begrüßen? Ich fange seinen Blick auf. Er nickt mir unmerklich zu.
Ich schlendere weiter durch die Schüler und Eltern, unterhalte mich hier, begrüße da und alles scheint nach außen in Ordnung. Niemand scheint zu ahnen, wie es in mir aussieht. Gut so. Ich habe meine Selbstbeherrschung wieder.
Besser.
Irgendwann erreiche ich Wolfgang. Er löst sich aus seinem Gespräch und kommt auf mich zu.
„Hallo Schatz, auf dem Weg zu dir wurde ich leider von Herrn Rosenberg aufgehalten. Wie geht es dir?“
„Gut. Mir geht es gut. Am Samstag fahren wir zu Gabi und werden Laurent präsentieren. Dann sehen wir weiter. Jetzt, wo ich das weiß, bin ich irgendwie ruhiger.“
„Willst du ihn vorführen wie einen Zirkuslöwen? Und dann?“ er sieht mich vorwurfsvoll an.
„Nein, es war Gabis Idee. Und wir können doch mit ihm zu unseren Freunden fahren. Was ist daran so schlimm? Es geht doch nur darum, dass sich Gabi und Bine einen Eindruck verschaffen können. Mehr nicht.“
„Was erwartest du davon? Reicht es nicht, dass wir ihn permanent belauern? Sollen das jetzt auch noch unsere Freunde tun?“
„Ach, Schatz bitte, lass mich doch. Es wird ihm nichts geschehen, das verspreche ich dir. Er wird auch nicht bemerken, dass er zur Beobachtung mit kommt. Bitte!“
„Ist schon gut. Wenn es der Wahrheitsfindung dient.“
Dankbar küsse ich ihn auf die Wange und suche die Kinder.
Irgendwann ist auch dieser Grillabend beendet und wir fahren nach Hause.
Die Kinder scheinen ziemlich müde zu sein. Wir setzten uns noch einen Moment an den Esstisch und unterhalten uns, aber es kommt kein gescheites Gespräch mehr zustande. Alle drei wollen ins Bett und ich nehme mir wieder fest vor, Timo nicht so lange wach zu lassen.
Wolfgang und ich sehen den Jungs hinterher, als sie Richtung Bad und in ihre Zimmer verschwinden.
Ich spüre Wolfgangs Blick.
„Und?“
„Ach Schatz, bitte lass mich. Ich bin durcheinander und weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Ich will ihn einfach nur umarmen und ihm sagen, dass er mein Kind ist und ich will ihn nie mehr weglassen.“
„Ist dir aufgefallen, dass er es überhaupt nicht mag, wenn wir ihn berühren? Und als du dich für den Brioche bei ihm mit einer Umarmung bedanken wolltest, ist er regelrecht zurück gezuckt. Also umarme ihn lieber nicht. Und bitte, kein Wort. Du kannst nicht einfach hergehen und so etwas behaupten. Lass uns erst mal abwarten, bis wir etwas von Jean-Marie hören und dann sehen wir weiter.“
Wie auf ein Stichwort klingelt das Telefon. Ich greife zum Hörer und sehe auf dem Display seinen Namen.
Mein Herz klopft, als ich mich melde. Was hat er herausgefunden?
„Cherie, ich hoffe, dass Wolfgang bei dir ist und ich bitte dich, den Lautsprecher einzustellen, damit ich nicht alles zwei Mal erzählen muss.“
Ich schalte den Lautsprecher ein und bitte Jean-Marie, Deutsch zu reden, weil Laurent vielleicht sonst etwas von dem Gespräch mit bekommt und das will ich unter gar keinen Umständen. Außerdem versteht Wolfgang sonst auch
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