Bist du mein Kind? (German Edition)
sehr auf den Urlaub, weil wir ein Mobilheim auf einem Campingplatz in der Nähe von Venedig gebucht haben. Das bedeutet für meine drei Männer, dass sie zwei Wochen nur in Badehose und Gummilatschen verbringen können. Das finden sie ganz toll, weil sie ja zuhause immer Klamottenzwang haben.
Na ja, ich werde nicht zwei Wochen nur im Badeanzug durch die Gegend schlurfen.
Für mich ist dieser Urlaub ohnehin nur eine weitere Etappe auf dem Weg zu meinem Sohn.
In den vergangenen Wochen haben wir viel mit Jean-Marie telefoniert. Dankenswerterweise hat er sich mit Liebesbekundungen zurück gehalten. Er hat mir auch gesagt, dass er das nur tut, weil er weiß, dass ich im Moment sehr angeschlagen bin und er mich deshalb nicht noch weiter belasten will. Ich habe selten einen so verständnisvollen Mann getroffen. Er kann sich wirklich so in mich hineinversetzen, als wäre ich es selbst. Das ist schon außergewöhnlich.
Er ist mit seinen Mitarbeitern sehr aktiv gewesen, hat die Familie beobachtet, den Freundeskreis von Laurent unter die Lupe genommen und hat sich vorsichtig umgehört, ob es Sinn hat, die französischen Behörden zu informieren.
Das ganze Team ist zu dem Schluss gekommen, es zu diesem Zeitpunkt zu lassen. Weiterhin wird es so laufen, dass wir einfach als die deutsche Gastfamilie von Laurent nach Frankreich fahren. Mir ist das auch am liebsten, denn so kann ich meinen Sohn beobachten, wie er dort lebt. Und niemand kann Verdacht schöpfen, wer wir wirklich sind.
Also gilt es, den Urlaub in Italien hinter mich zu bringen und dann schnellstens nach Frankreich zu fahren.
Zwei Wochen später ist es geschafft. Meine Männer haben überwiegend Badehosen und Gummilatschen getragen, wir haben Venedig gesehen, zu viel Pizza gegessen, die Fußballweltmeisterschaft im Fernsehen angeschaut, viele Schuhe gekauft und nun fahren wir endlich wieder nach Hause.
Noch drei Tage Monika und du siehst ihn wieder. Mein Herz ist leicht und gleichzeitig ist es mir bang zumute. Was werden wir in Frankreich vorfinden? Und wie wird das Wiedersehen nach so vielen Jahren mit Jean-Marie sein?
Egal. Es geht nicht um Jean-Marie oder meine und seine Gefühle. Es geht darum, was wir tun, um Maxi nach Hause zu holen oder wie wir das Ganze überhaupt regeln.
Drei Tage.
Monika, das schaffst du.
Als wir zuhause ankommen, packe ich alles, was wir an Klamotten mit hatten, in die Waschmaschine.
Irgendwie muss ich mich beschäftigen, denn ich habe das Gefühl, auf einem Pulverfass zu sitzen.
Ich rufe meine Emails ab und sehe, dass Isabelle, die „Mutter“ von Laurent mir eine Nachricht gesendet hat.
Sie freue sich auf unser Kommen und Laurent habe so von uns geschwärmt, dass er ganz ungeduldig ist, uns zu sehen. Wir sollen am Samstagabend (unserem Ankunftstag) bei ihnen zu Abend essen, damit wir nichts mehr kochen müssen.
Und sie alle seien sehr gespannt auf uns.
Als ich die Zeilen über Laurent lese, wird mir ganz warm ums Herz. Der Rest ist nett, aber ich überfliege die Sätze nur.
Eine kurze Antwort sollte ich wohl auch schreiben, sonst wäre das sehr unhöflich.
Also schreibe ich, dass wir uns auch freuen und die Einladung sehr gerne annehmen und solche Sachen halt.
Wir gehen früh ins Bett, denn die lange Fahrt war nicht gerade erholsam und wieder erlebe ich eine fast schlaflose Nacht.
Am nächsten Morgen, ich liege halbwach im Bett, höre ich schon wieder das Telefon.
‚Jean-Marie‘, denke ich.
Schnell springe ich aus dem Bett und renne zum Telefon. Blicke auf das Display. Recht gehabt.
„Guten Morgen, Jean-Marie“, sage ich auf Französisch. Gleichzeitig schließe ich alle Türen, damit ich niemanden wecke.
Ein leises, von mir ach so geliebtes Lachen, am anderen Ende.
„Warum sprichst du nicht Deutsch mit mir?“ fragt er auf Französisch.
Ich spüre, dass ich rot werde und antworte schnippisch:
„Ich muss in zwei Tagen Französisch reden, da kann ein wenig Übung nicht schaden“.
Er lacht wieder. Wahrscheinlich hat er sogar am Telefon mitbekommen, dass ich rot werde. Dieser Übermensch.
Ich bleibe bei Französisch und frage ihn, warum er lacht.
„Weil ich nun unbefangen mit dir reden kann. Wolfgang kann dich ja nicht verstehen. Ich wusste, dass du wieder so früh wach bist und ich möchte gerne wissen, wie du dich fühlst.“
„Ich bin aufgeregt, mir ist egal, wie die Familie ist, bei denen Maxi lebt und ich will ihn von Frankreich mit nach Hause nehmen. So fühle ich mich. Aber ich kann das so
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