Bist du mein Kind? (German Edition)
wieder Frankreich TAG 1
Endlich ist es Samstag. Wir fahren mit dem Taxi zum Flughafen und drei Stunden später stehen wir am Gepäckband im Flughafen von Nantes.
Mein Herz rast. Ich bin doppelt aufgeregt. Zum einen natürlich wegen Maxi und zum anderen wegen Jean-Marie. Während des ganzen Fluges habe ich gespürt, wie Wolfgang mich beobachtet. Ich habe seine Hand gehalten und er hat immer wieder gesagt, dass ich ihn nicht so kneifen soll. Ich habe mich dann bei ihm entschuldigt und gesagt, dass es an der Aufregung liegt.
„Das glaube ich dir. Es ist ja kaum zu übersehen, so wie du flatterst“.
Klingt da so ein leichter Unterton mit oder bilde ich mir das ein? Ein schlechtes Gewissen ist ein guter Nährboden für allerlei miese Gedanken.
Während wir auf die Koffer warten, wird mein Herzklopfen größer. Leon und Timo stehen ein Stück abseits und sehen angespannt aus. Natürlich, für sie ist die ganze Situation auch belastend. Sie sind sich beide darüber im Klaren, dass sich unser aller Leben nun gewaltig verändern wird oder vielleicht überschätze ich ihr Vorstellungsvermögen und sie tappen völlig im Dunkeln.
Wolfgang geht ein paar Schritte nach vorne und zieht erst unseren Koffer und dann unsere Reisetasche vom Gepäckband.
Auffordernd sieht er mich an. Ich nehme die Reisetasche und wir bewegen uns Richtung Zoll.
Niemand kontrolliert uns und als sich die Türen öffnen sehe ich Jean-Marie. Ich musste ihn nicht suchen, sein Blick hat mich sofort angezogen. Ich versenke meine Augen in seinen und kann nicht loslassen.
Obwohl ich genau merke, dass Wolfgang mich beobachtet, kann ich mich nicht von Jean-Marie lösen. Wie von einem Band gezogen, gehe ich auf ihn zu. Ringsherum versinkt alles in einer brummenden Geräuschkulisse und ich nehme von der Geschäftigkeit des Flughafens nichts mehr war.
Mein Herz schlägt so stark, dass ich meine, man müsste es am Hals sehen.
Endlich stehe ich vor ihm. Ich atme tief ein. Sein typischer Geruch überströmt mich und ich kann nicht reden. Ich bin vollkommen gefangen in diesem Moment.
Er berührt leicht meinen Arm und ich zucke zusammen. Ich sehe den Schmerz in seinem Gesicht, in seinen Augen. Den Schmerz über diese verlorene Liebe, die er nicht vergessen kann. Den Schmerz darüber, dass er mich hier nicht in seine Arme nehmen kann und den Schmerz darüber, dass er genau weiß, dass aus uns niemals ein Paar werden kann.
„Wie geht es euch? Wie fühlt ihr euch, wäre wohl die richtigere Frage!“
Seine Stimme klingt ein ganz klein wenig heiser. Er schluckt.
Tapfer schüttelt er Wolfgangs Hand. „Willkommen zu eurer großen Mission.“
Wolfgang bleibt distanziert.
„Hoffen wir, dass alles gut geht“.
Ich stelle den Kindern Jean-Marie vor.
„Gott seid ihr groß geworden. Und du Timo, du warst noch ein winzig kleines Baby damals. Jetzt bist du fast so groß wie ich.“
Er ist wirklich lieb, denn da fehlen mal locker noch zwanzig Zentimeter. Timo strahlt ihn an und ist begeistert. Das sehe ich an seinem Gesichtsausdruck.
Leon hingegen beobachtet Jean-Marie genau. Und immer wieder sieht er mich an. Ob er etwas merkt? Ach was, mein Gewissen spielt mir einen Streich.
Verstohlen sehe ich ihn an. Seine Haare sind noch genauso wie damals. Sie glänzen und sehen ganz weich aus. Ich muss mich beherrschen, damit ich nicht hinein greife. So gerne möchte ich darüber streicheln, aber das ginge nun entschieden zu weit.
Die beiden Männer rollen unsere Gepäckstücke nach draußen und ich folge ihnen mit meinen Söhnen. Wir sind alle in Gedanken versunken. Keiner spricht.
Am Auto angekommen, verstauen wir das Gepäck und bewundern den Wagen. Jean-Marie hat uns einen französischen Van mit sieben Sitzen gemietet.
„Warum hast du so ein großes Auto genommen?“
Er lächelt mich an und schon wieder möchte ich in seinen grünen Augen versinken.
„Wer weiß, wie viele Plätze ihr in diesem Urlaub so braucht?“
Ich zucke mit den Schultern und setze mich hinten zwischen meine beiden Söhne.
Wolfgang fährt und ich genieße während der ganzen Fahrt den Blick auf den Beifahrersitz.
Das Auto hat ein Navigationssystem, aber Jean-Marie dirigiert Wolfgang sicher zum Ziel.
Wir fahren erst Mal rund durch das Dorf und Jean-Marie zeigt uns, wo Laurent wohnt.
Ein schmuckloser Bau mit Flachdach und die Praxis ist direkt daran gebaut worden. Na ja. Der Rest des Ortes gefällt mir außenordentlich gut. La Chataigneraie liegt am Hang und es gibt kaum eine gerade
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