Bist du mein Kind? (German Edition)
Schwimmen, von dem Land, in dem er lebt und, und und.
Das Telefon rappelt. Ich zucke zusammen und erschrecke. Fünf nach fünf. Wer ruft so früh an? Ich springe auf und renne zum Telefon, damit nicht meine ganze Familie geweckt wird. Auf dem Display sehe ich die Nummer von Jean-Marie.
„Jean-Marie“, sage ich zur Begrüßung.
„Bist du allein?“ fragt mich seine Stimme. Diese Stimme, die ich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens erkenne.
„Nein, die Kinder und Wolfgang schlafen noch. Hast du mal auf die Uhr gesehen?“
„Ja, Cherie, aber ich konnte nicht schlafen und ich wusste, dass du auch wach bist. Ich weiß doch, wie du dich gerade fühlen musst. Ich weiß doch immer, wie es dir geht.“
„Oh bitte, Jean-Marie, nicht jetzt. Du hast Recht, ich habe kaum geschlafen und heute Morgen ist mir die Erkenntnis gekommen, dass ich in dieser ganzen Geschichte der Verlierer bin. Mein einziger Gedanke und Wunsch ist es, Maxi wieder bei mir zu haben. Hier in Deutschland bei mir. Aber ich weiß, dass das nicht geht. Ich weiß, dass ich zuerst an ihn denken muss und dass er sicher nicht bei uns leben will und…“
Er unterbricht mich: „Stopp, Monique, stopp. Beruhige dich. Du überschlägst dich ja mit Worten. So kommen wir nicht weiter. Ich liebe dich.“
Mir fehlen die Worte. Wie kann er nur, jetzt, in dieser Situation?
Ich schweige.
Er lacht am anderen Ende der Leitung. Weit weg in Frankreich. Und doch hört er sich so nah an. Und ich höre ihn so gerne lachen.
„Siehst du, ich wusste, dass ich es irgendwie schaffe, deinen Redefluss zu stoppen. Und wenn ich dir nur die Wahrheit sage.
Wir müssen in der Tat genau überlegen, was wir tun. Eigentlich müssten wir auch die Polizei einschalten, schließlich ist hier in Frankreich die Akte noch nicht geschlossen. Aber ich halte es für keine gute Idee, wenn ihr versucht, Laurent, ich meine Maxi, mit der Polizei zu überfallen. Er sollte nicht von fremden Leuten erfahren, wer er ist. Das solltet ihr ihm sagen. Aber so weit sind wir noch lange nicht. Seht ihr irgendeine Möglichkeit, hierher zu kommen und vielleicht eine Woche hier zu bleiben?
Ich meine nicht, auf den Hof meiner Eltern, sondern nach La Chataigneraie, wo Laurent lebt.“
Ich überlege.
„Aber ja, Jean-Marie. Isabelle, das ist Maxis sozusagen Mutter hat uns per Email eingeladen, sie zu besuchen, weil wir so nett zu Maxi waren. Vielleicht gibt es in dem Ort ein Hotel. Ich werde gleich im Internet nachschauen.“
„Chérie, das habe ich schon getan. Es gibt dort eine alte Schule, die wurde zu einem Ferienhaus umgebaut. Ich kann mal anfragen, ob ihr kurzfristig eine Woche buchen könnt. Wann?“
„Es geht eigentlich nur in den Sommerferien. Aber da haben wir zwei Wochen Italien gebucht. Und sicher ist auch das zu kurzfristig, oder? Ein Ferienhaus steht doch nicht in den Sommerferien leer.“
„Lass mich mal machen. Ich kümmere mich darum. Fahrt ihr erst nach Italien, dass seid ihr Timo und Leon schuldig. Danach kommt ihr dann hierher. Ich regele das für euch.“
„Aber, Jean-Marie, was meinst du denn, sollen wir nach Frankreich kommen und den Leute sagen, hallo, das ist unser Sohn, gebt ihn wieder her?“
Er lacht wieder.
„Gibt’s es bei euch nicht so ein Kinderlied? Fuchs du hast die Gans gestohlen? Das klang gerade genauso. Aber Spaß beiseite. Wir müssen das langsam machen.
Nehmt erst die Einladung an und besucht die Familie. Ich werde in der Nähe sein. Mit meinem ganzen Team. Wir kümmern uns. Und in der Zwischenzeit werden wir auch nicht untätig sein. Bis Juli vergeht noch Zeit. Wir können die Familie beobachten und mit Experten sprechen, die uns genau sagen können, wie wir vorgehen sollen. Vertrau mir. Ich helfe dir. Glaubst du mir?“
„Ach, du Lieber, natürlich. Ich weiß, dass du alles tun wirst, um uns bestmöglich dadurch zu bringen. Ich bin dir so dankbar, Jean-Marie.“
Er seufzt am anderen Ende und im Grunde habe ich Angst vor dem, was er nun sagen wird.
„Meine Liebe, meine einzige Liebe, ich will nicht deine Dankbarkeit, ich will dich. Aber ich darf dich nicht haben. Du liebst mich nicht. Du hast ein Leben und da passe ich nicht hinein. Aber wenn ich dir helfen kann, ist es so, als wärest du in meiner Nähe.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke. Immer und zu jeder Zeit. Ich wache mit dir auf und ich schlafe mit dir ein. Ich habe dich so lange nicht gesehen, aber ich kann dich nicht vergessen. Wenn wir Franzosen einmal richtig
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