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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition)
Autoren: Gilda Laske
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überlege.
    „Es war im Grunde nur oberflächlich. Er fand, dass wir schöne Kinder haben und wollte wissen, ob unser Baby ein Junge oder Mädchen sei. Ich habe dann humorvoll erzählt, dass Wolfgang nur Söhne zeugen kann. Das war eigentlich alles. Aber Moment. Am Schluss hat er noch gesagt, dass man sich ja vielleicht noch mal wiedersieht. Das bekommt nun eine ganz andere Bedeutung.“
    Er denkt nach.
    „Beschreiben Sie den Mann“.
    Jetzt überlege ich.
    Wie sah der aus? Mein Gedächtnis für Gesichter ist grottenschlecht. Um jemanden verlässlich wieder zu erkennen, muss ich ihn mindestens vier bis fünf Mal gesehen haben. Jetzt soll ich einen völlig unscheinbaren Eisverkäufer beschreiben, mit dem ich nur ein paar Worte gewechselt habe. Ich schaue Hilfe suchend zu Wolfgang. Er ist völlig in sich versunken und ich sehe die Tränen in seinen Augen. Er klammert sich noch immer an Leon.
    Also gut. Ich versuche mich zu erinnern. „Die Größe kann ich schlecht beurteilen, weil er in dem Wagen stand. Vielleicht so wie ich. Dunkle Haare, nicht richtig schwarz. Kurz. Obendrauf stoppelig. Eher schmal, mehr wie ein Jugendlicher, aber älter als ein Jugendlicher. Was mir aufgefallen ist, er hatte spitz gefeilte Fingernägel. Als Mann.“
    Leroc wartet. „Können Sie mir die Augen beschreiben?“ fragt er ruhig.
    „Ich sehe keine Augen, ich sehe nur Nase und Mund, wenn ich versuche, ihn mir vorzustellen.“
    „Versuchen Sie, Nase und Mund zu beschreiben“, fordert er mich auf.
    „Die Nase, ich weiß es nicht. Es fällt mir nicht wirklich ein. Der Mund war schmal. Von der Oberlippe zur Nase war es sehr hoch. Aber die Nase? Vielleicht erinnert sich mein Mann?“
    Er sieht zu Wolfgang hinüber, schnauft leise, sieht mir direkt in die Augen und sagt:
    „Lassen Sie Ihren Mann mal in Ruhe. Sehen Sie nicht, dass er fix und fertig ist, Madame?“

    So ein Arsch.

    Wie kann der es wagen, sich so zu äußern! Ich bin auch fix und fertig. Mir wäre mein Sohn nicht entführt worden. Wolfgang hat zugelassen, dass das alles passiert und jetzt wird er verhätschelt? Blöder Arsch. Am liebsten würde ich das laut sagen. Aber ich trau mich nicht. Und im gleichen Moment fällt mir auf, dass ich schon wieder gefährlich in eine falsche Richtung denke. Ich will meinem Mann nicht die Schuld geben, aber immer wieder kocht diese Verzweiflung in mir hoch. Ich muss auf der Stelle damit aufhören!

    Konzentration ist das Zauberwort. Monika konzentrier dich! Ich sammle mich einen Moment.
    „Natürlich Sie haben Recht, Inspektor, ich werde Rücksicht auf ihn nehmen, aber glauben Sie mir, auch mir geht es nicht gut.“
    „Ich weiß, ich weiß, aber Sie scheinen mir die Stärkere zu sein.“
    Warum sagen das alle Leute? Ich bin nicht die Stärkere, ich mache nur mehr den Mund auf, wenn ich etwas nicht will. Wolfgang geht lieber den Weg des geringsten Widerstandes, nur um seine Ruhe zu haben. So bin ich eben nicht. Aber genau deshalb denken immer alle, ich sei stark. Ich bin im Moment schwach, am Ende, ich kann nicht mehr. Was ist mit Maxi? Er muss doch Höllenqualen leiden. Und ich kann nicht mal bei ihm sein. Ich fühle mich elend, verloren und als Versager. Ich kämpfe wieder mit den Tränen.
    „Madame, ob es wohl möglich ist, dass ich etwas zu essen bekomme?“ fragt er Marie.
    Jetzt reicht’s aber. Wie kann dieser ekelhafte Koloss nur jetzt ans Essen denken? Das ist ja widerlich. Er schaut zu mir. Zuckt mit den Schultern und stellt fest:
    „Ich muss jetzt wirklich essen. Ich habe nur gefrühstückt und das nicht besonders üppig“. Kann dieser Typ in meinen Kopf gucken oder warum hören sich seine Sätze immer so an, als würde er mir antworten?
    „Würden Sie denn jetzt mal was unternehmen, um meinen Sohn zu finden. Sie können doch nicht hier sitzen und hoffen, dass er von alleine zurück kommt, oder?“
    „Alles geht seinen Gang. Ich habe schon telefoniert, die Fahndung nach dem Eiswagen läuft. Polizeisperren sind eingerichtet, Polizisten fahren vermehrt Streife und Hubschrauber fliegen und suchen von oben. Aber ich glaube nicht, dass die Entführer noch in dem Wagen sind. Viel zu auffällig. Wenn Sie schlau sind, wechseln sie das Fahrzeug. Im Übrigen haben wir schon von Ihrer digitalen Kamera Fotos von Maxi an alle Polizeidienststellen geschickt.“
    Wieso die Täter? Wie kommt er darauf, dass es mehrere Täter sind? Und wieso hat er plötzlich so einen Minicomputer vor sich? Ich hatte ihn eher für technikresistent
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