Bist du mein Kind? (German Edition)
schmaler Durchgang wird sichtbar. Mein Herz klopft bis zum Hals. Ich habe Angst. Was ist, wenn ich jetzt auch entführt werde? Meine Familie braucht mich. Wir müssen Maxi finden und ganz schnell nach Hause fahren. Und nie mehr wiederkommen in dieses schreckliche Land.
Jean sagt immer noch kein Wort. Er sieht mich an und zeigt auf das Loch in der Wand. Ich schüttele den Kopf.
„Du kannst mir vertrauen. Wolfgang tut es auch.“
Schon wieder! Wolfgang hinten, Wolfgang vorne! Er versteht ja noch nicht mal die Sprache. Und vertraut Jean! Pah, dass ich nicht lache!
“Wir können auch wieder nach oben gehen, wenn du mir nicht traust. Ich verstehe dich. Aber in Zusammenarbeit mit Phillipe kann ich dir helfen, Maxi zu finden.“
Ich habe Ohrensausen. Mir ist heiß. Ich zittere am ganzen Körper.
Spontan und aus dem Bauch ‘raus schlüpfe ich durch das Loch. Jean steht direkt hinter mir. Klack macht es und es ist gleißend hell. Ein schabendes Geräusch zeigt mir, dass sich das Loch wieder schließt. Geblendet durch die hellen Neonröhren kann ich erst mal nichts sehen. Ich blinzele. Langsam wird es besser. Meine Augen gewöhnen sich an das Licht. Und werden immer größer vor Staunen. Ist das hier das NASA-Hauptquartier?
Ich sehe einen Raum, der ungefähr so groß ist, wie unsere Garage zuhause. Also ca. 40 m2.
An beiden Seiten der Wände stehen Tische mit Monitoren, nein mit Computern. In der Mitte des Raumes steht ein gigantischer, hm, vielleicht Konferenztisch mit, ich muss zählen, zehn Stühlen. Was ist das hier? Ein altmodischer Bauernhof sicher nicht.
Jean räuspert sich und fängt an: „Also, im Krieg war ich in der Résistance. Ich war die rechte Hand von Jean Moulin. Uns ist es gelungen, die einzelnen Gruppen weitestgehend unter sein Kommando zu stellen. Da wir ständig in Bewegung waren und unser Hauptquartier jeden Monat verlegt haben, hat es lange gedauert, bis die Gestapo mich gefasst hat. Ich geriet in deutsche Gefangenschaft. Ich wurde gequält und gefoltert. Aber ich habe geschafft, den Mund zu halten. Mir gelang die Flucht. Die näheren Umstände möchte ich hier nicht preisgeben. Ich kam hierher und bin geblieben. Nach dem Krieg haben die führenden Köpfe eine Organisation gegründet. Einen richtigen Namen haben wir nicht. Wir sind ein Zusammenschluss von privaten Ermittlern, von denen jeder so seine Fähigkeiten hat. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, dort weiter zu arbeiten, wo die Polizei an ihre rechtlichen Grenzen stößt. Wir arbeiten eng mit dem DGSE, das ist der französische Geheimdienst, zusammen. Und wir haben in der französischen Regierung Verbindungsleute. Das Justizministerium steht hinter uns.
Offiziell gibt es uns nicht. Aber wir arbeiten effizient. Und schnell. Ohne Rücksicht auf rechtlich vorgeschrieben Grenzen. Wir sind weit verzweigt. In Europa und auch in Übersee. Wenn jemand Maxi findet, dann wir. Philippe hat absegnet, dass du hier unten bist.“ Philippe, ich höre immer nur Phillipe. Auf du und du mit dem Schmierfink, der sich Inspektor nennt. Wo sind wir hier rein geraten? Er lässt mir einen Moment Zeit und führt weiter aus: „Inzwischen sind einige der Gründungsmitglieder verstorben, aber es gibt Nachfolger. Auch diese sind absolut vertrauenswürdig. Mein Sohn, Jean-Marie, ist mein Nachfolger und hat den Vorsitz übernommen. Er lebt in Paris und ist auf dem Weg hierher.“
Ich schüttele mich und stampfe mit den Füßen. Damit versuche ich, einen klaren Kopf zu kriegen.
„Stopp. Ich muss ordnen“, sage ich zu Jean. Und plötzlich wird es mir schlagartig klar:
„ Ihr alle hier verarscht mich. Wir haben einen Abenteuerurlaub gebucht und gleich kommt Maxi durch irgendeine Tür, oder?“
Ich fange hysterisch an zu lachen. Ich kann nicht mehr aufhören. Endlich klärt sich alles auf. Ein Ehepaar, das Jean und Marie heißt, wird nie im Leben seinen Sohn „Jean-Marie“ nennen. Das gibt es nur in Filmen, die man allgemeinhin als „Klamotte“ bezeichnet. Ich lache und lache, bis mir die Tränen laufen.
„Jean-Marie, das ist wirklich gut. Aber das hat dich verraten. Sag mir wo Maxi ist. Die Kinder müssen bald ins Bett.“
Ich bin so erleichtert. Lachen muss ich immer noch.
Aber das Gesicht von Jean lacht nicht. Es sieht irgendwie versteinert aus. Ich komme wieder zu mir.
Kälte legt sich um mein Herz. Meine Zähne klappern. Ich zittere wieder. Als ich Jean ansehe, schüttelt er langsam den Kopf.
„Nein, kein Scherz. Maries Eltern haben den Namen
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