Bist du mein Kind? (German Edition)
helfen. Nicht so wie sein Vater. Oh nein, nicht wieder dieses Gefühl. Ich schüttele mich erneut.
Die Couch sieht schon sehr verlockend aus. Ich gehe hinüber und setze mich. Jetzt kann ich die Menschen am Küchentisch beobachten. Jean hilft beim Verkabeln und Anschließen der Maschinen und Computer und was weiß ich. Wolfgang sitzt bei den Kindern. Madame de la Psychologie glotzt.
„Wie geht es jetzt weiter?“ frage ich einfach mal so in den Raum hinein.
Dabei fällt mein Blick auf die Küchenuhr. Ist es wirklich schon halb neun? Die Kinder müssen essen und dann ins Bett. Bestimmt haben die anderen Menschen auch Hunger. Muss ich jetzt für alle was zu essen machen?
Simon, der Schöne, dreht sich zu mir um.
„Wir können im Moment nur warten, ob sich die Entführer melden. Die Männer von Jean durchkämmen alles rund um Le Guerno. Mehr geht im Moment nicht“.
Ich habe es gehört und zur Kenntnis genommen. Ich fühle mich so matt. Merke, wie meine Augenlider nach unten klappen. Nein, schlafen geht nicht.
Und weg bin ich. Der unruhige Schlummer, der mich überfällt, stürzt mich in wilde Träume.
Ich wache auf, als mir jemand über das Gesicht streichelt. Eine kalte trockene Hand, die irgendwie nach Seife riecht. Ich mache die Augen auf und sehe in das Gesicht von Madame de la Psychologie.
„Monique, wachen Sie auf, ich muss mit Ihnen reden“, flüstert sie. Warum will die mit mir reden, denke ich. Warum lassen die mich nicht endlich in Ruhe und geben mir einfach mein Kind zurück?
Langsam tauche ich auf. Sie sieht mich ernst an.
„Hat jemand angerufen?“ frage ich schlaftrunken.
Sie schüttelt den Kopf.
„Sie haben ein und eine halbe Stunde geschlafen, Monique. Da ist nicht viel passiert. Wir rechnen allerdings noch in dieser Nacht mit einem Anruf der Entführer.“
Ich sehe mich um, aber ich kann meine Kinder nicht entdecken. Fragend schaue ich zu Wolfgang. Als hätte er meine Gedanken gelesen, flüstert er:
„Ich habe die Kinder ins Bett gebracht. Vorher haben sie eine Schüssel Milchreis von Marie verputzt.“
Irgendwie tut er mir leid. Er sieht total fertig aus. Blass und knallrote Augen. So, als hätte er einen ordentlichen Kater.
Wenn es nur das wäre. Dann könnten wir ein Alka Selzer einwerfen und alles käme wieder in Ordnung. Doch so einfach liegen die Dinge hier nicht. Mein Kind ist spurlos verschwunden und mein Mann ist daran schuld.
Und schon wieder sind sie da, diese Schuldzuweisungen in meinem Herz. Mein Kopf sagt, dass er nichts dafür kann, aber mein Herz schreit ihn an. Ich schüttele schon wieder meinen Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen. Jetzt erst merke ich, dass Madame de la Psychologie immer noch neben mir sitzt.
„Wie war noch mal Ihr Name?“ frage ich sie provokant.
Sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Wie denn auch, sie ist ja Psychologin.
„Ich habe mich noch nicht bei Ihnen vorgestellt, Monique. Ich wollte warten, bis wir etwas vertrauter miteinander sind.“
Bin ich mit dieser Frau vertraut? Irgendetwas muss ich in meiner Seelenpein nicht mitbekommen haben. Sie setzt sich gerade hin, sieht mir in die Augen.
„ Ich heiße Valentine Metier.“
Soll ich jetzt irgendetwas sagen? Mir fällt nur ein „Ach so.“ Muss reichen. Wie ich heiße, weiß sie.
Nun sitzen wir also da. Und warten. Victor dreht an irgendwelchen Knöpfen und hämmert etwas in die Tastatur des Computers. Simon betrachtet seine sicherlich wohlgefeilten Nägel. Wolfgang kaut an den Nägeln. Valentine macht sich Notizen. Wahrscheinlich hält sie mich für bockig.
Die Stimmung ist sehr angespannt. Man hört es förmlich in der Luft knistern. Ich stehe auf und genau im selben Moment erhebt sich auch Wolfgang.
„Ich sehe mal nach den Kindern“, murmelt er.
Genau das hatte ich auch vor. Ich nicke zum Verständnis und wir gehen gemeinsam in Richtung Kinderdiele. Als er seinen Arm um mich legen will, entwinde ich mich. Ich kann es im Moment nicht ertragen, dass er mich berührt. Ich kann immer nur an Maxi denken. Zuerst gehe ich ins Schlafzimmer. Und stutze. Timo liegt in seinem Kinderbett und Leon hat sich im Ehebett zusammengerollt. Er liegt in seiner typischen Haltung, halb auf dem Bauch und halb auf der Seite, das Kopfkissen fest mit seinen Kinderarmen umschlungen. Fragend sehe ich Wolfgang an.
„Ich habe es nicht fertiggebracht, ihn ins Kinderzimmer zu bringen. Er wollte unbedingt hier schlafen“.
„Ist ok. Hätte ich auch getan. Ich möchte sie im Moment auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher