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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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Mann, für die ich stark sein muss.
    Wie in Trance stehe ich auf. Gehe zurück zu den Waschbecken. Maxis Handtuch hängt auch dort. Ich greife danach und halte es vor mein Gesicht. Ich will ihn riechen. Ganz tief atme ich ein. Und sein Handtuch riecht nicht nach ihm. Sein Geruch ist verflogen. Ich kann mein Kind in seinem Handtuch nicht mehr riechen. Ich halte sein Handtuch vor mein Gesicht und weine es voll.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort sitze, als eine Hand das Handtuch von meinem Gesicht zieht.
    Wolfgang. Tränenüberströmt auch er.
    Feinsäuberlich hängt er das Handtuch wieder auf die Stange.
    Er zieht mich hoch und nimmt mich ganz fest in den Arm.
    „Ich war in seinem Zimmer. Sein Bett riecht so sehr nach ihm, dass ich glaubte, jeden Moment kommt er zur Tür rein und lacht, weil ich an seinem Kopfkissen rieche. Ich halte das nicht aus. Wie sollen wir hier bloß leben? Wie sollen wir tagtäglich in sein Zimmer sehen?
    was machen wir an seinem Geburtstag, an Weihnachten?
    Ich schaff das nicht.“
    Fest halte ich ihn. Stark sein, Monika, stark. Du hast ihm viel zugemutet in den letzten Tagen.
    „Liebling, ich habe auch das Gefühl, dass wir es nicht schaffen. Aber wir werden es schaffen, damit zu leben. Nie wieder wird unser Leben so sein wie vorher. Und wenn er wieder da ist, wenn sie ihn gefunden haben, wird auch nichts mehr sein wie vorher. Dann braucht er unsere Hilfe umso mehr .Und deshalb müssen wir es schaffen. Wir werden damit fertig werden, bis er zurück ist.
    Und wir werden unseren anderen beiden Kinder gute Eltern sein. Wenn wir das bei Maxi schon nicht hinbekommen haben, werden wir es bei Leon und Timo richtig machen. Wir schaffen das“.
    In dem Moment glaube ich, was ich sage, denn es ist das einzige woran wir uns klammern können.
    Eine Weile stehen wir noch da. Dann lösen wir uns voneinander und Wolfgang geht wieder zu Leon ins Zimmer.
    Ich schleiche zurück ins Schlafzimmer und nehme mir die zweite Tasche vor.
    Die mit den Kindersachen.
    Leons und Timos Sachen packe ich in die Kleiderkammer in den Wäschesack.
    Maxis Sachen nehme ich Stück für Stück in die Hand und breite sie auf unserem Bett aus. Seine kleine Reisekosmetiktasche stelle ich auch dazu. Wir hatten extra für den Urlaub Reisesets für Kinder gekauft. Leon hat ein rotes und Maxi ein blaues. Es gab für alles Fächer und Dosen zum Verpacken. Dann gab es noch eine Neu-Ausstattung mit Zahnbürsten, Zahncreme und Seife. Die Kinder waren ganz stolz, dass sie so toll ausgerüstet sind.
    Nun steht dieses Reiseset mit Maxis Sachen auf unserem Bett. Ich kann mich nicht bewegen. Ich starre seine Sachen an und denke, dass ich jetzt endlich aus diesem schrecklichen Traum erwachen muss. Es muss doch mal aufhören, dieses Elend.
    Aber nichts passiert.
    So trage ich seine Sachen fein aufgestapelt in sein Zimmer. Die Tür ist zu. Wer hat die Tür geschlossen? Warum? Wer schließt ihn schon aus unserem Leben aus?
    „Wolfgang!“
    „Ja?“
    „Hast du die Tür zugemacht?“ Ich merke, dass meine Stimme hysterisch klingt, kann aber nichts dagegen tun.
    Er steht in Leons Zimmertür.
    „Ja, ich dachte, dass es leichter ist, wenn wir nicht immer hinein sehen müssen. Wenn du es willst, lassen wir die Tür natürlich auf“.
    „Mach die Tür auf. Sofort“. Tonlos. Mit zusammengebissenen Zähnen zische ich die Worte hervor.
    Wolfgang öffnet die Tür weit.
    So ist es gut.
    Jetzt muss ich über die Schwelle treten. Tief atmen, Monika. Und einen Schritt.
    Ich stehe im Zimmer meines zweiten Sohnes.
    Es ist, als würde ich in eine Privatsphäre eindringen. Hier lebt mein kleiner Sohn. Es ist sein Zimmer. Er hat die Tapeten, den Teppichboden und die Gardinen selbst ausgesucht, als wir fertig waren mit Bauen. Er war ganz glücklich, dass er so ein schönes Zimmer hat.
    Und jetzt? Jetzt stehe ich hier und kann es fast nicht ertragen, in seinem Zimmer zu sein. Wo ist er jetzt? In welchem Zimmer sitzt nun mein Kind? Was machen die mit ihm?
    Ich merke, wie mich alle Kraft verlässt. Aber ich habe ja seine Sachen auf dem Arm. Ich will nicht, dass sie auf den Boden fallen.
    Also gehe ich zu seinem Bett und lege seine Sachen auf die Bettdecke. Seine Kulturtäschchen stelle ich auf den Nachttisch.
    Ich drehe mich im Zimmer um. Alles ist wie immer. Spielzeug quillt aus seinen Kisten im Regal. Seine Stofftiere sitzen im Bett. Auf seinem Kinderschreibtisch liegen Stifte, ein Zeichenblock mit einem angefangenen Bild und ein Lego-Auto.
    Ich nehme alles

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