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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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muss schlucken, reiße mich zusammen und sage nach hinten: „Hey Großer, wieso gehen wir nicht rein?“
    „Weil du da sitzt und dich nicht bewegst, Mama!“
    Ich steige aus, schnalle unser Baby ab, reiche Leon die Hand und warte, bis Wolfgang unser Auto abschließt.
    Zu viert gehen wir in das Autobahn-Restaurant.
    Wolfgang geht mit Leon zur Toilette und ich warte im Verkaufsraum der Gaststätte auf die Beiden. Leon ist fasziniert von all den bunten Sachen, die man dort bestaunen kann. Auf einem Regal über den Zeitschriften sitzen viele Stofftiere. Langsam gehe ich mit Timo dorthin. Ich will ihm die Tiere zeigen.
    Magisch angezogen fällt mein Blick auf eine Tageszeitung.
    „Leroc schlägt wieder zu!“ steht dort in riesigen Buchstaben. Ein Schwarzweiß-Foto von Phillipe ist auch zu sehen. Schnell überfliege ich den Artikel. Es ist ein unglaublich verfälschter Bericht über uns und die Entführung der Kinder. Reißerisch und unwahr.
    Bisher hatte ich mir keine Gedanken über die Presse gemacht, weil wir so mit uns und Maxis Verschwinden beschäftigt waren, dass wir die Umwelt kaum wahrgenommen haben. Und jetzt das. Es trifft mich erneut mit aller Macht, dass Maxi verschwunden ist.
    Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter. Ich habe Wolfgang gar nicht bemerkt.
    „Was steht da?“ fragt er mich.
    „Scheiße“, antworte ich.
    „Lass uns rüber gehen und etwas essen. Ignorier diesen Schund. Die Zeitung sieht aus, wie bei uns die BILD-Zeitung. Lies es nicht“.
    Wir wenden uns ab und spielen glückliche Familie. Leon bestellt sich ein Kindermenu mit Plastikspielzeug und für Timo bestellen wir Nudeln. Was Wolfgang und ich essen, habe ich vergessen. Es hat schließlich keine Bedeutung.
    Nach dem Essen spielt Leon noch eine Weile auf dem Spielplatz, während Timo auf Wolfgangs Schoß schläfrig wird. Ich sehe all die anderen Kinder an. Als ob Maxi hier wäre. Und doch kann ich es nicht lassen, immer wieder suchend über den Rastplatz zu schauen.
    Und weiter geht es. Richtung Heimat. Ohne unser Kind.

    Kilometer um Kilometer fressen wir uns durch unsere Gedanken.
    Die Angst, unser Haus zu betreten und Maxis Zimmer zu sehen, wird größer und größer.
    In diesem Haus haben wir als zufriedene Familie gelebt, uns auf den Urlaub gefreut, die Sachen zusammen gepackt und sind losgefahren.
    Nun kommen wir zurück und unser und Maxis Leben sind zerstört.
    Hoffentlich geraten wir noch in einen Stau. So bliebe uns noch etwas Zeit.
    Doch der Gott des Verkehrsstaus kennt keine Gnade. Wir kommen problemlos wieder auf deutschem Boden an und dann ist es nicht mehr weit.
    Als wir gegen 19 Uhr in unsere Straße einbiegen, klopft mein Herz bis zum Hals und ich spüre wieder diesen dicken Kloß in mir, den ich am liebsten auswürgen würde, der jedoch fest sitzt.
    Ich sehe nach links. Wolfgang ist schneeweiß, seine Hände umklammern so fest das Lenkrad, als hätte er Angst, umzufallen, wenn er los lässt.

    Vor unserem Haus steht Bines Auto. Gott sei Dank. Sie hat schon seit Jahren einen Schlüssel.
    Leon sieht ihr Auto und jubelt: „Juhu, Bine ist da“.
    Langsam fahren wir vor die Garage.
    Und wieder: wir sitzen im Auto, wie festgeklebt. Starr.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sich die Tür öffnet. Bine erscheint. Ohne zu zögern, ist sie mit zehn Schritten am Auto und reißt meine Tür auf. Ich falle ihr regelrecht entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, umarmt sie mich und eine Wand bricht in mir zusammen. Alles löst sich. Ich breche in Schluchzen aus und klammere mich an sie. Sie hält mich fest und angelt mit der anderen nach hinten zu Leon, um ihm die Wange zu streicheln.
    „Hallo Räuber“, sagt sie. „Komm mit rein. Papa und Timo kommen bestimmt auch“.
    Das ist das Stichwort für Leon und natürlich auch für Wolfgang. Sie steigen aus und folgen uns ins Haus.
    Ich trete durch die Tür. Durch den Tränenschleier sehe ich Maxis Latschen vor dem Wandschrank stehen. Ich hatte vor dem Urlaub noch geschimpft, weil er sie nie in den Schrank räumt, sondern immer davor stellt. Jetzt kann ich bei dem Anblick nur noch schluchzen.
    Bine führt mich durch bis ins Wohnzimmer und drückt mich auf die Couch. Sie gibt mir ein Taschentuch und sagt: „Ich mach erst mal Kaffee“. Das ist Bine. Egal, was passiert, sie macht erst mal Kaffee. Immer.
    Leon setzt sich neben mich.
    „Willst du nicht nach oben in dein Zimmer gehen und deine Sachen begrüßen?“
    „Nein Mama, ich bleib‘ lieber hier.“
    Wolfgang hat Timo auf

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