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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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dem Arm und lässt sich schwer auf die Couch fallen. Er sitzt mir gegenüber und weint. Auch er kann sich nicht beherrschen. Ich schiebe ihm die Packung mit den Papiertaschentüchern über den Tisch.
    Aber er schluchzt so stark, dass er nicht in der Lage ist, ein Taschentuch zu nehmen.
    Leon weint jetzt auch. Timo hört mit dem Krabbeln auf und setzt sich ungelenk hin. Bevor er etwas von der Stimmung auffängt, hat Bine ihn schon geschnappt und nimmt ihn mit in die Küche.
    So sitzen wir dort. Drei Häufchen Elend. Zuhause.
    Und doch so fremd. Ist dieses Haus noch unser Zuhause? Können wir hier je wieder normal leben? Können wir überhaupt je wieder normal leben?
    Ich glaube nicht. Langsam setzt mein Verstand wieder ein und ich versuch, mich zu beruhigen.
    Bine kommt mit drei Kaffeepötten an und gibt Leon ein Päckchen Caprisonne. Er stahlt und fragt: „Mama, darf ich?“
    Hoffnungsvoll sieht er mich an. Normalerweise gibt es bei uns kein Zuckerwasser. Aber heute ist es wohl egal. Ich nicke und er schlürft begeistert mit dem Strohhalm.
    Bine setzt sich zu mir auf die Couch und sagt kein Wort.

    Ich nippe an dem Kaffee und merke, wie er heiß in meinen Magen läuft.
    Das löst den Kloß in meinem Inneren und ich muss nicht mehr würgen.
    „Willst du hören, was passiert ist?“
    „Erzähl‘“, fordert sie mich auf.
    Und ich erzähle ihr alles. Ich versuche, es einigermaßen verständlich zu schildern. Trotzdem klingt es ziemlich verworren. Ich lasse auch meine Gefühlsduselei für Jean-Marie nicht aus. Sie hört nur zu und fragt nichts. Lässt mich einfach reden.
    Auch Wolfgang hat sich beruhigt und hört zu. Er fügt nichts hinzu.
    Als ich fertig bin, sieht Bine mich an und sagt: „Das ist eine schlimme Geschichte. Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll. So etwas haben wir doch alle bisher nur in der Zeitung gelesen oder im Fernseher gesehen. Was tun wir denn jetzt? Wollt ihr aufgeben? Die deutsche Polizei kann vielleicht mehr erreichen als die französische und euer seltsamer Detektivbund. Wir müssen doch was tun!“
    „Ach Bine, was sollen wir unternehmen? Die Spur der Kinder verliert sich in Ungarn. Was sollen wir machen? Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass Maxi zurückkommt, aber ich bin nun mal nicht James Bond. Außerdem ist die deutsche Polizei schon involviert. Sie werden sicher bald Kontakt zu uns aufnehmen.“
    „Ach Süße, ich wünschte, ich könnte dir helfen.“ Sie seufzt und nimmt mich in den Arm. Wieder steigen heiße Tränen in mir hoch.
    Leon sitzt inzwischen bei Wolfgang auf dem Schoß und Timo sitzt in seiner Spielecke und rappelt mit Duplo.
    So sitzen wir noch eine Weile. Schließlich rafft Wolfgang sich auf.
    „Ich hole mal unser Gepäck rein“.
    „Wie geht es deinem Mann? Wie wird er damit fertig? Schließlich hat er zugelassen, dass Maxi entführt wurde und dann musste er auch noch mit ansehen, wie du seine Rückkehr vermasselst. Und außerdem ist er Kronzeuge deiner Liebelei mit einem charismatischen Franzosen. Was glaubst du, wann wird er explodieren? Er sitzt doch geradezu auf einem Pulverfass.“
    Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. Schließlich habe ich mit meiner Gefühlswelt genug zu tun. Aber Bine hat Recht. Wie schafft Wolfgang das alles?
    „Ich werde heute Abend, wenn die Kinder im Bett sind, nochmal ausführlich mit ihm reden“.
    „Blödsinn. Glaubst du, elend lange Worttiraden führen dazu, dass er sich besser fühlt? Gib ihm Halt. Zeig ihm, dass du seine Frau bist. Und niemand sonst dich interessiert. Halt zu ihm. Ihr braucht euch jetzt. Und hak mal diesen Franz-Bubi ganz schnell ab. Kümmere dich um deine Familie. Du bist immer die Starke gewesen. Und jetzt hast du mal eine Möglichkeit, das auch zu zeigen!“
    „Spinnst du? Weißt du eigentlich, was ich durchgemacht habe? Mein Kind ist weg. Deine sind gut groß und sind bei dir. Du hast keins verloren und bist es auch noch selber schuld. Wie redest du eigentlich mit mir?“
    „Reg dich ab, ich sage nur wie es ist. Komm her“.
    Und wieder nimmt sie mich in den Arm.
    Als Wolfgang mit den ersten Gepäckstücken kommt, lässt sie mich los und hilft ihm beim Auspacken unseres Autos. Ich bleibe ratlos sitzen.
    Wir bestellen Pizza und Bine isst noch mit uns.
    Dann steht sie auf.
    „Ich fahre jetzt nach Hause. Den Rest müsst ihr erst mal selber schaffen. Ich melde mich morgen. Ihr könnt aber auch jederzeit anrufen. Das wisst ihr“.

    Die Tür fällt ins Schloss.
    Leon ist nach dem Essen

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