Bist du verliebt, Mami?
in Keenans Alter bringen häufig irgendwelche Infektionen aus der Schule mit nach Hause. Deswegen muss er regelmäßig vom Kinderarzt untersucht werden. Dazu kommen Besuche beim Zahnarzt. Das alles kostet viel Geld.«
»Denken Sie, das weiß ich nicht? Für so etwas gibt es aber doch Zuschüsse und …«
Er verstummte, als ihre Augen plötzlich zu blitzen begannen. »Ich bin durchaus imstande, den Lebensunterhalt für mich und mein Kind zu verdienen.«
»Das habe ich nicht gemeint …«
Zoe ließ ihn nicht ausreden. »Ich habe zwar keinen Collegeabschluss oder eine tolle Berufsausbildung, aber ich kann für uns beide sorgen. Meinem Sohn fehlt nichts.« Sie schlüpfte wieder in ihre Schuhe und stand auf. »Keenan und ich sind bisher sehr gut allein zurechtgekommen. Auf einen neugierigen Reporter, der mir Vorschriften machen will, wie ich mich als Mutter zu verhalten habe, kann ich verzichten. Der Kaffee geht auf meine Rechnung.«
Seufzend sah Cooper Zoe nach, wie sie mit hocherhobenem Kopf davonging. Das hatte er gründlich verpatzt. Ob sie ihm am nächsten Morgen die Kündigung präsentieren würde?
4. K APITEL
Zoe warf Cooper nicht hinaus. Sie hatte den Gedanken zwar erwogen, war aber dann zu dem Schluss gekommen, dass die Genugtuung den Verlust der Miete nicht aufwog. Außerdem hatte sie ähnliche Argumente schon mehrfach gehört.
Einer der Gründe, warum sie von New York nach Baltimore gezogen war, lag darin, dass sie es leid war, von Freunden und Verwandten zu hören, wie sie ihr Leben führen und ihren Sohn erziehen sollte.
Hier in einem anderen Staat hatte sie ganz neu angefangen. Sie hatte genug Geld gespart, um sich eine hübsche Dreizimmerwohnung leisten zu können und den Rest anzulegen. Da sie bereit war, jede Arbeit anzunehmen, fand sie rasch eine Anstellung und dann bald eine zweite. Keenan tagsüber in den Kindergarten zu geben war ihr nicht leicht gefallen, doch sie hatte sich umsonst Sorgen gemacht. Er blühte geradezu auf, denn er hatte die Kontaktfreudigkeit seiner Mutter geerbt.
Heute, zwei Jahre später, besaß sie ein Haus mit Garten in einer Gegend, wie sie es sich für ihren Sohn gewünscht hatte. Das alles hatte sie ohne Hilfe geschafft.
Zu viele Leute hatten ihr gesagt, sie sei verrückt oder zu jung. Sie werfe ihr Leben und die Aussicht auf eine Zukunft weg.
Mit Schwung wuchtete Zoe den Rasenmäher herum und nahm die nächste Bahn in Angriff. Das ist mein Gras, dachte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Ich habe es allen gezeigt. Ohne jegliche Unterstützung habe ich mein Kind bekommen, für es gesorgt und ihm ein gemütliches Zuhause geschaffen. Keenan und ich sind keine Statistik, sondern eine richtige Familie.
Auf Mitleid oder Wohltätigkeit konnte sie verzichten. Auch wenn es vielleicht länger dauerte als bei anderen, hatte sie bisher noch alles erreicht, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Und sie hatte Pläne, solide, gut durchdachte Pläne.
Eine Berührung an der Schulter ließ sie zusammenzucken. Als sie sich umdrehte und Cooper entdeckte, fasste sie den Griff des Rasenmähers fester. »Was ist?«
»Ich möchte mich entschuldigen!«, schrie er. Als sie ihn nur wortlos ansah, bückte er sich und schaltete den Motor aus. »Ich möchte mich entschuldigen«, wiederholte er. »Es war falsch von mir, mich in Ihr Leben einzumischen.«
»Tatsächlich?«
»Leider ist es eine schlechte Angewohnheit von mir, meine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute zu stecken.«
»Sie sollten versuchen, sie abzulegen.« Zoe wollte das Startkabel ziehen, doch Cooper hielt ihre Hand fest. Einen Moment lang hielt sie ganz still. Er hatte eine große Hand mit einer leicht rauen Innenfläche. Sie erinnerte sich, wie sie bei der ersten Berührung unwillkürlich an Kraft und Energie gedacht hatte. Diesmal war sein Griff sanft und ganz behutsam.
Es war schon sehr lange her, seit sie die Hand eines Mannes gefühlt hatte. Bisher hatte sie auch nichts vermisst.
»Manchmal rede ich, ohne vorher nachzudenken«, erklärte Cooper. Auch er betrachtete ihre Hände und dachte, wie klein sich ihre Hand unter seiner anfühlte. Wie klein und weich. »Ein oder zwei Mal habe ich mir dadurch ein blaues Auge eingehandelt.« Als sie zu ihm aufblickte, lächelte er.
»Das überrascht mich nicht.«
Sie lächelte zwar nicht zurück, doch er spürte, dass sie nachgiebiger wurde. Das Aufheulen des Rasenmähers hatte ihn aus dem Nachmittagsschlaf geweckt. Eigentlich hätte er sich am liebsten auf die andere
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