Bist du verliebt, Mami?
wie seine Mutter ihm beigebracht hatte, stand er auf.
Cooper sah den kleinen Jungen ehrfürchtig dastehen, in der Hand den Hotdog. Plötzlich musste er daran denken, wie er selbst zum ersten Mal im Stadion gewesen war. Ohne die Hand seines Vaters loszulassen, hatte er versucht, alles gleichzeitig aufzunehmen, und vor lauter Aufregung vom Spiel selbst ziemlich wenig mitbekommen.
Als die Spieler sich aufstellten, lehnte Cooper sich vor und zupfte Keenan am Haar. »Ganz schön beeindruckend, was?«
»Einfach Klasse.« Keenan flüsterte beinahe. »Die in Grün sind unsere, nicht wahr?«
»Genau. Pass auf, gleich geht’s los.«
Cooper, der erwartet hatte, dass der Junge unruhig werden oder quengeln würde, sah sich angenehm getäuscht. Da er daran gewöhnt war, inmitten von Lärm und Durcheinander zu arbeiten, störten ihn Keenans Fragen kaum. Wenigstens war der Junge wissbegierig und merkte sich, was man ihm erklärte.
Während der Pausen zwischen den einzelnen Spieldurchgängen guckte Keenan Cooper über die Schulter und versuchte, die Wörter zu buchstabieren, die auf dem Bildschirm von dessen Computer erschienen. Dabei geriet etwas Senf auf Coopers Hemd, doch insgesamt war der gemeinsame Ausflug keineswegs die befürchtete Katastrophe.
Als der Stadionsprecher Keenan einlud, sich eine Runde lang auf seinen Schoß zu setzen, verspürte Cooper sogar Stolz. Die meisten Kinder hätten sich überwiegend für die Buden mit Süßigkeiten interessiert. Keenan dagegen war hier, um das Spiel anzuschauen.
»Warum ist er nicht die ganze Strecke gelaufen? Er hätte es doch locker geschafft.« Keenan trat von einem Fuß auf den anderen. Nach zwei großen Gläsern Saft war ein Besuch auf der Toilette eigentlich überfällig, doch er wollte keine Minute verpassen.
»Der Wurf wurde der anderen Mannschaft gutgeschrieben. Deshalb hätte es gar nichts genützt, wenn er bis zum Ziel gerannt wäre.«
»Liegen wir trotzdem noch in Führung?«, wollte Keenan wissen.
»Das schon, aber nur mit einem Punkt. Der nächste Durchgang wird das Spiel entscheiden. Ich schätze, dass sie gleich einen Linkshänder als Fänger einwechseln. Vermutlich Scully.« Aus dem Augenwinkel sah Cooper, dass Keenan die Knie überkreuzte. »Musst du mal?«
»Schon, aber nicht so dringend«, log der Kleine tapfer.
»Komm, wir haben genug Zeit, ehe der nächste Durchgang anfängt.« Cooper nahm Keenan bei der Hand. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Als sie die Tribüne verließen, wurde gerade durchgesagt, dass Scully Miller ablösen würde.
»Genau, wie Sie gesagt haben.« Bewundernd blickte Keenan zu Cooper auf. »Sie sind gescheiter als alle anderen Leute, die ich kenne.«
Cooper unterdrückte ein Lächeln. »Sagen wir einfach, ich verstehe etwas von Baseball.«
Als die beiden zu Hause eintrafen, trug Keenan ein Trikot der Orioles und hielt einen Baseball mit Autogrammen in einem Fanghandschuh von Kindergröße. In der anderen Hand schwenkte er eine Fahne.
»Mama! Schau, was ich von Cooper gekriegt habe.« Er rannte auf seine Mutter zu. »Wir sind in die Umkleideräume der echten Orioles gegangen. Dort haben mir alle Spieler ihren Namen auf den Ball geschrieben. Ist das nicht super?«
»Zeig mal her.« Zoe nahm den Ball und betrachtete ihn eingehend. »Da hast du wirklich etwas Besonderes, Keenan.«
»Den behalte ich in alle Ewigkeit! Guck mal, ich habe auch das gleiche Hemd an wie sie. Und einen Handschuh. Der passt wie angegossen.«
Auf einmal hatte Zoe einen Kloß im Hals. »Ich sehe es. Jetzt bist du wirklich richtig ausstaffiert, um selbst zu spielen.«
»Ich gehe an die dritte Position, denn das ist … das ist …« Hilfe suchend blickte sich Keenan zu Cooper um.
»Die heiße Ecke«, half dieser nach.
»Genau. Die heiße Ecke. Kann ich schnell zu Mr Finkleman? Ich muss ihm unbedingt meinen Baseball zeigen.«
»Geh nur, Schatz.«
»Der wird vielleicht Augen machen.« Keenan drehte sich um und umschlang Coopers Beine. »Vielen Dank, dass Sie mich mitgenommen haben. Ich werde diesen Tag nie vergessen. Können wir mal wieder hin? Vielleicht hat Mama dann auch Zeit.«
»Äh … Ja, natürlich.« Verlegen tätschelte Cooper dem Kleinen den Kopf.
»Okay.« Keenan umarmte ihn noch einmal und stürmte dann hinaus, um seine Schätze vorzuzeigen.
»Sie hätten ihm die Sachen wirklich nicht zu kaufen brauchen«, meinte Zoe. »Es war schon genug, dass Sie ihn überhaupt mitgenommen haben.«
»Es hat mir Freude gemacht. Und ich kann Ihnen
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