Bist du verliebt, Mami?
heraus.
Auf der anderen Seite des Ganges lag ein kleiner Raum, von dem aus man in den Garten blickte. Hier könnte man gut ein Arbeitszimmer einrichten, überlegte Cooper.
In der Anzeige war die Rede von zwei Schlafzimmern gewesen. Die laute Musik führte ihn zu dem zweiten Raum an der Vorderseite des Hauses. Cooper blickte hinein. Platz für sein großes kalifornisches Bett wäre jedenfalls vorhanden. Der Boden, der den Rändern nach zu urteilen aus Eichendielen bestand, war mit farbbeklecksten Tüchern bedeckt. In einer Ecke standen Farbeimer und Abstreifgitter. Daneben lagen Pinsel und Walzen in verschiedenen Größen.
Eine Gestalt im weiten Overall, die auf einer Trittleiter stand, vollendete das Bild. Trotz der Mütze, die das Haar verbarg, und des unförmigen Kleidungsstücks sah Cooper sofort, dass er eine große, schlanke Frau vor sich hatte.
Die nackten Füße mit gepflegten, rosa lackierten Nägeln waren mit Farbklecksen bedeckt. Sie sang laut und ziemlich falsch.
Cooper klopfte an den Türrahmen. »Entschuldigen Sie.«
Die Frau strich seelenruhig weiter. Ihre Hüften bewegten sich rhythmisch, als sie mit der Deckenkante begann. Cooper trat auf sie zu und tippte ihr auf den Rücken.
Sie schrie auf und fuhr herum. Obwohl er zu Recht auf seine Reaktionsschnelligkeit stolz war, traf ihn der mit Farbe getränkte Pinsel mitten ins Gesicht.
Er stieß einen Fluch aus und machte einen Satz zurück. Gleich darauf sprang er wieder vor, um zu verhindern, dass sie von der Leiter fiel. Obwohl alles ganz schnell ging, prägte sich ihm der Eindruck eines schlanken Körpers, eines blassen, dreieckigen Gesichts mit großen, von langen Wimpern umrahmten braunen Augen und der Duft nach Geißblatt ein.
Im nächsten Moment hielt Cooper sich keuchend die Magengegend, in die sie den Ellbogen gerammt hatte. Während er noch nach Luft rang, schrie sie etwas, das er nicht verstand.
»Sind Sie verrückt?«, keuchte er und umklammerte ihr Handgelenk, ehe sie ihn mit der Farbdose attackieren konnte. »Hören Sie, wenn Sie damit nach mir werfen, werden Sie es bereuen!«
»Was?«
»Ich habe gesagt, Sie sollen nicht mit der Dose werfen. Ich bin wegen der Anzeige hier.«
»Was?«, schrie sie wieder. In ihren Augen stand immer noch Panik, und sie sah aus, als sei sie zu allem fähig.
»Die Anzeige, verflixt noch mal!« Cooper lief zu dem tragbaren Kassettenrecorder und schaltete ihn aus. »Ich bin wegen der Anzeige hier«, wiederholte er. In der plötzlichen Stille klang seine Stimme unnatürlich laut.
Sie kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Welche Anzeige?«
»Wegen der Wohnung.« Er wischte sich über die Wange, studierte die weiße Schmierspur auf dem Handrücken und unterdrückte einen Fluch. »Verstehen Sie? Ich komme auf Ihre Anzeige wegen der Wohnung.«
»Tatsächlich?« Sie musterte ihn. Er sah ziemlich beunruhigend aus mit seinen breiten Schultern, dem sportlich durchtrainierten Körper und den langen Beinen. Seine Augen waren von einem hellen, beinahe durchscheinenden Grün und blickten alles andere als freundlich. Das verblichene Sweatshirt mit dem Emblem der Baltimore Orioles und die zerfransten Jeans trugen auch nicht dazu bei, ihn seriöser erscheinen zu lassen. Wenn sie Glück hatte, konnte sie zumindest über eine kurze Strecke schneller laufen als er. Im Schreien war sie ihm auf alle Fälle überlegen. »Die Anzeige erscheint erst morgen.«
»Morgen?« Verblüfft griff Cooper in die Tasche und zog den zerknitterten Zettel heraus. »Das ist doch die richtige Adresse. In der Anzeige wurde hier eine Wohnung angeboten.«
Die junge Frau ließ sich nicht beirren. »Die Anzeige erscheint erst morgen«, wiederholte sie. »Wieso wissen Sie also davon?«
»Ich arbeite bei der Zeitung.« Ganz vorsichtig streckte Cooper ihr den Zettel hin. »Da ich schon eine ganze Weile nach einer Wohnung suche, habe ich die Kollegin aus der Anzeigenabteilung gebeten, die Augen offen zu halten.« Laut las er vor, was er sich aufgeschrieben hatte. »Zweizimmerwohnung, eigener Eingang, ruhige Wohngegend nahe Baltimore.«
»Das ist richtig.«
Cooper machte ein zerknirschtes Gesicht. »Vielleicht hat meine Kollegin etwas zu viel des Guten getan. Ich habe ihr Karten für ein Baseball-Spiel geschenkt, und deshalb wollte sie mir wohl einen Gefallen tun und hat mir die Information etwas früher gegeben.« Als er sah, dass sie den Griff um die Farbdose etwas gelockert hatte, versuchte er es mit Charme. »Ich habe geklopft und bin
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