Bist du verliebt, Mami?
versichern, dass Keenan nicht darum gebeten hat.« Cooper steckte die Hände in die Taschen. »Er war außer sich vor Begeisterung, als ich ihn mit in die Spielerkabine genommen habe. Und irgendwie kam eins zum anderen.«
»Das kenne ich. Wie ich höre, hat unser Team gewonnen.«
»Ja, allerdings nur ganz knapp. Auf dem Rückweg musste ich noch an der Redaktion anhalten und meinen Artikel abgeben. Sonst wären wir bestimmt schon eher hier gewesen.«
»Ich bin selbst gerade erst nach Hause gekommen.« Aus einem Impuls heraus ging Zoe auf Cooper zu und umarmte ihn. Er blieb stocksteif stehen. »Dafür haben Sie etwas bei mir gut. Keenan wird diesen Tag nie vergessen.« Sie trat zurück. »Ich auch nicht.«
»Eigentlich habe ich ja gar nichts getan«, wehrte Cooper ab. »Er hat sich einfach auf der Pressetribüne vergnügt, während ich gearbeitet habe.«
»Sie haben sehr wohl etwas getan«, verbesserte Zoe. »Vor allem, da ich Ihnen praktisch keine andere Wahl gelassen habe.« Lachend strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. »Sie hätten heute Mittag Ihr Gesicht sehen sollen. Der Gedanke, einen Vierjährigen mitzunehmen, hat Sie zu Tode erschreckt. Jedenfalls …« Zoe verstummte, als das Telefon klingelte. »Entschuldigung. Hallo? Tag, Stan. Heute? Ich bin doch heute Abend gar nicht dran.« Sie atmete hörbar aus und setzte sich auf die Stuhllehne. »Darf ich Ihnen noch Bescheid geben? Nein, Stan, ich kann mich jetzt noch nicht festlegen. Erst muss ich sehen, ob ich so kurzfristig einen Babysitter bekomme. In Ordnung, in einer Stunde. Ja, natürlich. Ich verstehe, dass Sie in der Klemme stecken. Sie können sich darauf verlassen, dass ich so schnell wie möglich zurückrufe.«
»Gibt’s ein Problem?«, erkundigte sich Cooper.
»Hmmm … Zwei Kellnerinnen aus dem ›Shadows‹ haben sich krankgemeldet, und Stan hat Schwierigkeiten, Ersatz zu finden.« Zoe wählte bereits eine Nummer. »Hallo, Mrs Finkleman. Ja, ich weiß. Er wird tagelang von nichts anderem reden. Hmmm …« Zoe warf Cooper einen Blick zu, während Mrs Finkleman sich wortreich darüber ausließ, wie wichtig es für einen Jungen war, eine männliche Bezugsperson zu haben. »Sicher, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Sagen Sie, haben Sie heute Abend schon etwas vor? Ach so, das hatte ich ganz vergessen. Nein, nichts Wichtiges. Ich wünsche Ihnen viel Spaß.«
Sie hängte ein und biss sich auf die Lippen. »Mittwoch ist Bingo-Abend. Beth hat mir letzte Woche schon gesagt, dass sie heute verabredet ist. Vielleicht kann Alice einspringen.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, die erwartet ihre Schwiegereltern zum Essen.« Abschätzend betrachtete sie Cooper. »Sie sind doch heute ganz gut mit ihm zurechtgekommen.«
»Sagen wir, es gab keine großen Probleme.« Cooper, der wieder eine Falle witterte, blieb zurückhaltend.
»Stan braucht mich erst um neun. Keenan geht um acht ins Bett. Er schläft immer gleich ein. Sie müssten also gar nichts tun, außer im Haus zu sein. Sie könnten fernsehen oder lesen …«
»Soll ich das so verstehen, dass ich hierbleibe, während Sie arbeiten?« Cooper trat einen Schritt zurück. »Ich wäre mit Keenan allein – wie ein Babysitter? Hören Sie …«
»Selbstverständlich würde ich Sie bezahlen. Beth bekommt zwei Dollar die Stunde, aber ich gebe Ihnen gern mehr.«
»Ich will Ihr Geld nicht, Zoe.«
»Sie sind lieb.« Lächelnd ergriff sie seine Hand. »Wirklich. Könnten Sie also gegen halb neun da sein?«
»Moment mal, ich habe doch gar nicht …«
»Sie können sich zu essen nehmen, was Sie wollen. Wenn ich Zeit habe, backe ich noch ein Blech Plätzchen. Jetzt will ich rasch Stan zurückrufen, ehe er sich die letzten Haare ausrauft.« Sie lächelte Cooper dankbar an. »Jetzt stehe ich doppelt in Ihrer Schuld.«
»Schon gut.« Cooper ergriff die Flucht, ehe sie einen Weg fand, ihr Schuldkonto auf drei zu erhöhen.
5. K APITEL
Die nächsten Stunden vertiefte sich Cooper in seine wöchentliche Kolumne »Voll im Spiel«, die nicht nur in Baltimore, sondern in Lokalzeitungen in ganz Amerika veröffentlicht wurde. Keenan hatte ihn auf die Idee gebracht, über den ersten Besuch im Stadion, die Weitergabe von Traditionen und die zwischenmenschlichen Kontakte zu schreiben, die in einer Atmosphäre von Jubelrufen, krachenden Schlägen und Unmengen vertilgter Erdnüsse zwischen ganz unterschiedlichen Menschen entstanden.
Der Artikel ging Cooper leicht von der Hand, und er spürte, dass er sich genauso
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