Bitte Einzelzimmer mit Bad
dann siegte doch die Neugierde. Sie entfernte das Seidenpapier und öffnete das schmale Etui. Vor ihr lag eine Korallenkette.
»Die nehme ich auf keinen Fall an!« sagte sie laut zu ihrem Spiegelbild. »Von Männern lasse ich mir keinen Schmuck schenken, selbst dann nicht, wenn sie ihn mit Rabatt kriegen!« Dabei fiel ihr Blick auf die Autoschlüssel, an denen der goldene Anhänger baumelte. Der war ja auch ganz etwas anderes! Man konnte ihn nicht um den Hals hängen, also war er kein Schmuckstück. In weitestem Sinn konnte man ihn als technisches Zubehörteil einstufen. Außerdem hatte sie Florian heute zum Essen eingeladen, das Taxi bezahlt, und die Omnibusfahrt hatte er auch umsonst gehabt. Also waren sie quitt.
Sie stellte sich unter die Dusche und kroch sofort ins Bett. Keinen Menschen wollte sie heute mehr sehen! Müde war sie und ein bißchen unglücklich, obwohl es doch eigentlich gar keinen Grund gab. Zwei Männer bemühten sich um sie, und sie brauchte nur zu wählen. Weshalb fiel ihr das nur so schwer? Und warum mußte sie überhaupt? Schließlich konnte sie doch mit beiden befreundet sein. Lilo zog ja auch jeden dritten Tag mit einem anderen herum und war nicht die Spur unglücklich.
Schlaf endlich, Tine, morgen sieht alles anders aus!
Aber sie konnte nicht schlafen. Sie hörte Franca kichern und Herrn Überall, ihren Zimmernachbarn, der schnarchend einen halben Pinienwald abholzte. Sie hörte die Kirchturmuhr Mitternacht schlagen und das Moped von Raffaelo, dem Barkeeper, der nach Hause fuhr. Sie hörte leise Schritte über den Flur tappen und vor ihrer Tür anhalten. Es klopfte.
»Tinchen?« klang es leise und sehr zärtlich.
»Ich – ich schlafe schon!«
»Schade. Bommel wollte dir noch gute Nacht sagen.«
Sie krabbelte aus dem Bett und drehte den Schlüssel herum. Vorsichtig ging die Tür auf. Bommel wehrte sich energisch gegen die zugehaltene Schnauze und zappelte wie ein Verrückter, bis Florian ihn auf den Boden setzte. »Ich hatte Angst, der kläfft das ganze Haus zusammen.«
»Warum hast du ihn überhaupt mitgebracht?«
»Als Alibi. Es könnte ja sein, daß Karsten doch mal mitten in der Nacht wach wird!«
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Kapitel 14
F lorian las BILD . Zu seinem Kummer ließ sich das Düsseldorfer Tageblatt in keinem Laden auftreiben, wofür selbstverständlich die mangelnde Flexibilität der Vertriebsabteilung verantwortlich zu machen war. Sie mußte doch wissen, daß zu den Grundbedürfnissen eines deutschen Touristen neben Sonne und Sahnetorte die Zeitung gehört, die aufzutreiben ihm kein Weg zu weit ist. Am Strand hatten sich schon Fahrgemeinschaften gebildet, weil es in Loano eine größere Auswahl an Boulevardblättern gab als in Verenzi. Aber das Tageblatt hatte Florian auch dort nirgends entdeckt, und er hatte beschlossen, mal ein ernstes Wort mit dem Sperling zu reden. Schließlich mußte der in erster Linie daran interessiert sein, daß seine Leitartikel auch während der Urlaubssaison gelesen und nicht nur zum Einwickeln von Salatköpfen verwendet wurden.
»Nackte Frau stand zitternd vor der Haustür«, las Florian laut.
»Vor Kälte oder vor Angst?« fragte Tinchen.
»So was Dämliches! Warum ist sie nicht zur Nachbarin gegangen statt zu warten, bis ein Reporter sie entdeckt?« Tinchen rollte sich vom Rücken auf den Bauch und blinzelte ihren Bruder an. »Du bist ein Idiot!«
Da sie diese Feststellung mindestens dreimal pro Tag traf und mindestens zweimal damit recht hatte, überhörte Karsten diese Beleidigung und widmete sich weiter dem aussichtslosen Versuch, Bommel die verordneten Tabletten einzutrichtern. Der Tierarzt hatte Würmer diagnostiziert und kleine blaue Pillen verschrieben. »Schnauze auf, Tabletten möglichst tief in den Rachen stecken, und dann Schnauze zuhalten, bis der Hund geschluckt hat!« hatten die Anweisungen des Arztes gelautet.
»Wer weiß, ob du das überhaupt richtig verstanden hast.« Schon zum vierten Mal klaubte Karsten die Pillen aus dem Sand und spülte sie unter der Süßwasserdusche ab. »Bommel spuckt das Zeug immer wieder aus.«
»Laß mich mal!« Zärtlich nahm Tinchen das Tier auf den Arm, öffnete ihm vorsichtig die Schnauze und schob die Tabletten hinein. Dann drückte sie die Schnauze wieder zu. Bommel schluckte gehorsam, sah Tinchen fest in die Augen, die ließ los, und Bommel spie die Tabletten auf den Bademantel. Nach seiner Ansicht war das ein ziemlich blödes Spiel, aber den Großen schien es Spaß zu machen. Wütend warf
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