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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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inzwischen, euren komischen Luigi aufzutreiben. Steht er mit seinem Taxi nicht meistens auf der Piazza?«
    Tinchen nickte. Ein Glück, daß Florian da war. Er verlor in brenzligen Situationen nie den Kopf.
    Vom Büro aus rief sie sofort in Frankfurt an. Sogar Herr Dennhardt war noch erreichbar, drückte wortreiches Bedauern aus und versicherte gleichzeitig, daß man von dort aus leider nicht das geringste tun könne. Der Zug fahre planmäßig ab und würde wohl, wenn die italienische Gewerkschaft nicht noch in letzter Minute ein Einsehen habe, unplanmäßig an der Grenze stehenbleiben. Ob man die Schmetterlinge nicht für einen Tag in den umliegenden Hotels unterbringen könne, wollte Tinchen wissen. Das säße etatmäßig nicht drin, behauptete Dennhardt, und außerdem gebe es im Umkreis von dreißig Kilometern kein freies Zimmer mehr. Das habe man bereits erkundet. »Sehen Sie, Fräulein Pabst, genau
das
fällt unter den Sammelbegriff Unvorhersehbares, und soweit ich mich erinnere, hatten Sie doch seinerzeit behauptet, mit allen Schwierigkeiten fertigzuwerden. Ich gebe zu, daß das diesmal ein ziemlich harter Brocken wird, aber notfalls können Sie ja Ihre Esel in Marsch setzen.«
    Das wußte er also auch schon! Absichtlich hatte sie noch keinen Bericht nach Frankfurt geschickt, weil sie erst abwarten wollte, ob diese Safari nur eine Eintagsfliege oder doch eine dauernde Einrichtung werden würde. Diesem Dennhardt schien aber auch nichts zu entgehen, und ganz bestimmt würde er genau verfolgen, wie sie mit dem jetzigen Problem fertig wurde. Vorläufig wußte sie es selbst noch nicht. Vielleicht hatte Florian Glück.
    Als sie seine unheilverkündende Miene sah, wußte sie Bescheid.
    »Wenn ich Luigi richtig verstanden habe, dann kann er einen kleinen Bus kriegen, der momentan noch bei irgendeinem Bobo repariert wird. Den großen, mit dem ihr immer durch die Gegend gurkt, hat sich schon Neckermann gekrallt. Und sonst ist weit und breit kein Fahrzeug mehr aufzutreiben. Luigi hat sich schon gewundert, daß du dich noch um gar nichts gekümmert hast.«
    »Wenn mir doch auch niemand was sagt!«
    Florian sah das ein. Er hätte allerdings entgegnen können, daß man wenigstens einmal täglich Zeitung lesen oder Radio hören sollte, aber er bezweifelte, daß dieses berechtigte Argument zum jetzigen Zeitpunkt angebracht war. Sein Tinchen saß in der Patsche, und er, Florian, mußte ihm da heraushelfen.
    »Ich brauche erst mal ganz genaue Zahlen! Wie viele Gäste kommen beziehungsweise wie viele reisen ab?«
    »Neunundvierzig Gäste fahren weg, und dreiundsiebzig kommen.«
    »Der Bus faßt fünfunddreißig, hat Luigi gesagt.«
    »Dann reicht er gerade fürs Gepäck.«
    »Die Koffer lassen wir erst mal beiseite. Wenn alle Stricke reißen, bleiben sie an der Grenze und werden mit dem ersten Zug, der wieder fährt, nachgeschickt.«
    »Das klappt nie!« Nicht umsonst hatte Tinchen ihre Erfahrungen mit verlorengegangenem Gepäck. Einmal war ein in Dortmund vergessener und nachgesandter Koffer in Florenz gelandet, weil irgendwo ein beamteter Analphabet statt Verenzi ›Firenze‹ gelesen hatte, sofern er überhaupt hatte lesen können.
    »Und was ist mit den Abreisenden? Du glaubst doch nicht, daß die so ohne weiteres ihre Koffer hierlassen? Bei denen drehen sich doch schon im Geiste die Waschmaschinen!« Sie dachte an ihre Mutter, die sofort bei ihrer Heimkehr die schon in Österreich unter dem Aspekt von Schon-, Bunt- und Kochwäsche gepackten Koffer auszukippen pflegte, um – meistens noch in Hut und Mantel – die erste Ladung von unzähligen noch folgenden in die Maschine zu stopfen. »Ich bin erst froh, wenn alles wieder sauber im Schrank liegt«, lautete die immer gleichbleibende Entschuldigung für diesen übertriebenen Arbeitseifer, »zum Teil sind die Sachen schon seit bald drei Wochen schmutzig, man kriegt das ja gar nicht mehr raus!«
    »Wenn wir ein paar Stühle in den Gang stellen, bekommen wir vierzig Leute in den kleinen Bus«, überlegte Florian.
    »Erstens ist das verboten, und zweitens rutschen die Ärmsten in jeder Kurve durch die Gegend wie Brötchen auf dem Backblech.«
    »Aber sie kommen ans Ziel! Die Frage ist nur, wie wir die restlichen dreiunddreißig runterholen.«
    »Vierunddreißig«, korrigierte Tinchen. »Ich muß ja auch mit. Das heißt, zunächst mal muß ich rauf.«
    »Ich bringe dich natürlich mit dem Wagen nach Chiasso, da haben auch noch zwei Leute Platz, aber es bleiben immer noch zu viele

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